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Im Blickpunkt der Ausgabe steht die "Herausforderung Europa". Den Leserinnen und Lesern werden in zwölf Beiträgen Einblicke in die breite Sparte der europäischen Berufsbildung gewährt. Bundesbildungsministerin Annette Schavan verweist im Interview auf die Schrittmacherfunktion der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im Bereich der Bildung. Im Kommentar "Qualifikationsrahmen und Leistungspunktesysteme - mehr Chancen als Risiken" hebt der Präsident des BIBB, Manfred Kremer, hervor, dass es der deutschen Berufsbildung gelingen muss, die Ergebnisse beruflicher Kompetenzentwicklung als Ausprägungen beruflicher Handlungskompetenz zu beschreiben und unterschiedlichen Kompetenzniveaus zuzuordnen.
„Bildung verbindet" ist das Leitmotiv der deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2007 im Bildungsbereich. Die Bundesbildungsministerin wird befragt, welche Fortschritte oder Impulse hieraus für die Berufsbildung sowohl auf europäischer Ebene als auch in Deutschland zu erwarten sind und welche Handlungsfelder dabei vorrangig angegangen werden sollen. Schwerpunkte in der beruflichen Bildung bilden demnach neue Initiativen im Kontext des "Kopenhagen-Prozesses": das EU-Programm Lebenslanges Lernen, das Leistungspunktesystem in der beruflichen Bildung und der Europäische Qualifikationsrahmen, als weitere Kernthemen werden die Steigerung von Auslandsqualifizierungen in Europa, die europäische Öffnung nationaler Berufsordnungen und die Durchlässigkeit zwischen Berufsbildung und Hochschulen genannt.
In der Diskussion über den Entwurf eines Europäischen (EQR) und die mögliche Entwicklung eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) besteht in Deutschland ein breiter Konsens darüber, Bildung im Sinne des Lebensbegleitenden Lernens und der Beschäftigungsfähigkeit der Bürger unter den Makrozielen Transparenz, Durchlässigkeit und Kompetenzorientierung von Qualifikationen zu gestalten. Angestrebt wird dabei ein bildungsbereichsübergreifender und europäisch anschlussfähiger DQR, der sich in seiner Zielsetzung nicht auf die Abbildung von Wissen und Bildungsabschlüssen beschränkt, sondern an Kompetenzen und beruflicher Handlungsfähigkeit ausgerichtet ist. Politik, Berufsbildung und Wissenschaft stehen hier vor einer Reihe von Herausforderungen, die je nach Perspektive unterschiedliche Antworten generieren können." Der Beitrag diskutiert die Herausforderungen für die Berufsbildung und welche Fragen sich hieraus für Ziele, Konstruktionselemente und Verfahren zur Entwicklung eines deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) ergeben.
Das BIBB befürwortet die Anwendung eines Credit-Systems in Anlehnung an den Vorschlag der Europäischen Kommission unter Berücksichtigung der Anmerkungen und Vorschläge, die in dieser Stellungnahme formuliert sind. ECVET kann wesentlich zur Förderung der Mobilität in der beruflichen Aus- und Weiterbildung in Europa beitragen. Zentral ist dabei die Verbesserung der Vergleichbarkeit der Qualifikationen. Weiter kann ECVET zur Durchlässigkeit innerhalb der beruflichen Aus- und Weiterbildung, zwischen teilweise sehr unterschiedlichen Berufsbildungssystemen beitragen. Wir betrachten weiter ECVET als ein komplementäres Element zu den übrigen europäischen Instrumenten, die im Rahmen des Kopenhagen-Prozesses entwickelt wurden, insbesondere zum EQF. Die Focussierung auf Lernergebnisse und Qualifikationen entspricht der Ausrichtung der beruflichen Bildung in Deutschland. ECVET bietet, in Kombination mit EQF, die Möglichkeit, die Attraktivität beruflicher Bildung zu steigern, innerhalb des Bildungssystems und über die Grenzen hinaus. ECVET und EQF bieten eine gemeinsame Berufsbildungs-Sprache als Grundlage für Zusammenarbeit und Vertrauen zwischen den Beteiligten der beruflichen Aus- und Weiterbildung in Europa. Allerdings sollte der Gesamtprozess die Erprobung und Entwicklung der notwendigen Methoden und Verfahren ermöglichen." Die Stellungnahme behandelt folgende Aspekte: (1) Zweck und Funktionen eines ECVET-Systems, (2) Technische Regelungen des ECVET-Systems, (3) Einführung des ECVET-Systems, (4) Unterstützungsmaßnahmen für die Einführung und Weiterentwicklung von ECVET, (5) Das Potenzial von ECVET zur Verbesserung der Mobilität.
