In diesem Beitrag erläutern die Autoren die Zuständigkeit der EG auf dem Gebiet der beruflichen Bildung sowie den Grad, den Umfang und die Art der Wahrnehmung dieser Zuständigkeit im Verlauf der vergangenen drei Jahrzehnte. Eine Einschätzung der gegenwärtigen Situation der Berufsfindung in der EG, der aktuellen Herausforderung in der Perspektive des Binnenmarktes und ein Ausblick runden die Darstellung ab. Die politische Dynamik der EG zu Beginn der 90er Jahre wird danach die Berufsbildung nicht unberührt lassen. Die qualifikatorischen Voraussetzungen in einem zusammenwachsenden Europa werden sich ändern; dabei dürften jedoch die Berufsbildungssysteme und -strukturen weiterhin originäre Merkmale aufweisen, obwohl eine gewisse Annäherung und Angleichung ihrer Ziele sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht zu erwarten sein dürfte.
Wenn eine gemeinsame europäische Berufsbildungspolitik nicht als ein drittrangiges Ziel angesehen werden soll, bedarf es des vollen Einsatzes aller an der beruflichen Bildung Beteiligten auf allen Ebenen. Bildung und Ausbildung spielen bei der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung sowohl der Mitgliedsstaaten als auch der Gemeinschaft insgesamt eine entscheidende Rolle. In dem Beitrag wird den Fragen nachgegangen, wie gemeinsame Ziele der Berufsbildungspolitik erreicht werden können, welche Ausgangspositionen dabei zu berücksichtigen sind und wie trotz zersplitteter Zuständigkeiten eine mit der Wirtschafts-, Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesellschaftspolitik abgestimmte Berufsbildungspolitik verwirklicht werden kann.
Die Grundlagenverträge der Gemeinschaft- Montanunion, Eurotom und Europäische Wirtschaftsgemeinschaft - sind wirtschaftliche Verträge, die einen Zusammenschluß auf wirtschaftlichem Gebiet zum Ziele hatten. Vision war aber schon damals, über die Wirtschaftsintegration zu einer Union derjenigen Staaten zu kommen, die sich zu den Grundsätzen der freiheitlichen und rechtsstaatliehen Demokratie bekennen. Diese erweiterte Zielsetzung über den reinen Wirtschaftsaspekt hinaus hin zu einer politischen Union ist spätestens seit den Beschlüssen der Regierungschefs von Stuttgart 1983, Fontainebleau 1984 und Mailand 1985 für ein "Europa der Bürger" die erklärte Absicht. Neben der wirtschaftlichen und politischen Dimension ist aber auch der Bereich der Kultur im weitesten Sinne, Bildung und berufliche Ausbildung eingeschlossen, eine weitere Säule für dieses Europa der Bürger.
Die international vergleichende Berufsbildungsforschung befindet sich noch weitgehend im Anfangsstadium. Angesichts der Dynamik des europäischen Integrationsprozesses können Erkenntnisse des internationalen Vergleichs wichtige Hinweise auf eine zukunftsorientierte Gestaltung der Berufsbildungspolitik und der Berufsbildungspraxis geben. Über die in der Vergangenheit dominierende Darstellung von ausländischen Berufsbildungssystemen hinaus wird die vergleichende Berufsbildungsforschung zukünftig stärker die Anpassungs- und Gestaltungsprobleme von Politik und Praxis der beruflichen Aus- und Weiterbildung angesichts eines durch den europäischen Binnenmarkt akzentuierten sozioökonomischen Strukturwandels thematisieren müssen. Dabei wird auch die vergleichende Evaluation der Anpassungs- und Leistungsfähigkeit von Berufsbildungssystemen an Bedeutung gewinnen. Damit die vergleichende Berufsbildungsforschung den mit dem Zusammenwachsen Europas verbundenen Aufgaben gerecht werden kann, muß diese Forschungseinrichtung personell und institutionell stabilisiert sowie die grenzüberschreitende Forschungskooperation weiter ausgebaut und finanziell besser abgesichert werden.
Der Beitrag dokumentiert Eckpunkte folgender EG-Programme: PETRA (Aktionsprogramm der Europäischen Gemeinschaft für die Berufsbildung Jugendlicher und ihre Vorbereitung auf das Erwachsenen- und Erwerbsleben*), FORCE (Das Aktionsprogramm der Europäischen Gemeinschaft für die Entwicklung der Weiterbildung), EUROTECNET (Aktionsprogramm der Europäischen Gemeinschaft im Bereich der Berufsbildung und der neuen Informationstechnologien), IRIS (europäische Netz von Gemeinschaftsprogrammen zur Berufsausbildung von Frauen), ERGO (Aktionsprogramm der Europäischen Gemeinschaft für die Langzeitarbeitslosen), LINGUA (Aktionsprogramm der Gemeinschaft zur Förderung der Fremdsprachenkenntnisse) und Die Gemeinschaftsinitiativen EUROFORM, NOW und HORIZON.
