Mit der Bündelung von Ausbildungsberufen in sogenannte Berufsgruppen ist das Ziel verbunden, die Ausbildung transparenter, effizienter und flexibler zu gestalten. Welche bildungspolitischen und konzeptionellen Vorstellungen damit verbunden sind, wie sich Berufsgruppen im einzelnen identifizieren und umsetzen lassen und welche Folgen dies für die Organisation der Ausbildung haben kann, sind Fragen, die in dieser Ausgabe beleuchtet werden. Im Editorial weist BIBB-Forschungsdirektor PROF. DR. REINHOLD WEIß auf Konfliktpotenzial bei der Umsetzung hin, das sich aus den spezifischen Interessenlagen von Unternehmen, Verbänden und einzelner Branchen ergeben kann. Er plädiert für ein forschungsbasiertes Vorgehen, das dazu beitragen kann, Berufszuschnitte auf eine sachliche Grundlage zu stellen. Weitere Beiträge im Heft befassen sich mit den Auswirkungen der Reform des dänischen Berufsbildungssystems, mit Ansätzen zur Förderung der Lesekompetenzen an Berufsschulen sowie – ein Jahr nach Inkrafttreten – mit den neuen Qualifizierungsmöglichkeiten für das berufliche Bildungspersonal.
Die Zusammenfassung von Ausbildungsberufen in Berufsgruppen fordert die Flexibilität für die Ausbildungsbetriebe sowie die Durchlässigkeit für die Absolventen. Auch könnte so angesichts rückläufiger Schulabgängerzahlen das Fachklassenprinzip leichter aufrecht erhalten werden. Gleichwohl gibt es Konfliktpotenzial bei der Umsetzung, das sich aus den spezifischen Interessenlagen von Unternehmen, Verbänden und einzelner Branchen ergeben kann. Ein forschungsbasiertes Vorgehen könnte dazu beitragen, Berufszuschnitte auf eine sachliche Grundlage zu stellen.
Mit der Einführung von Bildungsgutscheinen im Rahmen der Gesetze für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt wurde die Weiterbildungsförderung nach SGB III ab 2003 neu strukturiert. Ziel war es insbesondere, Wettbewerb und Transparenz zu schaffen sowie die Qualität der Bildungsmaßnahmen zu verbessern. Die Ergebnisse der wbmonitor-Umfrage 2009 geben Aufschluss darüber, wie Anbieter die damit verbundenen Auswirkungen einschätzen.
Seit den Empfehlungen des Innovationskreises Berufliche Bildung im Jahr 2007 und den daran anschließenden Initiativen aus Politik und Verbänden beschäftigt das Thema Berufsgruppen die Fachdiskussion. Mit der Bündelung von Ausbildungsberufen in Berufsgruppen ist das Ziel verbunden, das Angebot beruflicher Ausbildung transparenter und effizienter zu gestalten und damit Berufsflexibilität und Mobilität von Beschäftigten auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. Die hier zusammengestellten Einschätzungen von Vertreterinnen und Vertretern der zuständigen Bundeministerien, der KMK sowie der Sozialpartner spiegeln Erwartungen an und Nutzen von Berufsgruppen wider und benennen künftige Entwicklungsschritte.
Themenschwerpunkt
Gert Zinke; Jorg-Günther Grunwald; Markus Bretschneider
Die Zusammenführung von Ausbildungsberufen mit verwandten Tätigkeiten zu Berufsgruppen ist eine aktuelle Aufgabe der Berufsbildung in Deutschland, die laut Empfehlung des Innovationskreises Berufliche Bildung (IKBB) bei jeder Neuordnung und Neuentwicklung von Ausbildungsberufen zu prüfen ist. Dabei ist ein systematisches Vorgehen zur Ermittlung von Gemeinsamkeiten der zu vermittelnden Qualifikationen unverzichtbar. Das BIBB hat im Rahmen eines Entwicklungsprojekts einen Vorschlag entwickelt, wie die Bildung von Berufsgruppen strukturiert und kriteriengeleitet erfolgen kann, der in diesem Beitrag vorgestellt wird. Fragen, die jeweils speziell im Rahmen von Neuordnungsverfahren zu klären sind, werden abschließend benannt.