Georg Spöttl; Jörg Markowitsch; Matthias Becker; Karin Luomi-Messerer
Die Entwicklung eines europäischen Kreditpunktesystems für die berufliche Bildung (ECVET) konzentriert sich auf die Vergleichbarkeit der Lernergebnisse. Eine Alternative besteht darin, Kompetenzen und deren Entwicklung auf der Basis empirisch untersuchter Berufstätigkeiten bzw. Arbeitsprozesse zu ermitteln. Dabei wird angenommen, dass die beruflichen Anforderungen über verschiedene Länder hinweg eher vergleichbar sind und dass sich die Entwicklung beruflicher Kompetenzen unabhängig von Ausbildungssystemen unter Nutzung eines geeigneten, auf einen Sektor bezogenen Kompetenzentwicklungsmodells beschreiben lässt. Konzeptionen und Grundzüge eines solchen Modells werden hier zur Diskussion gestellt.
Wenn Kompetenzerwerb zunehmend außerhalb der formalen Systeme stattfindet, wenn überdies Arbeit verstärkt grenzüberschreitend nachgefragt wird, dann verlieren Verfahren der Erhebung und Bewertung von Kompetenzen, die eng mit nationalen Qualifizierungs- und Zertifizierungssystemen und deren formellen Regelungen verknüpft sind, zunehmend an Aussagekraft. Auf Basis der Ergebnisse der Arbeit von Bildungsexperten aus sieben europäischen Ländern im Leonardo da Vinci Projekt exemplo werden in diesem Beitrag europaweit einsetzbare Verfahren der Kompetenzerhebung in kleinen und mittelständischen Unternehmen diskutiert und Spannungsfelder der Gestaltung herausgearbeitet.
Am 1. Januar 2007 ist das Aktionsprogramm für lebenslanges Lernen (PLL) gestartet. Mit einem Budget von fast sieben Milliarden Euro wird dieses neue europäische Bildungsprogramm von 2007 bis 2013 den europäischen Austausch von Lehrenden und Lernenden aller Altersstufen sowie die Zusammenarbeit von Bildungseinrichtungen fördern. In Deutschland ist die Nationale Agentur Bildung für Europa (NA) beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) mit der Durchführung der Einzelprogramme LEONARDO DA VINCI und GRUNDTVIG beauftragt.
Ein weiter zusammenwachsendes Europa im Bereich der beruflichen Bildung bedarf umfassender und gemeinsamer Bemühungen um Transparenz. Die sich in Struktur, Steuerung und gesellschaftlicher Relevanz unterscheidenden Berufsbildungssysteme machen es für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit notwendig, möglichst viel voneinander zu erfahren. Hier knüpft das europäische Referenznetzwerk für berufliche Bildung - ReferNet - an. Es leistet einen Beitrag dazu, durch Informationen Vorurteile ab- und gegenseitigen Respekt vor den Stärken der einzelnen Systeme aufzubauen. Im Beitrag werden Arbeitsschwerpunkte, Ziele und Entwicklungsmöglichkeiten des in Deutschland vom Bundesinstitut für Berufsbildung koordinierten Netzwerkes vorgestellt.
Im Januar 2007 fand die zweite deutsch-französische Jahreskonferenz der Organisationen aus Wirtschaft und Gesellschaft in Paris statt. Die Konferenz befasste sich mit dem Thema "Integration und Chancengleichheit. Die Zukunft der Jugendlichen in Deutschland und Frankreich", ein Thema, dem auf der politischen Agenda beider Länder eine hohe Priorität eingeräumt wird. Im Mittelpunkt der Konferenz standen zwei Themenfelder: der Übergang von der Schule in eine Berufsausbildung und der Übergang in den Arbeitsmarkt. Die Diskussion machte deutlich, dass die unterschiedlichen wirtschaftlichen und kulturellen Ausgangsbedingungen in beiden Ländern unterschiedliche und differenzierte regionale Entwicklungsansätze verlangen.
Die Beschäftigung mit kompetenzbasierter Berufsbildung hat über Europa auch ihren Weg nach Deutschland gefunden, Stichworte sind der europäische Qualifikationsrahmen und das Leistungspunktesystem für berufliche Bildung. In der Debatte um Instrumente für eine nachhaltige Stärkung und Zukunftsorientierung der Berufsbildung in Deutschland sowie der Entwicklung eines nationalen Qualifikationsrahmens, spielt der Begriff Kompetenz eine zentrale Rolle. Das Vereinigte Königreich hat eine langjährige Erfahrung im Umgang mit einer beruflichen Bildung, die konsequent auf eine Outcome-Orientierung setzt. In diesem Beitrag setzt sich der Autor kritisch mit einem Teilbereich der beruflichen Bildung im Vereinigten Königreich, den National Vocational Qualifications (NVQs), auseinander.