Der Europäische Rat sah in den späteren 1980er Jahren die Notwendigkeit, die Anpassungsfähigkeit der Berufsbildungssysteme an den technologischen Wandel zu verbessern und damit zur Verwirklichung des Grundsatzes des wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhangs beizutragen. Der Beitrag präsentiert die Ziele des EG-Aktionsprogramms EUROTECNET (1989) und stellt auch das zugrundeliegende Netzwerk vor.
Der Beitrag beschreibt die Organisation der beruflichen Erstausbildung in den Niederlanden. Die Mängel des Berufsbildungssystems werden aufgezählt und die Reformvorstellungen aufgeführt.
Die Veränderungen der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebensbedingungen in Polen wirken sich auf das Selbstverständnis und die Funktion der Wissenschaften, insbesondere der Arbeits- und Berufspädagogik, aus. In der Diskussion um die Grundsätze der Erziehungswissenschaften und um die Entwicklung einer Theorie der Berufsbildung spielen in Polen auch die Erkenntnisse der christlichen Arbeitsphilosophie eine wichtige Rolle. Das daraus ableitbare Verständnis von Berufsbildung, die Bestimmung neuer pädagogischer Ziele und deren Folgen für die Bildungseinrichtungen und das Bildungspersonal stehen im Mittelpunkt der Ausführungen. Die mit Blick auf den europäischen Einigungsprozeß geführte Diskussion in Polen widerspiegelt die Vielfalt der unterschiedlichen Entwicklungen in der (beruflichen) Bildung in Europa.
Ein Blick in die Lehrgangsprogramme überbetrieblicher Berufsbildungsstätten (ÜBS) des Handwerks zeigt, dass sich die Vermittlung neuer Technologien in vielen Handwerksbildungsstätten in zunehmendem Maße zum festen Bestandteil des Lehrgangsangebots entwickelt hat. Ohne diese Bildungsangebote könnte das Handwerk den gestiegenen Qualitätsanforderungen an die Aus- und Weiterbildung kaum mehr gerecht werden. Ausgehend von der These, dass mit der Einführung neuer Technologien in den ÜBS des Handwerks ein Strukturwandel in diesem Bildungsstätten verbunden ist, führte das BIBB ein Forschungsprojekt zur Untersuchung dieses Strukturwandels und der damit zusammenhängenden Probleme durch. Die wichtigsten Projektergebnisse werden in diesem Beitrag für die konstitutiven Elemente eines ÜBS, wie Ausstattung, Lehrgänge, Ausbilder, Management und Aufgaben im Bereich des Technologietransfers dargestellt.
Die wissenschaftliche Begleitung in Modellversuchen hat zu forschen und zu beraten. Sie kann sich damit in ihrer Arbeit nicht nur auf analytische und dokumentierende Tätigkeiten beschränken, sondern muß sich auch in mitentwickelnde und versuchsstützende Tätigkeiten einbringen. Mit der Wahrnehmung von Forschungs- und Beratungstätigkeiten bewegt sich die wissenschaftliche Begleitung notwendigerweise immer in einem Spannungsverhältnis. Dieses wird im Beitrag am Beispiel des Modellversuches "Kooperative arbeitsplatzorientierte Berufsbildung bei moderner Prozeßfertigung" "beleuchtet: und es werden einige Hinweise gegeben, wie man damit umgehen kann. Der Schlüssel liegt in der Gestaltung und Handhabung des Forschungsdesigns. Inhaltlich geht es im Modellversuch darum, dezentrale, d.h., produktionsnahe Lernsituationen zu entwickeln und zu erproben: u.a. ein "Kooperatives Arbeitsprojekt", bei dem Auszubildende der Berufe Energieelektroniker, Industriemechaniker und Verfahrensmechaniker gemeinsam im Betrieb lernen. Zentraler Lerngegenstand ist die Arbeitsstruktur in ihrer Auswirkung auf die Qualität von Produkt und Arbeit. Entwicklungsarbeiten liegen in den Händen eines Ausbilderarbeitskreises. Auf diese Weise soll in Modellversuch eine beteiligungsorientierte Organisationsentwicklung in der Berufsbildung intensiviert werden.
