Technologien des Web 2.0 und Möglichkeiten des mobilen Lernens eröffnen in der Aus- und Weiterbildung neue Potenziale. Die Beiträge gehen der Frage nach, ob und wie sich durch digitale Medien das Lernen verändert, welche neuen Möglichkeiten sie für die verschiedenen Lernorte und die unterschiedlichen Handlungsfelder bieten und wie diese Optionen in der Praxis bereits umgesetzt werden. Dabei spielt auch die Förderung der Medienkompetenz auf Seiten der Lehrenden und Lernenden eine entscheidende Rolle. Im Editorial zum Heft verweist Forschungsdirektor Prof. Dr. Reinhold Weiß darauf, dass Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien vorwiegend auf informellem Weg erworben werden. Umso wichtiger ist es daher, dass Förderkonzepte auf den entsprechenden Lernkontext abzielen und in Innovationsstrategien eingebettet sind. Weitere Beiträge im Heft befassen sich mit der erneuerten europäischen Agenda für die Erwachsenenbildung sowie dem Sachstand und anstehenden Aufgaben bei der Umsetzung des Deutschen Qualifikationsrahmens, mit denen sich BIBB-Präsident Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser in der Rubrik „DQR konkret“ befasst.
Digitale Medien haben sich in der Arbeitswelt wie auch im privaten Bereich sehr viel schneller durchgesetzt als im Bildungswesen bzw. in der beruflichen Bildung. Medienkompetenz wird vor allem informell erworben und weniger in formalen Lernkontexten. Angesichts rückläufiger Schülerzahlen könnte das Modell einer "virtuellen Berufsschule", in der der Unterricht durch Medien unterstützt wird, könnte eine Lösung sein - so Prof. Weiß im Editorial. Eine wichtige Rolle für die mediale Aus- und Fortbildung des Fachkräftenachwuchses könnten dabei die überbetrieblichen Ausbildungsstätten übernehmen.
Für jeden der rund 350 Ausbildungsberufe des dualen Systems existiert eine Ausbildungsordnung, in der unter anderem die reguläre Ausbildungsdauer festgelegt ist. Laut Berufsbildungsgesetz (BBiG) bzw. Handwerksordnung (HwO) soll sie nicht mehr als drei und nicht weniger als zwei Jahre betragen. Tatsächlich gibt es derzeit aber auch Ausbildungsberufe mit einer regulären Ausbildungsdauer von dreieinhalb Jahren. Ob diese Option künftig beibehalten werden soll, hat das BIBB im Herbst 2011 rund 1.200 Fachvertreter/-innen im Rahmen des BIBB-Expertenmonitors Berufliche Bildung gefragt.
Das Internet ist fester Bestandteil gesellschaftlich-kultureller, aber auch arbeitsplatzbezogener Informations- und Kommunikationsinfrastrukturen geworden. Kostengünstige, leistungsfähige und mobile Endgeräte, dazu eine universelle Verfügbarkeit des Internets und einfache Anwendungen führen zu deutlichen Veränderungen im Informations- und Kommunikationsverhalten. Diesen Veränderungen tragen auch neue Lernformen Rechnung, die mit diesen technologischen Entwicklungen einhergehen. In diesem Beitrag werden einige dieser neuen Lernformen vorgestellt – Mobile Learning, Social Learning und Game Based Learning – und hinsichtlich ihrer Potenziale für berufliches Lernen reflektiert.
Mobile Learning liegt in der beruflichen Bildung seit dem Aufkommen von Smartphones, Tablet-PCs1 und speziell entwickelten Applikationen (Mobile Apps) im Trend. Ziel des Beitrags ist es, die didaktischen Potenziale des Mobile Learning durch den Einsatz von Tablet-PCs in der beruflichen Ausbildung zu untersuchen. Als Ausgangspunkt dient dabei das Fallbeispiel des Center for Young Professionals in Banking in der Schweiz, das im Jahr 2011 eine umfassende Pilotstudie durchgeführt hat. Ausgehend vom konkreten Fall werden anschließend die Potenziale für medienbezogene Kompetenzen sowie eine „didaktische Landkarte“ zur Verortung von Mobile-Learning-Szenarien eingeführt, um die verschiedenen pädagogischen Leitvorstellungen dieser Szenarien aufzuzeigen.
