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Verbunden mit einer stärkeren Orientierung an Lernergebnissen und der Aufwertung von nicht nur im formalen System erworbenen Qualifikationen hat sich das Spektrum an Verfahren zur Leistungsfeststellung in der Berufsbildung ausdifferenziert. Hierzu gibt diese BWP-Ausgabe einen Überblick. Dabei geht es im Kern um zwei Fragestellungen: In welcher Weise kann mit Verfahren zur Kompetenzfeststellung, mit Zertifikaten und Prüfungen berufliche Handlungskompetenz sichtbar gemacht und dokumentiert werden und wie können damit Zugänge im und zum Bildungs- und Beschäftigungssystem eröffnet werden? Im Editorial zur Ausgabe fordert BIBB-Präsident Professor Dr. Friedrich Hubert Esser die Entwicklung eines Deutschen Qualifikationsrahmens, der national wie international Reformperspektiven für das Bildungswesen eröffnet zu einem guten Abschluss zu bringen. Er appelliert an alle Akteure, bei den letzten strittigen Punkten zu einer Einigung zu kommen. Unter dem Motto „Mutig oder übermütig?“ werden unter weitere Themen Eckpunkte der luxemburgischen Berufsbildungsreform dargestellt.
Die Umsetzung des Deutschen Qualifikationsrahmens könne nur gelingen, wenn die Zuordnung der Qualifikationen zu den verschiedenen Niveaus in den unterschiedlichen Bereichen des Bildungssystems nach einheitlichen Kriterien und in miteinander abgestimmten Verfahren erfolge, so der BIBB-Präsident Prof. Dr. Esser. Mit Nachdruck spricht er sich dafür aus, das Abitur und die drei- und. dreieinhalbjährigen Berufsabschlüsse auf der gleichen Niveaustufe zu verorten. Alle Akteure seien hier gut beraten, das bislang Erreichte nicht kurz vor der Ziellinie infrage zu stellen.
Jahr für Jahr nehmen mehrere Hunderttausend junge Männer und Frauen an Ausbildungsabschlussprüfungen teil, um die von ihnen erworbene Berufsbefähigung unter Beweis zu stellen und einen qualifizierten Berufsabschluss zu erwerben. Wie vielen Prüfungsteilnehmenden dies unmittelbar gelingt, kann seit der Umstellung der Berufsbildungsstatistik auf Individualdaten mit einem speziellen Indikator ausgewiesen werden: der Erfolgsquote bei Erstprüfungen.
Mit der wachsenden Bedeutung des lebensbegleitenden Lernens und dem Wandel von Arbeit und Qualifizierung gewinnen Verfahren und Instrumente zur Kompetenz- und Leistungsfeststellung zunehmend an Bedeutung. Sie gehören zu den neuen Steuerungs- und Gestaltungskonzepten im Bildungswesen, die vorrangig auf Effektivität und Verwertbarkeit gerichtet sind und zugleich zur verbesserten Durchlässigkeit, Transparenz und internationalen Vergleichbarkeit von Qualifikationen beitragen sollen. Der Beitrag beleuchtet diese Hintergründe, gibt eine erste Übersicht über die den Verfahren zur Kompetenz- und Leistungsfeststellung zugrunde liegenden Ansätze in der Berufsbildung und verdeutlicht das Spannungsfeld, in dem sich die Verfahren bewegen. Schließlich wird auf Perspektiven der Umsetzung und institutionelle Rahmenbedingungen eingegangen.
Die Verankerung des Leitbilds der Kompetenzorientierung wird zurzeit auf internationaler und nationaler Ebene erörtert. In Deutschland erstreckt sich diese Diskussion auch auf die Entwicklung von Ausbildungsordnungen sowie die Gestaltung von Prüfungen im Dualen System. Doch was heißt kompetenzbasiert prüfen? Im Mittelpunkt des Beitrags stehen Zwischenergebnisse eines im BIBB durchgeführten Forschungsprojekts, in dem grundlegende Aspekte kompetenzbasierter Prüfungen erarbeitet wurden. Ausgehend von einer Skizze zu Veränderungen im Prüfungswesen und einer kurzen Beschreibung des Projekts werden die relevanten Ebenen kompetenzbasierter Prüfungen vorgestellt. Den Abschluss bildet ein Ausblick auf das weitere Vorgehen im Projekt.