In den letzten fahren ist der Zustrom von Aussiedlern aus ost- und südosteuropäischen Ländern in die Bundesrepublik Deutschland sprunghaft angewachsen. War noch in den 60er und 70er fahren eine zunehmende, aber doch relativ geringe Zuwanderung zu verzeichnen, so steigerte sich ihre Zahl von 79 000 Personen 1987 auf 202 000 1988 und über 377 000 im Jahre 1989. 1990 sind es rund 400 000, wobei sich das Schwergewicht der Auswanderung von Polen auf die Sowjetunion verlagert hat. Als Herkunftsland sind in erster Linie Polen, Rumänien und die Sowjetunion zu nennen. Die wesentlichen Ursachen für das starke Anwachsen des Aussiedlerzustroms sind vor allen Dingen in der Liberalisierung der Ausreisebedingungen und in den unsicheren politischen sowie schlechteren wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen in den Herkunftsländern zu suchen. Da in den bisherigen Hauptherkunftsländern noch Millionen deutschstämmige Menschen leben - Schätzungen gehen von mindestens 3,5 Millionen aus-, wird bis Mitte der 90er Jahre mit jährlichen Zuwanderungsraten zwischen 300 000 bis 400 000 Personen gerechnet.
Im Rahmen des BIBB-Forschungsprojektes "Sicherung und Steigerung der Qualität der betrieblichen Berufsausbildung" fand am 22. und 23. November 1990 in Berlin ein Workshop statt. Hierzu waren externe Fachleute aus Industriebetrieben, Forschungseinrichtungen und Universitäten sowie Fachleute des BIBB eingeladen, welche auch schon in früheren Diskussionen wertvolle Beiträge zum Thema geliefert hatten. In einem kleinen Kreis wurden grundlegende methodische und inhaltliche Fragen der Qualität der betrieblichen Ausbildungsgestaltung diskutiert.
Seit dem 13. August 1990 gelten Ordnungsrahmen und – mit wenigen Ausnahmen – Berufsbildungsrecht der Bundesrepublik auch in den neuen Ländern. Obwohl inzwischen klar ist, daß die Umstellung nicht leicht ist, verläuft sie relativ geräuschlos - mit einer Ausnahme: Die Facharbeiterausbildung mit Abitur hat zu heftigen Auseinandersetzungen auf den verschiedensten Ebenen geführt. Ausgangspunkt war der Streit darüber, ob mit Beginn des Ausbildungsjahres 1990 neue Lehrverhältnisse mit dem Ziel Abitur und Facharbeiterzeugnis begonnen werden durften. Er wurde durch den Beschluß der Volkskammer ausgelöst, mit dem der Entwurf des Inkraftsetzungsgesetzes für das BBiG so verändert wurde, daß dies ausgeschlossen ist. Davon wurden vor allem diejenigen überrascht, die seit Monaten derartige Lehrverträge abgeschlossen hatten – Betriebsberufsschulen ebenso wie Schulabgänger. Gescholten wurden vor allem die Kammern, die die Rechtslage nicht geschaffen hatten, sie ihren Entscheidungen jedoch zugrunde legen müssen. Daß sie dabei von den Ministerien, die es eigentlich besser wissen mußten, im Stich gelassen wurden, ist – das sei nur am Rande erwähnt – besonders bedauerlich.
Das Bundesinstitut für Berufsbildung hat gemeinsam mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit (IAB) in den Jahren 1979 und 1985/86 jeweils eine breit angelegte repräsentative Erhebung bei mehr als 25 000 Erwerbstätigen in der Bundesrepublik (0,1 Prozent-Stichprobe) durchgeführt. Dabei ging es um die Erfassung der allgemeinen und beruflichen Qualifikation der Befragten, ihren Berufsverlauf und ihrer aktuellen Berufssituation. Für 1991/92 ist eine Wiederholung dieser Erhebung geplant, um die Veränderungen in der Arbeitswelt und in der Erwerbsbevölkerung, also den strukturellen Wandel seit der letzten Untersuchung zu erfassen. Dabei werden auch die neuen Bundesländer mit einbezogen. In Vorbereitung dieser Erhebung wurde im September/Oktober 1990 eine repräsentative "Probeerhebung" bei rund 1000 Erwerbstätigen im Gebiet der ehemaligen DDR in Auftrag gegeben. Mit der Durchführung der Erhebung wurde die empirisch-methodische Arbeitsgruppe des Instituts für Soziologie und Sozialpolitik der Akademie der Wissenschaften der DDR (ISS) beauftragt. Das Erhebungsinstrument wurde gemeinsam mit dem IAB, Mitarbeitern des ZIB und des ISS überarbeitet. Im folgenden werden einige erste Ergebnisse aus dieser Pretesterhebung vorgestellt. Weitere Analysen sollen in einem der nächsten Hefte dieser Zeitschrift veröffentlicht werden.