Das Sächsische Staatsministerium für Kultus und Sport (SMK) führt seit dem Schuljahr 2007/2008 einen Schulversuch zur 'Neugestaltung der beruflichen Grundbildung kaufmännischer und verwandter Berufe' (BERG) durch. Unter Grundbildung wird dabei das erste Jahr der beruflichen Ausbildung in Vollzeitform im Rahmen des Berufsgrundbildungsjahrs (BGJ) und im dualen System verstanden. Der Schulversuch widmet sich der Frage, wie eine gemeinsame Grundbildung für kaufmännische Berufe bzw. Berufsgruppen gestaltet werden kann. Im Beitrag wird die Entwicklung eines nach Lernfeldern strukturierten Curriculums (inkl. Ziele, Inhalte, Stundentafeln mit entsprechenden Zeitrichtwerten) vorgestellt, das sich derzeit in der Erprobung befindet.
Der Beitrag widmet sich der Beschulung in sogenannten Mischklassen, einer Form der ausbildungsplatznahen Beschulung in Sachsen-Anhalt, die eine Möglichkeit des gemeinsamen Unterrichtens in Berufsbereichen/Berufsgruppen an berufsbildenden Schulen darstellt. Neben konkreten Arbeitsdefinitionen werden Ursachen für die Einführung von Mischklassen sowie schulorganisatorische und mikrodidaktische Veränderungen aufgezeigt. Auf der Grundlage ausgewählter Ergebnisse einer hierzu durchgeführten explorativen Studie wurde ein 'Katalog von Akzeptanzbedingungen' für die Bildung von Mischklassen erstellt, der im Beitrag in Auszügen vorgestellt wird. Die Autoren formulieren abschließend Empfehlungen, wie Mischklassenbeschulung in Sachsen-Anhalt weiterentwickelt und optimiert werden kann.
Seit dem vergangenen Jahr werden im Rahmen eines Forschungsprojekts im Bundesinstitut für Berufsbildung Gemeinsamkeiten und Unterschiede kaufmännisch-betriebswirtschaftlicher Ausbildungsberufe untersucht. Hierzu werden systematisch entsprechende Ausbildungsordnungen und Rahmenlehrpläne hinsichtlich ihrer Lerninhalte und Kompetenzbeschreibungen analysiert. Der Beitrag stellt die Entwicklung und Anwendung eines computergestützten Analyseinstruments und die dabei auftretenden Probleme vor. Das gewählte Verfahren bietet die Möglichkeit, umfangreiche Dokumente zu analysieren und zugleich ein Instrumentarium zu entwickeln, das systematische Berufsvergleiche erlaubt. Damit wird eine lange Zeit vernachlässigte Fragestellung der Berufsbildungsforschung wieder aufgegriffen.
Die laufende Reform der kaufmännischen Grundbildung in der Schweiz wurde mit einem klaren Bekenntnis zur 'Einheitslehre' gestartet. Vorausgegangen waren umfangreiche Untersuchungen in Form von Tätigkeits- und Szenarioanalysen, die zeigten, dass es sehr wohl einen 'Kern' von kaufmännischen Tätigkeiten gibt, welche die Mehrheit der Branchen teilen. Dennoch sind auch markante Unterschiede zwischen den Branchen feststellbar, die sich künftig noch verstärken könnten. Der Beitrag fasst Verfahren und Ergebnisse zusammen und skizziert den heute vorliegenden Entwurf einer neuen Verordnung, mit dem ein Kompromiss zwischen Branchenforderungen nach mehr Flexibilität, der Umsetzbarkeit angesichts der kleinräumigen Strukturen auf Schulseite und dem Wunsch nach branchenübergreifender Mobilität der angehenden Kaufleute gesucht wird.