Die Deutsch-Portugiesische Industrie- und Handelskammer (DPIHK) bietet ihren Service im Bereich der dualen Berufsausbildung auf Wunsch großer deutscher Unternehmen seit 1983 an. In der Implementierung und Anwendung der dualen Philosophie - Einbindung der Unternehmen in die Ausgestaltung der Ausbildung und starke Praxisorientierung in allen Qualifizierungskonzepten - zählt die Kammer zu den Pionieren in Portugal und zu den größten Bildungsanbietern im Netzwerk der Außenhandelskammern. Seit Anfang 2007 wird der Service Berufliche Qualifizierung mit der Marke DUAL vermarktet, verkörpert diese doch Bildung 'Made in Germany'. Der Anspruch von DUAL: eine Referenz im portugiesischen Berufsbildungsmarkt zu sein und neue Bildungslösungen und Kompetenzen zu entwickeln. Sie sollen die Wirtschaft bei der Wettbewerbssicherung unterstützen und den Jugendlichen eine Chance auf Arbeit geben.
Das bundesweit agierende Modellversuchsprogramm 'Flexibilitätsspielräume für die Aus- und Weiterbildung' öffnet sich zunehmend ins europäische Ausland und entwickelt dabei ein Spektrum von Transferaktivitäten, in dessen Fokus vor allem die Unternehmen, aber auch die Bildungsdienstleister sowie die nationale und transnationale Berufsbildungsforschung stehen. Des Weiteren wurde unter dem Motto 'Fit for business in Europe' ein Modul für einen Ausbildungsabschnitt deutscher Auszubildender im Ausland entwickelt und mit Erfolg eingesetzt. Diese neue Orientierung wird beispielhaft dargestellt.
Die Globalisierung der Wirtschaft und der Arbeitsmärkte verändert die Qualifikationsanforderungen an die Arbeitnehmer. Dass hierbei Fremdsprachenkenntnisse im Arbeitsleben an Bedeutung gewinnen, wird immer wieder betont, an empirischen Belegen hingegen mangelt es bisher jedoch. Eine der wenigen repräsentativen Datenquellen, in denen die Nutzung und die Art von Fremdsprachen erfasst wurde, ist das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) aus dem Jahre 2000, das jedoch keinen Hinweis gibt, auf welchem Sprachlevel Fremdsprachen beherrscht werden müssen und nur wenige Hinweise auf erforderliche Qualifizierungen. Im Beitrag werden aktuelle Daten des BIBB herangezogen, die hierüber Auskunft geben. Die telefonische, computergestützte Repräsentativbefragung von 20.000 Erwerbstätigen in Deutschland bestätigt die hohe Bedeutung von Fremdsprachenkenntnissen in der Erwerbstätigkeit, zeigt aber auch, dass diese Anforderungen nicht auf allen Anforderungsebenen und nicht bei allen Berufen gleichermaßen ins Gewicht fallen.
Die Leonardo-da-Vinci-Pilotprojekte JobArt und JobArt Central and East European Countries (CEE) zur Entwicklung praktikabler Hilfen für handlungsorientiertes Lehren und Lernen wurden von 2001 bis 2006 durchgeführt. Es handelt sich um zwei eigenständige, aufeinander aufbauende Vorhaben mit verschiedenen Arbeitsweisen, Zielgruppen und Produkten. Gemeinsamkeiten sind ihr didaktisches Konzept, dessen Demonstration am Berufsfeld Digitalmediendesign und der Ansatz partizipativer berufspädagogischer Modernisierung. Der Beitrag informiert über Ziele, methodische Grundlagen, Ergebnisse und Wirkungen beider Vorhaben. Er lädt Ausbilder, Lehrer, Akteure in Ausbildungsplanung und internationaler Berufsbildungszusammenarbeit in Europa zur Sichtung, Nutzung und Verbreitung der leicht zugänglichen JobArt-Hilfen ein. Sie liegen in acht Sprachen vor.
Tibet erscheint in der öffentlichen Wahrnehmung zumeist im Zusammenhang mit der tiefen Spiritualität seiner Menschen oder als politisches Thema in Verbindung mit der chinesischen Herrschaft über diese Region auf dem "Dach der Welt". Das Berufsleben und die Bildung und Ausbildung der Menschen in Tibet sind bisher hingegen kaum ein Thema, weder in den Fachmedien noch in der Öffentlichkeit. Seit einigen Jahren findet jedoch auch auf diesem Gebiet eine rege Entwicklung statt. So gibt es eine Reihe von Graswurzel-Projekten und auch ein deutsch-chinesisches Kooperationsprogramm, das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit finanziert wird. Der Beitrag informiert über das tibetische Bildungssystem, das analog dem chinesischen aufgebaut ist und dessen Zukunftsgestaltung sich vor dem Hintergrund schwieriger Rahmenbedingungen und politischer Machtinteressen vollzieht.
Neben der Beratung des Berufsbildungsberichts 2007 befasste sich der Hauptausschuss mit dem Thema Kompetenzbasierte Ausbildungsordnungen und mehreren Empfehlungen, darunter eine Musterprüfungsordnung und eine Empfehlung zur Entwicklung einer transparenten Ausbildungsstatistik.