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Im Zentrum dieser Ausgabe steht das Thema Transparenz und Durchlässigkeit von Bildungswegen. In insgesamt acht Beiträgen und einem Kommentar widmen sich verschiedene Autoren diesem aktuellen Thema der Berufsbildung.
Professor Dr. Reinhold Weiß, Forschungsdirektor des BIBB, eröffnet das Heft mit seinem Kommentar „Durchlässigkeit: Es gibt noch viel zu tun!“ und führt damit in das Thema ein. Gleich mehrere Beiträge widmen sich dem Europäischen Qualifikationsrahmen und seiner Bedeutung für die deutsche Berufsbildung aus verschiedenen Perspektiven. Außerdem werden Möglichkeiten des dualen Studiums sowie der „ProfilPASS“ zur Erfassung informeller Kompetenzen eingehend beleuchtet. In der Rubrik „Berufe aktuell“ werden die beiden neuen Berufe Servicefachkraft und Kaufmann/Kauffrau für Dialogmarketing“ vorgestellt. Ein weiterer Beitrag widmet sich dem Thema Kompetenzentwicklung in der Zeit.
Für die berufliche Bildung und ihren Stellenwert ist die Verzahnung mit dem allgemein bildenden Bereich aber auch den Hochschulen von besonderer Bedeutung. Der Ständige Vertreter des Präsidenten des BIBB und Leiter des Forschungsbereiches, Prof. Dr. Reinhold Weiß, stellt in zehn Punkten Überlegungen zu den vielseitigen Facetten der Durchlässigkeit in der beruflichen Bildung an.
Nationale Bemühungen, die Durchlässigkeit zwischen Bildungswegen zu fördern, gibt es schon lange, allerdings mit schwacher Wirkung. Europäische Entwicklungen zur Etablierung von Leistungspunkten in allen Bildungsbereichen könnten nun unterstützend wirken für die Schaffung einer besseren Durchlässigkeit durch Anrechnung vorhandener Kompetenzen. Worin diese neue Orientierung besteht, welche Voraussetzungen für eine Umsetzung notwendig wären, wie der Stand der Entwicklungen ist und welche Themenfelder in diesem Zusammenhang noch zu bearbeiten sind, zeigt dieser Beitrag.
Der europäische Integrationsprozess erfordert ein auf alle Bildungssysteme in Europa anwendbares gemeinsames Bezugssystem für Qualifikationen. Im November 2004 setzte deshalb die Europäische Kommission eine Arbeitsgruppe zur Entwicklung eines Konzeptes für einen bildungsbereichsübergreifenden Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) ein. Der im Juli 2005 vorgelegte Entwurf wurde in einem sog. Konsultationsprozess der breiten Öffentlichkeit zur Diskussion gestellt. In einer ersten deutschen Stellungnahme wird die Entwicklung eines solchen EQR, der Lernergebnisse und Kompetenzen mit wenigen Deskriptoren und Niveaustufen beschreibt, grundsätzlich begrüßt; es werden aber auch Bereiche thematisiert, in denen aus Sicht des Bundes und der Länder noch Überarbeitungs-, Forschungs- und Erprobungsbedarf besteht.
Peter-Werner Kloas; Sonja Brunner; Friedrich Hubert Esser
Die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft haben den Entstehungsprozess des Vorschlags für einen Europäischen Qualifikationsrahmen intensiv begleitet und sich in ausführlichen Konsultationen mit politischen Entscheidungsträgern, den Sozialpartnern und der Fachöffentlichkeit über dieses Thema auseinandergesetzt. Sie haben gemäß dem derzeitigen Wissens-, Diskussions- und Entwicklungsstand auf die im Konsultationsdokument gestellten Fragen gezielt geantwortet und sich zum Arbeitspapier der EU-Kommission "Auf dem Weg zu einem Europäischen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen" mit einer eigenen Stellungnahme positioniert. Die Ziele, die mit seiner Einführung verfolgt werden, werden grundsätzlich von der deutschen Wirtschaft mitgetragen; er müsse jedoch am Bedarf der Wirtschaft und am Nutzen für die Unternehmen ausgerichtet sein und Prämissen erfüllen, die im Beitrag dargelegt und erläutert werden.
