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Die Reform der beruflichen Bildung ist ein dynamischer Prozess, der von sehr unterschiedlichen Herausforderungen beeinflusst wird. Der Abbau an Ausbildungsplätzen, der Einfluss technologischer und wirtschaftlicher aber auch gesellschaftlicher Veränderungen auf Arbeitsorganisation und Berufsanforderungen, die Entwicklung und Erprobung neuer Lehr- und Lernformen, die unterschiedlichen Vorstellungen zur Finanzierung der dualen Berufsausbildung, demographische Veränderungen sowie Auswirkungen der Globalisierung der Märkte und des internationalen Wettbewerbs sind die wesentlichen Entwicklungsströme, die derzeit Einfluss auf die berufliche Aus- und Weiterbildung nehmen. In dem Beitrag setzen sich Mitarbeiter des Bundesinstuts für Berufsbildung mit zentralen Zukunftsfragen der beruflichen Bildung auseinander. Die einzelnen Abschnitte befassen sich mit Überlegungen zum Berufskonzept und der Notwendigkeit, Aus- und Weiterbildung systematischer miteinander zu verzahnen, mit der Verschiebung der Altersstruktur der Erwerbstätigen, den Folgen der fortschreitenden Europäisierung für die nationale Berufsbildungspolitik, Ansätzen zur Modularisierung der beruflichen Bildung und mit verschiedenen Möglichkeiten der Finanzierung der dualen Berufsausbildung.
Das duale System der Berufsbildung hat sich in der Vergangenheit als wandlungsfähiges und damit erfolgreiches Berufsbildungssystem erwiesen. Angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen und im Hinblick auf seine zukünftige Leistungsfähigkeit ist von entscheidender Bedeutung, die Elemente, auf denen sein Erfolg beruht, konsequent zu entwickeln und zu stärken. Die Überlegungen dazu beschränken sich nicht auf das duale System, für das eine Erweiterung des Berufsspektrums durch Ausbildungsberufe mit praktisch-technischen bzw. theoretisch-technischen Qualifikationsschwerpunkten vorgeschlagen wird, sondern beziehen auch die Struktur des tertiären Bildungswesens ein. Die Einrichtung dualer Bildungsgänge im tertiären Bereich sollte sinnvollerweise mit einer stärkeren Strukturierung des Weiterbildungssektors mit dem Ziel der Erhöhung seiner Transparenz einhergehen. Unter Berücksichtigung der bildungspolitischen Entwicklung in der Europäischen Union wird aufgezeigt, wie die Aus- und Weiterbildung zu einem leistungsstarken und innovativen Berufsbildungssystem zusammengeführt werden kann, das die Grundlage für einen kontinuierlichen Erwerb von Qualifikationen bereitstellt.
Auch in früheren wirtschaftlich schwierigen Perioden gab es Einschränkungen beim Ausbildungsplatzangebot, jedoch nicht im Umfang wie in den letzten Jahren. Es sind vor allem große traditionelle Bereiche des dualen Systems wie die industriellen Metall- und Elektroberufe, die Industrie- und Bankkaufleute betroffen. Überproportional weniger Ausbildungsplätze gibt es in allen Bereichen für junge Frauen. Ein Lichtblick bilden die handwerklichen Bau- und Ausbauberufe und einige wenige Dienstleistungsberufe. Im Jahre 1995 gab es aufgrund der Werbeaktion von Wirtschaft und Politik Steigerungen in einer Reihe von Bereichen, jedoch keine Trendwende.
Im Zuge der Diskussion um die Attraktivität des dualen Systems stellt sich die Frage, ob eine vollqualifizierende schulische Berufsausbildung eine Alternative zur Lehre darstellt. Dazu wurden Absolventen und Absolventinnen stärker besetzter Berufsrichtungen und, zur Ergänzung, höherer Handelsschulen nach ihren beruflichen Zielen, der Einschätzung ihrer Ausbildung und dem Übergangsverlauf befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass je nach Fachrichtung schwerpunktmäßig unterschiedliche Ziele und Qualifikationserwartungen mit dem Berufsfachschulbesuch verknüpft wurden. Der Übergangsverlauf an der zweiten Schwelle stellt sich im Vergleich mit Absolventen des dualen Systems nicht schlecht dar. Dass der Besuch der Berufsfachschule als Ersatz für eine Ausbildung im dualen System herhalten musste, geben insgesamt nur fünf Prozent der Befragten an. Eine Konkurrenz zur betrieblichen Ausbildung oder Warteschleifenfunktion lässt diese Befragung nicht erkennen. Vielmehr stellt die Berufsfachschule ein ebenso qualifiziertes wie qualifizierendes Angebot bereit, das ihren Absolventen anderweitig offensichtlich nicht zur Verfügung steht.