Annette Gönnenwein; Alexander Nitzschke; Annalisa Schnitzler
Für die gewerbliche Ausbildung gibt es nur vereinzelte systematische Untersuchungen der Fachleistungen von Auszubildenden über den Verlauf der Ausbildung. In einem Kooperationsprojekt des Bundesinstituts für Berufsbildung und der Universität Stuttgart (Aqua.Kom) wird u. a. das Ziel verfolgt, valide und reliable Messinstrumente zur Erfassung von Fachkompetenz für den Ausbildungsberuf Mechatroniker/-in zu entwickeln. Diese sollen es ermöglichen, zu Beginn, in der Mitte und am Ende der Ausbildung den Stand der Fachkompetenz zu bestimmen sowie deren Entwicklung im Verlauf der Ausbildung abzubilden. In diesem Beitrag wird die Konstruktion des Tests vorgestellt, der in der Mitte der Ausbildung eingesetzt wird.
Arbeits- und Geschäftsprozessorientierung als Leitprinzipien in der beruflichen Erstausbildung beabsichtigen die Einbindung des Lernens in reale Geschäftsprozesse und implizieren ganzheitliches Lernen, das Lernen an berufstypischen Aufgaben, sowie das Planen, Handeln und Kontrollieren in komplexen Arbeitszusammenhängen. Doch wie können so erworbene Kompetenzen in einer Prüfung adäquat abgebildet werden? Im Projekt „Umsetzung prozessorientierter Berufsausbildung in der Textilwirtschaft“ des BIBB und der TU Kaiserslautern wurden Planungshilfen und Prüfungsaufgaben entwickelt und erprobt. In diesem Beitrag werden das Konzept und die Konstruktion einer Prüfungsaufgabe vorgestellt.
Im Projekt „Virtuelles Lernen auf der Baustelle – Vila-b“ wurde ein Weiterbildungskonzept entwickelt, welches methodisch auf einem Blended-Learning-Ansatz basiert und inhaltlich an realen Arbeitsprozessen der Zielgruppe (Fachkräfte aus dem Handwerk) ausgerichtet ist. Das Konzept wurde mit insgesamt 16 Teilnehmenden erprobt und hinsichtlich des Lernerfolgs evaluiert. Die Evaluation basierte auf zwei Selbsteinschätzungsbögen für das Fachwissen und die arbeitsprozessbezogenen Kompetenzen. Beide Evaluationsinstrumente beinhalten eine vierstufige Skala, die ansteigende Kompetenzniveaus vom Anfänger bis zum Experten beschreibt. Der Beitrag berichtet über die Lernerfolge der Teilnehmenden und über weitere Einsatzmöglichkeiten des vorliegenden Evaluationsansatzes, bei dem die Kompetenzstufen anhand realer Arbeitsprozesse formuliert wurden.
Im Bereich des Sprachtrainings hat die Henkel AG & Co. KGaA einen Paradigmenwechsel vom herkömmlichen Sprachunterricht zum prozessorientierten Kommunikationstraining vollzogen. Ausgehend von einer systematischen Bedarfserhebung wird dieses konsequent auf die am Arbeitsplatz der Beschäftigten benötigten Sprachkompetenzen ausgerichtet. Im Beitrag werden Aufbau und Durchführung der Sprachenfortbildung beschrieben, bei der auch die Qualifizierung der eingesetzten Trainer/-innen eine wesentliche Rolle spielt. Es werden zudem Maßnahmen und Werkzeuge benannt, die zur kontinuierlichen Evaluation und Dokumentation relevanter Trainingsdaten implementiert wurden und nun eine systematische Qualitätsverbesserung und Effizienzmessung der angebotenen Trainings ermöglichen.
In Kanada trägt der konsequente Ausbau von Durchlässigkeit im Bildungs- und Beschäftigungssystem seit Jahren erheblich zu landesweit hohen Bildungs- und Beschäftigungsquoten bei. Dabei ist weniger der formale Weg zu einer Qualifikation entscheidend, als vielmehr die Demonstration von Kompetenzen, die in zahlreichen Verfahren zur Feststellung und Validierung von Lernleistungen unter Beweis gestellt werden können. Der Beitrag liefert eine Übersicht dieser Aktivitäten und fokussiert dann auf den Ausbildungsbereich ‚Red Seal Program‘, der u. a. vielfältige Möglichkeiten zur Anerkennung von Kompetenzen bietet. Trotz ähnlicher Herausforderungen und Schwierigkeiten bei der Leistungsfeststellung besteht der zentrale Unterschied zu deutschen Anerkennungsverfahren in der Logik, mit der die Leistungsfeststellung in Kanada umgesetzt wird.