Das Konsultationsverfahren zum Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR/EQF) macht vielen schlagartig klar, dass die europäische Bildungspolitik mehr und breitere Aufmerksamkeit verdient, als dies bisher in Berufsbildungskreisen üblich war. Durch den Maastrichter Vertrag sind den EU-Institutionen in Sachen Bildung weitgehend die Hände gebunden, war das gängige Urteil. In der Tat: Bildung ist und bleibt nationales Recht. Tatsächlich hat die Europäische Kommission aber nicht nur durch Förderprogramme wie Leonardo und Sokrates, sondern auf vielfältige Weise in den letzten Jahren bildungspolitische Projekte in Gang gesetzt, die auch für die nationale Bildungsdebatte wichtig sind. Im Zentrum stehen der Bologna-Prozess und der Brügge-Kopenhagen-Prozess, deren Aktivitäten und Ergebnisse auf nationale Bildungspolitiken ausstrahlen. Der Beitrag widmet sich dem Thema EQF aus gewerkschaftlicher Sicht. Im Zentrum stehen Fragen wie: EQR kontra duales System? Erzwingt Outcome-Orientierung die Modularisierung? Sind Outcome-Orientierung und Input-Orientierung unvereinbar? Wer stuft wen wie ein? Welche Bedeutung haben Sektorrahmen?
Während bisher Leistungspunktesysteme vorwiegend die Hochschulbildung betrafen, beziehen die neu entwickelten Credit-Systeme alle Lernmodalitäten sowohl in der Berufs- als auch in der Hochschulbildung ein und tendieren dazu, auch die des lebenslangen Lernens zu umfassen. Die Kopenhagener Erklärung von 2002 gab den Startschuss für die Entwicklung eines European Credit (transfer) system for Vocational Education and Training (ECVET). Im Juli 2005 wurde der Vorschlag eines ECVET-Modells den Generaldirektoren für Allgemeine und Berufliche Bildung in Brüssel vorgestellt. Zur Zeit wird der Vorschlag verfeinert, nicht zuletzt auf der Grundlage von zwei europäischen Forschungsprojekten, an denen sich das BIBB beteiligt. Im Beitrag werden der bildungspolitische Kontext von ECVET vorgestellt, Herausforderungen und Schwierigkeiten bei der Umsetzung dargelegt sowie zukünftige Entwicklungen aufgezeigt.
Mit dem "ProfilPASS" liegt ein leistungsfähiges Instrument zur Identifizierung, Erfassung und Anerkennung von informellem Lernen in Deutschland vor. Der "ProfilPASS" ist das Ergebnis eines mehrstufigen Verbundprojektes der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung, dem eine Analyse der europäischen und deutschen Passaktivitäten im Rahmen einer Machbarkeitsstudie sowie eine sich daran anschließende Entwicklung, Erprobung und Evaluation vorausgegangen ist. Derzeit wird im Kontext der Implementierung des Passkonzeptes das Ziel verfolgt, den bildungsbereichs- und zielgruppenübergreifenden "ProfilPASS" und das darauf bezogene Beratungskonzept breitenwirksam in Deutschland zur Anwendung zu bringen.
Die Forderung nach Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung ist seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland ein Dauerthema. Gegenwärtig erlangt das Thema neuen Auftrieb durch den Konsultationsprozess zum europäischen Qualifikationsrahmen, durch die Förderung des BMBF von Initiativen zur "Anrechnung beruflicher Kompetenzen auf Hochschulstudiengänge" sowie durch die kontrovers geführte Diskussion um die ergänzende Bezeichnung "Bachelor Professional" für hochwertige berufliche Fortbildungsabschlüsse. In diesem Beitrag geht es um einen spezifischen Aspekt der Gleichwertigkeit, nämlich um die Frage des Zugangs zur Hochschule für berufliche Qualifizierte, die keine schulische Zugangsberechtigung aufweisen. Der Zugang zur Hochschule ist der entscheidende erste Schritt, dem die weiterführende Frage nach der studienzeitverkürzenden Anrechnung von beruflichen Qualifikationen folgt.