Die Untersuchung sollte klären, ob der Bedarf an Fachkräften der Wasserwirtschafts- und Straßenbauverwaltung durch bestehende bundesweit geregelte Ausbildungsberufe gedeckt werden kann oder ob spezielle Ausbildungsberufe für diese Bereiche notwendig sind. Der erste Teil der Frage konnte insbesondere anhand eines inhaltlichen Vergleichs der aktuellen Ausbildungspläne dahingehend beantwortet werden, dass die bestehenden Berufe dazu nicht in der Lage sind. Auf der Grundlage umfangreicher Vorarbeiten in den Ländern Baden-Württemberg und Hessen zur Aktualisierung der Ausbildungspläne für die bestehenden Ausbildungsberufe wurde ein Vorschlag zur bundeseinheitlichen Neuordnung der bisher nach Landesrecht geregelten Berufe entwickelt.
Der Ausbau der beruflichen Weiterbildung ist an Grenzen gestoßen. Dies hat die Unsicherheit über die Entwicklung der Weiterbildungsstrukturen verstärkt. Ausgehend von den veränderten Arbeits- und Qualifikationsstrukturen, die eine schleichende Auflösung des industriellen Konzepts der Berufsarbeit bewirken, werden anhand von fünf Spannungsverhältnissen die Folgen für die berufliche Weiterbildung diskutiert. Die skizzierten Spannungsverhältnisse zwischen individualisiertem Lernen und kooperativer Selbstqualifikation, selbstorganisiertem Lernen und unterrichtlichem Lernen, aufgabenspezifischem Training und beruflicher Allgemeinbildung, Weiterbildung durch Erfahrung und Fortbildungsberufen sowie offenem Weiterbildungmarkt und staatlich geregeltem Weiterbildungssystem machen deutlich, dass für eine den Anforderungen gerecht werdende Entwicklung der Weiterbildungsstrukturen Kompromisse ausgehandelt werden müssen. Dazu werden fünf Leitlinien vorgeschlagen.
Ausbildungsmittel können dazu beitragen, Fähigkeiten wie Gestaltungs- und Kommunikationsfähigkeit zu fördern. Dazu müssen sie offene individuelle und differenziert einsetzbare Lernangebote enthalten. An zwei Medienentwicklungen soll gezeigt werden, wie Handwerksbetriebe in der Differenzierung und Modernisierung ihrer Ausbildung gestützt werden können. Dabei handelt es sich zum einen um die Einführung eines produktorientierten Leittextkonzeptes im Bereich des Möbelbaus, zum anderen um eine Sammlung "Projektarbeiten und Holzübungsstücke" für das Tischlerhandwerk. Mit den neuen Medien kann nicht nur eine Qualitätssteigerung in der Ausbildung bewirkt werden, sondern es können auch neue Ideen im Handwerk verbreitet werden, die der Kundenbetreuung, der betrieblichen Werbung und der Erweiterung der Erzeugnisvielfalt dienen.
Für junge Fachkräfte wird es zunehmend schwieriger, im Anschluss an ihre Berufsausbildung eine Beschäftigung zu finden. Das Bundesinstitut für Berufsbildung befragte 850 ostdeutsche Fachkräfte nach ihren Erfahrungen im ersten Jahr nach Ausbildungsabschluss. Relativ günstige Perspektiven hatten diejenigen, die ihre Ausbildung in einem Betrieb absolvierten. Die außerbetrieblich Ausgebildeten wurden dagegen in der Mehrzahl der Fälle zunächst einmal arbeitslos.