Angebote zur Berufsorientierung sollen Jugendliche dabei unterstützen, eigene Stärken und Interessen zu erkennen, berufliche Perspektiven zu entwickeln und damit den Übergang von der Schule in den Beruf erleichtern. Doch welche Beratung und Unterstützung wünschen sich Jugendliche in dieser Phase und bieten bestehende Angebote die passende Hilfe?
Widersprüche und offene Frage werden in dieser Ausgabe unter die Lupe genommen. Neben konzeptionellen Überlegungen aus entwicklungspsychologischer Sicht richtet sich der Blick u .a. auf Forschungsergebnisse zu Informations- und Suchstrategien von Jugendlichen. Zudem wird die Potenzialanalyse als ein zentrales Instrument der Berufsorientierung vorgestellt und in ihrer Wirksamkeit reflektiert.
Im Editorial benennt BIBB-Forschungsdirektor Weiß Optimierungspotenzial bei der Konzeption und Organisation von Angeboten und fordert, Berufsorientierung als Bildungsauftrag zu verstehen und zu gestalten.
Die erste BWP-Ausgabe im neuen Jahr präsentiert sich in neuem Outfit. Den Wechsel zum Franz Steiner Verlag haben wir zum Anlass genommen, nach mehr als zehn Jahren das Layout der Zeitschrift zu modernisieren und auch konzeptionell kleinere Veränderungen vorzunehmen.
Von 2007 bis 2011 sank der Anteil der erfolglosen Ausbildungsplatzbewerber/-innen deutlich. 2012 aber kehrte sich der Trend um und in 2013 verschlechterte sich die Lage nochmals. Auffallend ist, dass nicht nur der Anteil der erfolglosen Bewerber/-innen wieder steigt, sondern zugleich auch die Betriebe zunehmend mit Problemen kämpfen, ihre Plätze zu besetzen. Der Beitrag beschreibt die Lage und sucht nach Ursachen.
Der Übergang von der Schule in die Berufswelt ist ein einschneidender Schritt in der Biografie junger Menschen. Entsprechend schwierig empfinden es Jugendliche, hier eine »richtige« Entscheidung zu treffen. Was ist ihnen wichtig mit Blick auf ihre berufliche Zukunft, warum fällt ihnen die Entscheidung so schwer und welche Unterstützung wünschen sie sich in dieser Phase? Diese und weitere Fragen gilt es zu berücksichtigen, wenn man Angebote zur Berufsorientierung und Bildungswege so gestalten will, dass sie möglichst allen Jugendlichen berufliche Perspektiven bieten.
In zahlreichen Förderprogrammen und Projekten sind Konzepte und Instru-mente zur (außer-)schulischen Berufsorientierung entwickelt und evaluiert worden. Trotz der Vielfalt an unterschiedlichen Erfahrungsberichten, Gestaltungsvorschlägen und Absichtserklärungen scheint beim Verständnis von Berufsorientierung und den zugrunde liegenden pädagogischen Leitbildern weitgehend programmatischer Konsens zu herrschen. Dieser Konsens ist jedoch nicht frei von Widersprüchen und wirft einige Fragen auf, die im Beitrag reflektiert werden.
Die berufsbezogene Entwicklung ist ein individueller und lebenslanger Prozess. Es entstehen Vorstellungen über die Arbeitswelt, Berufswünsche und berufsbezogene Entscheidungen im Prozess der Auseinandersetzung des sich entwickelnden Individuums mit seiner je spezifischen sozialen Umwelt. Der Beitrag stellt entwicklungspsychologisch orientierte theoretische Perspektiven auf diesen Prozess dar, berichtet empirische Befunde und diskutiert Konsequenzen für die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen.
Bei der Suche nach Ausbildungsberufen und -stellen treffen Jugendliche auf zahlreiche Angebote und Akteure, die ihnen den Weg weisen wollen. Angesichts dieser Vielfalt stellt sich die Frage, wie Jugendliche die Phase der Berufswahl und Stellensuche erleben und welche Angebote zielführend für sie sind: Haben persönliche Kontakte und Gespräche nach wie vor einen hohen Stellenwert oder wird die Aufmerksamkeit der jungen Menschen vor allem über das Internet geweckt? Und variieren Informations- und Suchstrategien mit ausgewählten soziodemografischen Merkmalen? Aktuelle empirische Hinweise zu diesen Fragen liefert die BA/BIBB-Bewerberbefragung 2012.
Die Verbesserung der Berufsorientierung ist erklärtes Ziel fast aller berufsvorbereitenden Maßnahmen, die Jugendliche beim Übergang von der Schule in die Ausbildung unterstützen sollen. Damit ist die Erwartung verbunden, dass eine verbesserte Berufsorientierung maßgeblich die Chancen der Jugendlichen auf dem Ausbildungsmarkt erhöht. Anhand der Evaluation der Projekte »Abschlussquote erhöhen – Berufsfähigkeit steigern 2« (AQB2) sowie »Erweiterte Berufsorientierung und Praxiserfahrung« (VBoP) zeigt dieser Beitrag jedoch, dass eine Berufsorientierung vor allem dann wirksam werden kann, wenn sie den Jugendlichen gleichzeitig direkte Kontakte zu den Aus-bildungsbetrieben (z. B. durch Langzeitpraktika) herstellt.