Die Berufsausbildungsvorbereitung (BAV) ist gem. BBiG 2005 (§ 1, Abs. 1) neben der Berufsausbildung, der beruflichen Fortbildung und der beruflichen Umschulung Teil der Berufsbildung. Zielsetzung der BAV ist die Heranführung an eine anerkannte berufliche Ausbildung. Im Folgenden soll dargestellt werden, wie die Innovationen der DECVET-Initiative Impulse für eine Berufsgruppenbildung geben können.
Bei der Beantwortung der Frage nach der Ähnlichkeit von Berufen und der Möglichkeit, diese stärker zusammenzufassen, wird im Folgenden ein empirisch gestütztes Konzept der Verdichtung von Erwerbsberufen vorgestellt, das auf der Basis von Tätigkeits- und Branchenschwerpunkten 54 Berufsfelder definiert.
The reform of the foundational courses of Danish VET-programmes which took place in 2000 aimed at increasing inclusion and retention of disadvantaged students as well as raising the general prestige of VET by introducing greater flexibility in course structure and organisation, among others, by means of modularisation, the creation of occupational families, and flexible student intake. Focusing particularly on the reform of the technical programmes, this article describes important elements of the reform and its outcomes on the basis of current research and concludes by discussing policymaking lessons to be learnt from the Danish efforts.
Die Bedeutung von Lesekompetenz im Kontext beruflicher Handlungsfähigkeit steht außer Frage. Entsprechend alarmierend sind empirische Befunde, die bei Berufsschülerinnen und -schülern erhebliche Defizite in diesem Bereich konstatieren. Der Kölner Modellversuch 'Leseförderung in der Berufsbildung' hat diese Problematik aufgegriffen mit dem Ziel, spezifische Konzepte für die berufliche Bildung zu entwickeln. Über den Transfer in die alltägliche Praxis beruflicher Bildung, insbesondere zu Erfahrungen mit der Implementierung in beruflichen Schulen, liegen bisher keine Befunde vor. Der Beitrag skizziert wesentliche Eckpunkte des Modellversuchs und fasst am Beispiel von berufsschulischen Fachklassen des dualen Systems im Bau- und Ausbaugewerbe exemplarisch erste Erfahrungen mit der Implementierung an einem Berufskolleg in NRW zusammen.
Seit einem Jahr gibt es für Aus- und Weiterbildner/-innen neben der AEVO zwei weitere Rechtsverordnungen zu neuen, bundesweiten weiterqualifizierenden Angeboten. Derzeit werden vom DIHK die Rahmenstoffpläne für die beiden Fortbildungsangebote erarbeitet. Im Folgenden wird ein Überblick über diese Möglichkeiten gegeben und eine erste Einschätzung vorgenommen.
Vor genau einem Jahr, am 1. August 2009, trat die neue Ausbildereignungsverordnung (AEVO) in Kraft, einen Monat später, zum 1. September 2009, die beiden Fortbildungsverordnungen Aus- und Weiterbildungspädagoge/-pädagogin und Berufspädagoge/-pädagogin. Damit wurden auf struktureller Ebene wichtige Eckpfeiler für die Qualifizierung des beruflichen Bildungspersonals gesetzt. Im Kurzinterview nimmt der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Berufsausbilder (BDBA) eine erste Würdigung des Erreichten vor und benennt Perspektiven für weitere Entwicklungen.
Schwerpunktthemen der Junisitzung 2010 waren der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) - der aktuelle Sachstand und weitere Perspektiven wurden diskutiert - , die BMBF- Initiative "BILDUNGSKETTEN" und die verbesserte Anerkennung beruflicher Auslandsqualifikationen.
Wenn Prüfungsarbeiten verlorengehen, stellt sich die Frage, wie man mit einer solchen Situation umgeht. Nicht immer gelingt es, eine akzeptable Lösung für alle Beteiligten zu finden. Oft genug müssen sich Gerichte mit dieser Thematik befassen, zuletzt das sächsische Oberverwaltungsgericht Bautzen, das über die Zulassung der Berufung gegen ein Urteil des Verwaltungsgerichts Leipzig zu entscheiden hatte.