In der dualen Berufsausbildung stellt die Kooperation der beiden Lernorte Berufsschule und Ausbildungsbetrieb seit jeher eine inhaltliche und organisatorische Herausforderung dar. Trotz zahlreicher positiver Umsetzungsbeispiele führt die Zusammenarbeit aufgrund unterschiedlicher Interessenslagen der dualen Partner immer wieder zu Friktionen. Im Rahmen des von BMBF und ESF geförderten Projekts BLIP wird über die Einrichtung eines webbasierten Lernsystems zwischen den dualen Partnern eine Brücke geschlagen. Im Beitrag wird beschrieben, wie in der Ausbildung der Daimler AG (Mercedes-Benz Werk Mannheim) durch den Einsatz von Web-2.0-Technologien theoretisches und praktisches Lernen miteinander verzahnt werden, um so die Qualität der dualen Ausbildung zu verbessern.
Unter dem Schlagwort Web 2.0 haben sich in den vergangenen Jahren Plattformen im Internet etabliert, auf denen sich Menschen über Themen austauschen und in Communities ihr Wissen teilen. Durch den Einsatz von Web-2.0-Elementen können sich traditionelle Lernplattformen zu Wissensgemeinschaften entwickeln. Im Rahmen des BMBF-Projekts „E-Learning 2.0 im Handwerk“ werden Möglichkeiten untersucht, wie bisherige E-Learning- Ansätze mit Elementen des informellen Wissensaustauschs in Communities verknüpft werden können. Zu diesem Zweck wurde auf der Grundlage von Web-2.0-Technologien ein Community-Portal entwickelt, das sich speziell an Beschäftigte im Handwerk richtet.
E-Portfolios gelten als ein erfolgreiches Werkzeug zur Dokumentation von Kompetenzen. Gleichwohl finden sie bisher keine bzw. wenig Beachtung in der beruflichen Ausbildung. Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen des vom BMBF geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojekts BLok ein E-Portfolio konzipiert, das sich an dem schriftlichen Ausbildungsnachweis, dem sogenannten Berichtsheft, orientiert. Im Beitrag werden das Portfolio einschließlich seiner zentralen Werkzeuge vorgestellt und erste Erfahrungen in der Anwendung reflektiert.
Isabel Garcia-Wülfing; Tanja Schubert; Michael Härtel
Unmittelbar verknüpft mit den technologischen Entwicklungen in der Arbeitswelt ist die zunehmende Durchdringung betrieblichen Lehrens und Lernens mit digitalen Medien. Doch welche Potenziale bieten digitale Medien für die Berufsbildung und wie können diese Potenziale zu substanziellen Lehr- und Lernangeboten für das lebenslange Lernen entwickelt werden? Diese Fragen sind unter anderem Gegenstand von Fördermaßnahmen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Themenschwerpunkt „Digitale Medien in der beruflichen Bildung“, die durch das BIBB fachlich begleitet werden. Am Beispiel einer Projektumsetzung wird in diesem Beitrag die Genese eines „digitalen Bildungsprodukts“ nachgezeichnet.
Der näher rückende Prüfungstermin motiviert Auszubildende, sich intensiver besonders mit den theoretischen Teilen ihrer Prüfung zu beschäftigen. Dazu nutzen sie auch selbst gesteuerte virtuelle Lerngemeinschaften. Im Beitrag werden am Beispiel des Berufs „Mediengestalter/-in Digital und Print“ Online-Lerngemeinschaften zur Prüfungsvorbereitung vorgestellt. Hierzu wird das Prüfungsvorbereitungsangebot der Web-2.0-Plattform „Mediencommunity“ beschrieben, das bereits zum sechsten Mal jeweils bundesweit bis zu 20 Prozent aller Auszubildenden zur Beteiligung gewinnen konnte. Abschließend folgen Gestaltungshinweise zum Aufbau und zur Moderation des Angebots.
Seit einigen Jahren bahnen sich PCs als Instrumente der individuellen Eignungsfeststellung in den öffentlich-rechtlichen Kammerprüfungen ihren Weg. Im Beitrag werden neben Einsatz und Verbreitung von Online-Prüfungen insbesondere Vorteile, Gestaltungsmöglichkeiten und Entwicklungspotenziale dieser Prüfungsform beschrieben.