Seit 2010 ist eine Potenzialanalyse fester Bestandteil des Berufsorientierungsprogramms des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Durch die Einbettung in große Bundes- und Landesprogramme wird inzwischen eine große Zahl von Schülerinnen und Schülern mit einer Kompetenzfeststellung erreicht. Allerdings sind die Wirkungen solcher Verfahren im Kontext der frü-hen Berufsorientierung wissenschaftlich noch nicht systematisch abgesichert sowie Funktion und Zielsetzungen noch nicht eindeutig definiert. Der Artikel stellt die Herausforderungen dar, die sich aus diesem Spannungsfeld für das Instrument Potenzialanalyse ergeben.
Trotz der Vielfalt an gleichstellungspolitisch motivierten Berufsorientierungsprojekten im technisch-handwerklichen Bereich hat sich der Frauenanteil im Handwerk und in gewerblich-technischen Berufen bisher nur wenig geändert, weshalb sich die Frage nach deren Wirksamkeit stellt. Im Beitrag wird am Beispiel von zwei ausgewählten Girls’ Day-Veranstaltungen gezeigt, inwieweit Geschlechtergrenzen in gleichstellungsorientierten Förderprojekten im technisch-handwerklichen Bereich interaktiv aufgeweicht oder aber verfestigt werden.
Das Haus der Berufsvorbereitung Bonn/Rhein-Sieg bietet in einem einjährigen Praxislehrgang benachteiligten Schülerinnen und Schülern der Region die Möglichkeit, sich während ihrer Schulzeit auf eine Ausbildung im dualen System vorzubereiten. Den Jugendlichen soll die Chance auf einen Ausbildungsplatz und damit auf ein dauerhaftes Arbeitsverhältnis eröffnet werden. Darüber hinaus haben ausbildende Unternehmen der Region die Möglichkeit, ausbildungsreife Jugendliche zu rekrutieren, die ihnen auch nach der Ausbildung als engagierte Facharbeiter/-innen zur Verfügung stehen. Der Beitrag berichtet von Erfahrungen und Herausforderungen der berufspädagogischen Arbeit.
Arbeitsmarktprognosen zeigen einen dramatischen Abbau von Einfacharbeitsplätzen. Damit verbunden ist das zunehmende Beschäftigungsrisiko von Geringqualifizierten bzw. Beschäftigten ohne formalen Berufsbildungsabschluss. Jüngste Befunde einer repräsentativen Betriebsbefragung des BIBB belegen das Interesse von rund 300.000 Betrieben an einer abschlussorientierten Nachqualifizierung dieser Personengruppe. Auf der Basis von Erkenntnissen aus Modellen zur Flexibilisierung bestehender Berufsbilder durch Ausbildungsbausteine bzw. Teilqualifikationen wird erörtert, wie diese Erfahrungen für die Nachqualifizierung junger Erwachsener nutzbar gemacht werden können.
Vorzeitige Lösungen von Ausbildungsverträgen sind in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus wissenschaftlicher Betrachtungen gerückt. Angesichts eines in vielen Branchen drohenden Fachkräftemangels ist das Thema auch verstärkt Gegenstand der Berichterstattung in den Medien geworden. Dort dominiert das Bild von nicht durchhaltewilligen und -fähigen Jugendlichen und von Vertragslösung als negativ zu beurteilendem »Abbruch«. Die hier vorgestellten Studienergebnisse zeichnen ein differenzierteres Bild: Sie geben Aufschlüsse zu den Gründen vorzeitiger Vertragslösungen im Handwerk und auch zu den weiteren Perspektiven der Jugendlichen nach einer Vertragslösung.
Zum 1. August 2014 tritt die Neuregelung der Berufsausbildung im Bereich der Bürowirtschaft in Kraft. Die drei bisherigen Ausbildungsberufe der Bürokaufleute sowie der Kaufleute und Fachangestellten für Bürokommunikation werden zum neuen Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement. Damit steht für Industrie, Handel, Handwerk und den Öffentlichen Dienst ein Ausbildungsberuf zur Verfügung, der mit über 80.000 Ausbildungsverhältnissen zu einem der Größten zählen wird. Im Beitrag werden die strukturellen und inhaltlichen Neuerungen sowie die Herausforderungen der Berufsentwicklung dargestellt.
Auf dem Markt befindliche Verfahren zur Kompetenzfeststellung werden von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) nur zögerlich eingesetzt, da sie oft nicht für den betrieblichen Alltag entwickelt worden sind. Mit dem KMU-Kompetenzbuch (KMU.Kom) liegt ein Instrument vor, das den Anforderungen und Entwicklungen der Unternehmens- und Beschäftigtenziele gleichermaßen gerecht zu werden versucht. Es orientiert sich am Kompetenzverständnis des DQR und konnte mittlerweile in 62 hessischen Betrieben implementiert und verstetigt werden.
Wie in jedem Jahr stand auch in der letzten Sitzung im Jahre 2013 unter Vorsitz von Monika Wenzel, Beauftragte des Landes Hessen, die Ausbildungsstellenbilanz zum 30. September im Mittelpunkt der Beratung. Weitere Schwerpunkte galten der Zukunft der Modellversuche, die vom BIBB gemäß § 90 Absatz 3 Nr. 1d BBiG gefördert werden, der Umsetzung des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) und den Ergebnissen des »Programme for the International Assessment of Adult Competencies« (PIAAC) der OECD.