Aktuelle Entwicklungen und Befunde zur Qualitätssicherung und -entwicklung dokumentieren die Beiträge im Themenschwerpunkt dieser Ausgabe. Dabei richtet sich der Blick auf unterschiedliche Ebenen: Auf Systemebene ist u.a. die im Juni 2009 von EU-Parlament und Rat verabschiedete Empfehlung zur Einrichtung eines europäischen Bezugsrahmens für Qualitätssicherung von Bedeutung. Inhalt und Zielsetzung der Empfehlung werden vorgestellt und Umsetzungsperspektiven in Deutschland aufgezeigt. Bei den im Heft präsentierten Befunden zu Qualitätsentwicklungsbemühungen auf der Ebene der Lernorte (Betrieben und Bildungseinrichtungen) oder bei der Qualifizierung des Bildungspersonals werden verschiedene Aspekte der Struktur-, Prozess- und Outputqualität beleuchtet. BIBB-Präsident Manfred Kremer betont in seinem einleitenden Kommentar, dass die Qualitätssicherung in der beruflichen Bildung breit verankert ist. Gleichwohl fehle es an systematischen Qualitätsentwicklungsansätzen. Die Verständigung auf gemeinsame Standards, wie sie durch den Europäischen Referenzrahmen angeregt werden, sieht er als Chance, die Berufsbildung national wie international kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu profilieren Die Ausgabe enthält weitere Beiträge, u. a. zum DGB-Entwurf zur Qualitätssicherung in der beruflichen Aufstiegsfortbildung, zur beruflichen Integration von Lehrkräften aus den GUS-Staaten sowie zur Fortbildung von Lehrkräften an beruflichen Schulen.
BIBB-Präsident Manfred Kremer betont in seinem Kommentar, dass die Qualitätssicherung in der beruflichen Bildung breit verankert ist. Gleichwohl fehle es an systematischen Qualitätsentwicklungsansätzen. Die Verständigung auf gemeinsame Standards, wie sie durch den Europäischen Referenzrahmen angeregt werden, sieht er als Chance, die Berufsbildung national wie international kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu profilieren.
Mit der Empfehlung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Einrichtung eines europäischen Bezugsrahmens für Qualitätssicherung in der beruflichen Aus- und Weiterbildung (EQARF) sollen die Mitgliedstaaten bei ihren Qualitätssicherungsaktivitäten durch die Festlegung gemeinsamer Kriterien und Grundsätze und die Entwicklung von Leitlinien für Qualitätsstandards unterstützt werden. Damit steht ein Instrumentarium zur Verfügung, dessen Ziel es ist, auf freiwilliger Basis eine Kultur der kontinuierlichen Qualitätsverbesserung zu entwickeln und somit zur Förderung des lebenslangen Lernens auf allen Ebenen beizutragen. Im Beitrag wird der Referenzrahmen in seinen zentralen Zielsetzungen vorgestellt. Dabei werden auch Meilensteine der Entwicklung und Umsetzung benannt sowie Wirkungspotenziale auf nationaler Ebene reflektiert.
Angesichts des erheblichen Ausbildungsplatzmangels ist seit den 1990er Jahren die Frage nach der Qualität der dualen Berufsausbildung in den Hintergrund geraten. Mit dem Rückgang der Lehrstellennachfrage aufgrund der demografischen Entwicklung ändert sich dies jedoch zunehmend. Denn nur Betriebe, die eine gute Ausbildung bieten, werden sich im Wettbewerb um die Jugendlichen behaupten können. Welches aber sind die Ansprüche junger Menschen an eine qualitativ hochwertige Ausbildung? Inwieweit decken sich diese mit den Anforderungen von Berufsbildungsfachleuten? Und wie stellt sich im Vergleich dazu momentan die Ausbildungsrealität aus Perspektive der Auszubildenden dar? Antworten hierauf gibt das BIBB-Forschungsprojekt 'Ausbildung aus Sicht der Auszubildenden', aus dem ausgewählte Ergebnisse vorgestellt werden.
Dem Begriff Qualität kann man sich nur schwerlich widersetzen. Nicht allein, weil er im Zentrum der aktuellen Berufsbildungsdiskussion steht, sondern vor allem aufgrund seiner positiven Besetzung. Ähnliches gilt auch für Wortverbindungen, die auf Qualität Bezug nehmen, speziell für den Begriff der Qualitätssicherung. An ihn knüpfen sich Vorstellungen höherer Leistungsfähigkeit und besserer Ergebnisse der beruflichen Bildung. Insofern ist das seit einigen Jahren stetig steigende Interesse an qualitätssichernden Instrumenten für die betriebliche Berufsausbildung nicht verwunderlich. In welchem Umfang haben qualitätssichernde Verfahren bereits Eingang in die betriebliche Ausbildungspraxis gefunden, und wie ist es um ihre Wirksamkeit bestellt? Auf Basis einer BIBB-Betriebsbefragung wird diesen Fragen nachgegangen.