Im Modellversuch "Berufsbegleitende Weiterbildung zum Industrie-/Handwerksmeister und Diplom-Wirtschaftsingenieur (FH) am Studienort Betrieb" wird seit 2001 an einer simultanen Entwicklung der Berufsfähigkeit von Facharbeitern zum Meister und Diplomwirtschaftsingenieur (FH) gearbeitet. Mit dem mehrfach qualifizierenden Karriereweg tragen Unternehmen des Maschinenbaus und der maritimen Wirtschaft in der Region Rostock/Ostmecklenburg-Vorpommern dazu bei, Arbeitnehmern im Berufsfeld Metalltechnik den Anschluss an ein Studium zu ermöglichen. Das Angebot entwickelt eine neue Abstimmungs-, Studienorganisations- und Abschlussqualität im Verhältnis der Dualpartner Unternehmen und Hochschule. Im Beitrag werden der Studiengang beschrieben und erste Ergebnisse vorgestellt.
Anfang 2005 hat der Wissenschaftsrat die Qualität der Forschung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) evaluiert und Empfehlungen zur Verbesserung der Forschung gegeben. Heike SOLGA und Gert G. WAGNER, beide gleichzeitig Mitglieder des Wissenschaftsrates und des neu eingerichteten Wissenschaftlichen Beirates des BIBB, haben in der Ausgabe 1/2006 dieser Zeitschrift die Ergebnisse des Wissenschaftsrates aus ihrer Sicht dargestellt. Im Beitrag würdigt der Autor, selbst Mitglied im Hauptausschuss des BIBB und beratendes Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat, die Leistungen der Forschung im BIBB aus gewerkschaftlicher Sicht. Gleichzeitig werden der Beitrag von SOLGA und WAGNER und die Ergebnisse der BIBB-Evaluierung durch den Wissenschaftsrat kritisch unter die Lupe genommen." Der Autor tritt in Übereinstimmung mit dem Wissenschaftsrat für eine Intensivierung der Forschung im BIBB ein, lehnt aber die Trennung von Forschung und Ordnungsarbeit sowie eine Abschaffung der integrativen Aufgabenwahrnehmung ab. Die Nachfrage von Politik und Berufsbildungspraxis nach forschungsbasierter Beratung durch das BIBB spreche für die Qualität von Forschung in der Kombination von Praxis- und Theoriefragen.
Die Frage der Kompetenzentwicklung in der Zeitarbeit wurde bisher in Forschung und Praxis vernachlässigt. Da diese Erwerbsform jedoch zunehmend expandiert, ist es notwendig, Konzepte zur Kompetenzentwicklung für diese Zielgruppe aufzuzeigen. Im Beitrag werden Forschungsergebnisse skizziert, die in einem BIBB-Forschungsprojekt zu diesem Thema erhoben wurden. Ergebnisse aus Fallstudien in den Niederlanden und in Frankreich, aus Befragungen deutscher Zeitarbeitnehmer wie auch der Zeitarbeitsunternehmen verdeutlichen, dass die Chancen für eine Kompetenzentwicklung in der Zeitarbeit selber liegen, nämlich im Lernen in der Arbeit und den dabei informell erworbenen Kompetenzen.
Am 1. August 2006 gehen zwei neue Berufe an den Start: Servicefachkraft für Dialogmarketing und Kaufmann/Kauffrau für Dialogmarketing. Im BIBB laufen die letzten Vorbereitungen für die Einführung. Der Beitrag stellt die neuen Berufsbilder vor.
Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) fördert die berufliche Weiterbildung mit dem Weiterbildungs-Innovations-Preis (WIP), der jährlich ausgeschrieben wird und innovative Qualifizierungskonzepte auszeichnet. Der Beitrag stellt die 2006 ausgezeichneten Maßnahmekonzepte vor.