Wie wird berufliche Bildung dem Anspruch gerecht, eine Erstausbildung für alle zu bieten und entsprechende Karriereperspektiven zu ermöglichen? Angesichts rückläufiger Ausbildungszahlen geht diese Ausgabe der Frage nach, welche Jugendlichen sich für eine Berufsausbildung entscheiden, welche Motive sie dabei verfolgen und wie sie den Weg in eine Ausbildung finden. Gleichzeitig richtet sich der Blick auch auf Unterstützungsangebote, die Jugendlichen diesen Zugang erleichtern.
Die Zahl der Geflüchteten, die erfolgreich in eine Berufsausbildung einmünden, nimmt zu. Doch wie viele sind es genau? Im öffentlichen Diskurs werden unterschiedliche Zahlen genannt – in einigen Presseberichten ist von rund 9.500 im Jahr 2017 die Rede, in anderen von bis zu 28.500. Wie passen diese Zahlen zusammen? Der Beitrag gibt einen Überblick über die verschiedenen Datenquellen und damit verbunden Hinweise, wie diese unterschiedlichen Zahlen zustande kommen.
Themenschwerpunkt
Andreas Hirschi; Julian Marciniak; Rebekka Steiner
Zur Frage, welche Faktoren für eine gelingende Berufswahl wichtig sind, sind zahlreiche wissenschaftliche Konstrukte entwickelt worden. Der Beitrag gibt aus Sicht der Laufbahnforschung eine Übersicht über diese Konstrukte sowie das integrative Konstrukt „Berufswahlbereitschaft“, das die Kernelemente der bisherigen Konstrukte verbindet. Zur Messung wird der Karriere-Ressourcen-Fragebogen für Jugendliche präsentiert, der es ermöglicht, alle Kernbereiche der Berufswahlbereitschaft effizient zu erfassen. Weiterhin wird erläutert, wie das vorgestellte Messinstrument in der Praxis verwendet werden kann. Abschließend werden erste Befunde aus einem größeren Forschungsprojekt in der Schweiz zur Entwicklung der Berufswahlbereitschaft vorgestellt.
Eine hohe Berufswahlbereitschaft gilt mehrheitlich als eine wichtige Zielgröße von Berufsorientierungsmaßnahmen, die in der Regel zum Ende der allgemeinbildenden Schulzeit angeboten werden. Doch welchen Stellenwert nimmt deren Entwicklung nach Beendigung der Schulzeit ein, insbesondere dann, wenn der Übergangsprozess nicht reibungslos verläuft? Auf Basis einer empirischen Studie zu berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen der Bundesagentur für Arbeit wird im Beitrag untersucht, inwieweit die Berufswahlbereitschaft auch in diesem Kontext eine wichtige Referenzgröße darstellt und in welchem Zusammenhang sie mit dem individuellen Maßnahmeverlauf und Verbleib der Teilnehmenden steht.
Angesichts steigender Studierendenzahlen geht dieser Beitrag der Frage nach, welche Schüler/-innen trotz Hochschulzugangsberechtigung die Aufnahme einer Berufsausbildung planen. Auf Basis der Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) wurden Faktoren identifiziert, die bei Schülerinnen und Schülern der zwölften Klasse einen solchen Plan begünstigen. Dabei zeigte sich, dass neben Einflüssen des sozialen Umfelds auch der Berufsorientierungsprozess sowie die Kosten-, Nutzen- und Chanceneinschätzungen der Jugendlichen relevant sind. Auf Basis dieser Ergebnisse werden abschließend Anregungen für die Berufsorientierung abgeleitet.
Der erfolgreiche Abschluss einer Berufsausbildung und der gelungene Übergang in den Beruf sind wichtige Voraussetzungen für gesellschaftliche Teilhabe. Insbesondere Jugendliche mit schwierigen Ausgangsbedingungen und hohem Förderbedarf benötigen individuelle Begleitung auf diesem Weg. Nicht alle Betriebe können diese Unterstützung leisten. Hier setzt das Instrument der assistierten Ausbildung (AsA) an. In Sachsen-Anhalt wird die assistierte Ausbildung mit einem eigenen Landesfachkonzept erfolgreich umgesetzt. Welche Erkenntnisse lassen sich daraus für die Weiterentwicklung der assistierten Ausbildung ableiten? Und wie kann die nachhaltige Integration Jugendlicher in den Arbeitsmarkt gefördert werden?
Jugendliche mit Migrationshintergrund haben geringere Chancen als andere, nach der Schule in eine vollqualifizierende Berufsausbildung einzumünden. Dafür können unter anderem betriebliche Rekrutierungspraktiken verantwortlich sein. Bezugnehmend auf das konventionssoziologische Modell von Imdorf wird in diesem Beitrag untersucht, welche Selektionskriterien betriebliche Rekrutierungsprozesse strukturieren und wie sie sich auf den Bewerbungserfolg von Jugendlichen mit Migrationshintergrund auswirken. Es wird gezeigt, dass die Einschätzung der Teampassung eine zentrale Rolle spielt.