In die pädagogische Qualifizierung des Ausbildungspersonals ist Bewegung gekommen. Aufgrund der Aussetzung der Ausbildereignungsverordnung (AEVO) in den Jahren 2003 bis 2009 wurde gelegentlich gefragt, ob formelle Nachweise für Ausbilder/-innen überhaupt notwendig seien. Mit Verabschiedung der neuen AEVO im Januar 2009 wurde ein wichtiges Signal für die Notwendigkeit pädagogischer Qualifizierung von Ausbildern gegeben. Der Rahmenplan vom Juni 2009 sichert bei der Durchführung von Lehrgängen zum Erwerb der Ausbilderqualifikation bundesweit einheitliche Qualitätsstandards. Im Beitrag werden die neue AEVO und der Rahmenlehrplan vor dem Hintergrund veränderter Anforderungen in der Ausbildungspraxis gewürdigt.
Gegenläufig zum Bundestrend, schulische Organisationsentwicklung mit spezifischen Instrumentarien wie EFQM oder Q2E umzusetzen, wird im Kreis Lippe in Ostwestfalen ein integrativer Gesamtansatz aller vier Berufskollegs umgesetzt und durch Veränderungsmanagement unterstützt. Dies erfolgt angesichts einer begründeten Skepsis gegenüber der direkten und einzelschulischen Implementierung von Qualitätsinstrumenten und den großen Herausforderungen, die aktuell und in den kommenden Jahren für diese Berufsbildungsregion anstehen. Im Zentrum des Konzepts steht die Etablierung einer Entwicklungsorientierung in allen Bildungsgängen, getragen durch gemeinsame Ziele sowie vielfältige Informations-, Abstimmungs- und Umsetzungsprozesse und unterstützt durch eine externe Beratung. Im Beitrag werden das Konzept und erste Umsetzungserfahrungen dargestellt sowie Perspektiven zur Weiterentwicklung dieses Ansatzes skizziert.
Sicherung und Weiterentwicklung der Berufsbildungsqualität betreffen vor allem das Erreichen der Ziele einer Ausbildung, also Beschäftigungs- und Weiterbildungsfähigkeit, unter sich verändernden Rahmenbedingungen. In diesem Beitrag werden Ergebnisse eines einschlägigen Forschungsprojekts zur Qualität der Ausbildung an Höheren Technischen Lehranstalten (HTL) in Österreich vorgestellt. Sie genießt in der Bevölkerung und bei Arbeitgebern hohe Akzeptanz. Diese wurde auch durch die Einführung von Fachhochschulen nicht eingebüßt. Hauptproblem in mittelfristiger Perspektive ist die transparente Darstellung der verliehenen Qualifikationen in Europa, da die meisten Länder den Erwerb gehobener beruflicher Qualifikationen erst auf postsekundärer Ebene vorsehen. Herausforderungen ergeben sich damit aktuell weniger aus der Anpassung der Lehrpläne an den Strukturwandel, sondern durch die Europäisierung von Bildung und Arbeitsmärkten.
Mit den Gesetzen für Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (Hartz-Reform) wurde die berufliche Weiterbildungsförderung neu geordnet. Fünf Jahre nach Inkrafttreten der Verordnung beleuchtet der Autor die Frage der Wirksamkeit der neuen Verfahren zur Qualitätssicherung und dabei insbesondere ihren Beitrag zur Weiterbildungsqualität.
Mit dem Zusammenwachsen des europäischen Bildungsraums haben unterschiedliche Themen an Bedeutung gewonnen. Das BIBB ist zentraler Akteur und Anlaufpunkt für Fragen der Qualitätssicherung und -entwicklung in der beruflichen Bildung. Darüber hinaus hat es sich durch die Aufnahme des Qualitätsaspekts in sein Leitbild der kontinuierlichen Qualitätssicherung verpflichtet. Im Beitrag wird beschrieben, wie die das Qualitätsmanagementsystem „Lernerorientierte Qualitätstestierung in der Weiterbildung (LQW)“ am BIBB eingeführt und umgesetzt wurde und welche ersten Ergebnisse es gibt.