Mit der Forderung, die Möglichkeiten der Anrechnung und Anerkennung von außerhalb des Bildungssystems erworbenen Lernergebnissen in Deutschland zu verbessern, steigt die Bedeutung der dafür notwendigen Verfahren. Auch in anderen Ländern werden Verfahren zur Lernergebnisfeststellung eingesetzt, die auf eine Anrechnung oder Anerkennung von außerhalb des Bildungssystems erworbenen Lernergebnissen zielen. Im Beitrag werden beispielhaft schweizerische und norwegische Verfahren vorgestellt.
Der Anerkennung beruflicher Kompetenzen, die außerhalb formaler Lernkontexte erworben werden, kommt immer mehr Aufmerksamkeit zu. Dabei nimmt die sogenannte Externenprüfung in Deutschland eine prominente Rolle ein. Sie ermöglicht den Erwerb eines Berufsabschlusses, ohne zuvor eine Berufsausbildung absolviert zu haben. Für die Zulassung zur Prüfung sind bestimmte Nachweise zu erbringen. Im Beitrag werden erste Ergebnisse eines BIBB-Forschungsprojekts vorgestellt, in dem Externe und Kammervertreter/-innen hinsichtlich der Zulassungskriterien im Rahmen der Externenprüfung befragt wurden.
Maßnahmen der Berufsvorbereitung sind wichtige Instrumente der Rekrutierung von Nachwuchskräften. Dies kann an zusätzlicher Relevanz gewinnen, wenn die Durchlässigkeit zwischen der Berufsausbildungsvorbereitung und der Berufsausbildung gesteigert wird. Die Deutsche Bahn hat sich an der Betrachtung ebendieser Schnittstelle in der Pilotinitiative DECVET des BMBF beteiligt. Im Beitrag wird beschrieben, wie über die Definition von Lernergebniseinheiten und mithilfe eines Kompetenzfeststellungsverfahrens die Erreichung der Lernergebniseinheiten überprüft werden können. Dies stellte die Basis für eine Anrechnung von Leistungen dar. Deutlich wird, dass damit Instrumente vorliegen, mit denen die Transparenz und die Qualität der Bildungslandschaft insgesamt deutlich gesteigert werden können.
Bis zur Hälfte der Kreditpunkte eines Hochschulstudiums können nach einem Beschluss der KMK aus dem Jahr 2002 durch außerhochschulisch erworbene Kompetenzen ersetzt werden. Im Rahmen der BMBF-Initiative ANKOM (Anrechnung beruflicher Kompetenzen auf Hochschulstudiengänge) wurden zunächst pauschale und individuelle Anrechnungsverfahren für einzelne berufsbegleitende und weiterbildende Studiengänge entwickelt und implementiert. Die jüngsten Novellen der Landeshochschulgesetze stellen die Hochschulen vor die Herausforderung, die in Modellprojekten entwickelten Anrechnungsverfahren auf sämtliche Studiengänge zu übertragen. Im Beitrag werden Verfahren vorgestellt, die im Rahmen des Modellprojekts „Offene Hochschule Niedersachsen“ entwickelt wurden und auf die gesamte Vielfalt hochschulischer Angebote des grundständigen Studienbereichs übertragen werden könnten.
Mit dem Gesetz zur Reform der Berufsbildung vom 19. Dezember 2008 wird das System der beruflichen Erst- und Weiterbildung in Luxemburg umfassend modernisiert. Zentrale Reformpunkte bestehen in der Ausrichtung der Ausbildung auf eine modulare und kompetenzorientierte Struktur. Das Institut für Wirtschaftspädagogik an der Universität St. Gallen und das BIBB unterstützen und begleiten das Reformprojekt, dessen Implementierung schrittweise bis 2013 geplant ist. Dies umfasst konzeptionelle Entwicklungsarbeiten, das Coaching der curricularen Arbeitsgruppen sowie die Vorbereitung des Lehr- und Ausbildungspersonals. Dieser Beitrag fokussiert auf die beiden zentralen Reformkonzepte Modularisierung und Kompetenzorientierung. Neben dem vertretenen Bedeutungsverständnis wird erläutert, wie die Konzepte bislang in den Ordnungsgrundlagen umgesetzt worden sind.