Jugendliche aus Familien mit Einwanderungsgeschichte bleiben überdurchschnittlich häufig ohne Berufsausbildung. In Berlin hat eine Initiative des Senats dazu beigetragen, dass der Anteil dieser jungen Menschen an der Ausbildung im öffentlichen Dienst deutlich gestiegen ist. Im Beitrag wird das Konzept von „Berlin braucht dich!“ vorgestellt. Zudem wird aufgezeigt, welche Barrieren beim Zugang zur Ausbildung im Rahmen der Initiative identifiziert wurden und wie neue Zugänge in eine Berufsausbildung erprobt werden.
„Elementare Vielfalt“ (ElVi) ist die Ausbildungskampagne der Chemie-Arbeitgeberverbände. Neben klassischen Marketinginstrumenten wie einer Ausbildungsstellenbörse, Broschüren und Flyern setzt die Kampagne im Schwerpunkt auf digitale Formate und Videos, um Jugendliche für eine Ausbildung in der Chemiebranche zu begeistern
Kleine Kinder versorgen oder Angehörige pflegen und parallel für eine Berufsausbildung lernen ist eine besondere Herausforderung. Viele junge Mütter bleiben daher ohne Berufsausbildung, mit Folgen für ihre persönliche Entwicklung und die ihrer Kinder. Ein Weg der besseren Vereinbarkeit ist die Ausbildung in Teilzeit, die das Berufsbildungsgesetz und die Handwerksordnung seit 2005 ermöglichen. Sie ist jedoch kein Selbstläufer. Vielen Unternehmen und jungen Menschen ist diese Option unbekannt. In NRW unterstützt ein Landesprogramm die Teilzeitberufsausbildung. Dieser Beitrag zeigt auf, welche Erfahrungen damit gemacht wurden, und benennt Handlungsbedarf, um Ausbildung in Teilzeit noch bekannter zu machen und stärker in sämtlichen Regelförderangeboten zu verankern.
Der Trend zur Akademisierung führt insbesondere im Handwerk zu einer Verschärfung des Fachkräftemangels. Gleichzeitig steigen jedoch viele junge Menschen vorzeitig und ohne Abschluss aus einem Studium aus. In einem Kooperationsprojekt verknüpfen die Goethe-Universität und die Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main unterschiedliche Methoden, um Studienzweifler/-innen anzusprechen und ihnen den Weg in eine duale Ausbildung zu ermöglichen.
Vom 11. bis 13. März 2019 ist es wieder so weit. Die 20. Hochschultage Berufliche Bildung finden in diesem Jahr an der Universität Siegen statt. Fachvertreter/-innen aus Wissenschaft, Politik und Praxis der Berufsbildung sind eingeladen, aktuelle Herausforderungen der digitalen Berufs- und Arbeitswelt zu diskutieren. Im Interview gibt die diesjährige Koordinatorin Prof. Dr. Ulrike Buchmann einen kleinen Vorgeschmack auf das, was die Teilnehmenden in Siegen erwartet.
Constanza Correa Sarmiento; Martin Klede; Henrik Schwarz
Das Projekt „MoPaDual – Modelo Paraguayo de Formación Dual“ verfolgt das Ziel, eine duale Berufsausbildung in Paraguay aufzubauen. Angefragt durch die Regierung Paraguays, berät das BIBB das paraguayische Arbeitsministerium beim Aufbau institutioneller Grundlagen und der Entwicklung von Berufsbildungsstandards. Der Artikel beschreibt am Beispiel der Entwicklung von Berufsprofilen und Curricula erste Ergebnisse der Zusammenarbeit.
Mit dem Aufbau eines fachlichen Repositoriums zur Berufsbildung (VET Repository) hat das BIBB den nächsten Schritt zur Umsetzung seiner Open Access Policy und der von ihm unterzeichneten Berliner Erklärung eingeleitet. Auf der Grundlage des Datenbestands der Literaturdatenbank Berufliche Bildung (LDBB) sollen mit dem neuen VET Repository systematisch Open Access verfügbare Volltexte zur Berufsbildung gesammelt und komfortabel an einem zentralen Ort recherchierbar gemacht werden. Der Beitrag erläutert die Hintergründe dieser Entwicklung und beschreibt anschließend den Mehrwert des neuen Fachinformationsservice für die Berufsbildungscommunity.
Das IT-Weiterbildungssystem startete 2002 mit großen Vorschusslorbeeren und wurde seit seiner Einführung mehrmals evaluiert. Eine im Juni 2018 abgeschlossene Untersuchung diente der Vorbereitung einer Neuordnung. Im Fokus stand die Ebene der Operativen Professionals und der wachsende Bedarf im Bereich IT-Sicherheit.
Die letzte Hauptausschusssitzung des Jahres 2018 fand unter Leitung von Elke Hannack, Beauftragte der Arbeitnehmer, statt. Inhaltliche Schwerpunkte waren die aktuelle Situation auf dem Ausbildungsmarkt und die strategische Neuausrichtung der BIBB-Forschung durch „Themencluster“. Weiterhin wurden u. a. der sogenannte »Ganzheitliche Ausbildungsnachweis« sowie die BIBB-Aktivitäten im Bereich der Open Educational Resources (OER) in der Berufsbildung präsentiert.