Die Qualitätssicherung in der Aufstiegsfortbildung ist unzureichend. Das Qualitätsgefälle zwischen den Bildungsanbietern ist groß. Bislang fehlt es an einheitlichen Anforderungen. Die Qualität der Fortbildung wird vor allem mit Hinweis auf die Ordnungsmittel und die Prüfungen beschrieben. Das reicht aber nicht aus, um gängigen Anforderungen an Qualitätssicherung und -entwicklung zu genügen. Das ist auch ein Grund dafür, warum die Debatte um die Einführung der Zusatzbezeichnung Bachelor Professional für Fortbildungsabschlüsse vorerst zum Erliegen gekommen ist. Die Entwicklung eines Systems der Qualitätssicherung und -entwicklung in der beruflichen Aufstiegsfortbildung könnte eine neue Dynamik auslösen. Ein hierzu von Seiten der Gewerkschaften erarbeiteter Vorschlag wird in seinen Kernaussagen vorgestellt. Perspektiven zum weiteren Vorgehen werden abschließend skizziert.
Wenn ihre beruflichen Abschlüsse in Deutschland nicht angemessen berücksichtigt werden, haben Migrantinnen und Migranten erhebliche Probleme, auf dem deutschen Arbeitsmarkt eine ihrer Qualifikation entsprechende Beschäftigung zu finden. Neben klaren Regelungen zur Prüfung einer möglichen Anerkennung bzw. Teilanerkennung ihrer im Herkunftsland erworbenen beruflichen Qualifikationen benötigen sie deshalb Angebote zur gezielten Anpassung vorhandener Kenntnisse und Fertigkeiten an die Erfordernisse des deutschen Arbeitsmarktes. Der Beitrag zeigt an einem Beispiel aus Nordrhein-Westfalen, wie Lehrerinnen und Lehrer aus den GUS-Staaten durch gezielte Qualifizierungsmaßnahmen auf eine Tätigkeit in ihrem erlernten Beruf vorbereitet werden können.
Die Ausweitung eines Übergangssystems, auch in den unterschiedlichen Formen der schulischen Berufsvorbereitung, stellt nicht nur eine ernsthafte bildungspolitische, sondern auch eine pädagogische Herausforderung dar. Der Professionalität des Bildungspersonals kommt deshalb in diesen Veränderungsprozessen eine zentrale Bedeutung zu. Im Auftrag des BIBB wurde eine Bestandsaufnahme des Fortbildungsangebots, exemplarisch für Lehrkräfte an beruflichen Schulen, bezogen auf Themen der Benachteiligtenförderung und den Übergang von der Schule in die Arbeitswelt erstellt. Die hier vorgestellten Befunde beschreiben die derzeitige Situation.
Die sich schwieriger gestaltenden Übergänge von der Schule in die Ausbildung machen Berufsorientierung wichtiger denn je. Weil kaum jemand mehr sein Arbeitsleben in dem einst erlernten Beruf beendet, sollte hier mehr geleistet werden, als bloß Einblicke in Berufe zu vermitteln. Die Jugendlichen sind darauf vorzubereiten, flexibel auf die Ansprüche der Wirtschaft zu reagieren und Umorientierungen zuzulassen. Aus der wissenschaftlichen Begleitung des Pilotprojekts „Berufsorientierung in überbetrieblichen und vergleichbaren Berufsbildungsstätten“ werden erste Einschätzungen vorgestellt.
Durch die Vielfalt an Informationen im World Wide Web gewinnen inhaltliche Erschließung und adressatenorientierte Aufbereitung von Fachinformationen an Bedeutung. Eine wesentliche Rolle spielen in diesem Zusammenhang fachspezifische Literaturdatenbanken, Portale und Informationssysteme. Eine Auswahl der für die Berufsbildungsforschung relevanten Angebote wird im Beitrag vorgestellt und kann Informationssuchende bei ihrer Arbeit unterstützen.
Eine erfolgreich abgelegte Meisterprüfung berechtigt zur Eintragung in die Handwerksrolle und damit zum selbstständigen Betrieb eines zulassungspflichtigen Handwerks als stehendes Gewerbe. Darüber hinaus wird die Befugnis erworben, Lehrlinge auszubilden und den Meistertitel zu führen. Es reicht allerdings nicht aus, nur formal den Meistertitel vorzuweisen, wie ein aktuelles Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom 18. 3. 2009 (5 AZR 355/08) verdeutlicht. Dieses höchstrichterliche Urteil soll zum Anlass genommen werden darzustellen, welche Bedeutung der Meistertitel für denBetrieb eines Handwerks und für die Ausbildung hat.