Viele Unternehmen beklagen die mangelnde Ausbildungsfähigkeit der Schulabgänger/-innen, denen es häufig an mathematischen Grundkenntnissen fehle. Erfahrungen mit dem web-basierten Lernprogramm matheplus® zeigen: Wenn Schüler/-innen und Auszubildende die Chance erhalten, ausgiebig zu üben und individuell gefördert zu werden, gelingt es, die Mathematikkenntnisse signifikant zu verbessern und die Ausbildung auch für Leistungsschwächere zugänglich zu machen.
Digitale Medien sind in der Berufsbildung als ‚reine‘ Unterrichtsmethode relevant, aber auch als Teil der Lebenswelt von Schülerinnen und Schülern. Methode und Gegenstand verschmelzen zudem bei der beruflichen Aus- und Weiterbildung von Anwenderinnen und Anwendern digitaler Medien im Beruf. Im Beitrag werden zunächst die verschiedenen Bereiche abgegrenzt, in denen digitale Medien für den Unterricht in beruflichen Schulen relevant sind. Dann wird die formelle und informelle Kompetenzentwicklung von Lehrkräften in diesem Bereich beschrieben. Dabei zeigen sich Licht-, aber auch Schattenseiten.
Analysen der Frequenz und der Art der Mediennutzung bei Personen bis 30 Jahren belegen, dass es die sogenannten Digital Natives nicht gibt. Die Mediennutzung gilt nur der Freizeit, ein Transfer auf Lernen findet nicht statt. Sie dient in erster Linie der Kommunikation mit den Peers, dem wichtigsten Part in der Sozialisation der Heranwachsenden. Der Beitrag beleuchtet vor diesem Hintergrund Art und Funktion der Mediennutzung junger Erwachsener und argumentiert, dass individuelle Motive und Dispositionen der Lernenden entscheidenden Einfluss auf die Nutzung neuer Medien in Lernkontexten haben.
Am 22. März 2011 verabschiedete der Arbeitskreis DQR den Entwurf für einen Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR). Damit wurde ein wichtiger Meilenstein in der Agenda zur Umsetzung des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR) erreicht. Nun gilt es, die Umsetzung des DQR mit Leben zu füllen. Mit diesem Beitrag in der neuen Rubrik „DQR-konkret“ werden zunächst die Hintergründe zur Entwicklung des DQR sowie der aktuelle Sachstand beleuchtet. Dabei richtet sich der Blick insbesondere auf die Verortung beruflicher Qualifikationen im Verhältnis zu allgemeinbildenden Abschlüssen und auf die unterschiedlichen, z. T. kontroversen Positionen der am Entwicklungsprozess beteiligten Akteure. Vor dem Hintergrund der im Januar 2012 auf bildungspolitischer Ebene abgestimmten Empfehlungen zur Fortsetzung des DQR-Prozesses werden abschließend nun anstehende Aufgaben benannt. Weitere mit der Umsetzung verbundene Fragestellungen werden in den folgenden BWP-Ausgaben aufgegriffen.
Die Entschließung des EU-Rats vom Dezember 2011 für eine erneuerte europäische Agenda für die Erwachsenenbildung knüpft an eine Reihe von Mitteilungen und Entschließungen der verschiedenen Organe der EU aus den vergangenen zehn Jahren an. Gleichzeitig werden neue Akzentuierungen vorgenommen, die auch die berufliche Weiterbildung deutlicher als bisher mit einschließen. Zudem soll dem Umsetzungsprozess der Agenda auf nationaler Ebene mehr Aufmerksamkeit als in der Vergangenheit gewidmet werden. Der Beitrag benennt Ziele und Schritte zur Implementierung.
Auf der Frühjahrssitzung des Hauptausschusses unter Vorsitz von Ingrid Sehrbrock, DGB, war neben der Beratung des Entwurfs des Berufsbildungsberichts 2012 und der aktuellen Ausbildungsplatzsituation die Einigung über den Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) das zentrale Thema. Weitere Themen der Sitzung betrafen die internationale Beratungstätigkeit, insbesondere die Aufgaben und Ziele von Edvance, und das neue Programm der EU-Kommission für Bildung, Jugend und Sport „Erasmus für alle“.