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Mit dem Einigungsprozess im Jahr 1990 wuchsen auch Berufsbildung Ost und West zusammen. Nach 25 Jahren wirft die BWP einen Blick zurück und beleuchtet, ausgehend von den Gemeinsamkeiten und Unterschieden beider Systeme, Etappen und Herausforderungen des Transformationsprozesses. Welche Chancen gab es in dieser Zeit für die Weiterentwicklung einer gesamtdeutschen Berufsbildung? Wurden sie genutzt und welche Impulse ergeben sich aus diesem Rückblick für aktuell diskutierte Fragestellungen?
Angesichts rückläufiger Ausbildungsabsolventenzahlen wird im Beitrag das Übernahmegeschehen in ost- und westdeutschen Ausbildungsbetrieben näher beleuchtet. Wenngleich sich die Übernahmechancen für Auszubildende insgesamt verbessert haben, zeigen sich im Ost-West-Vergleich deutliche Unterschiede, wenn nach zentralen Betriebsmerkmalen unterschieden wird.
Das Suchen nach Sicherheit kennzeichnet ein Grundbedürfnis, das in Ostdeutschland in der Phase des Systemumbruchs und der anschließenden ökonomischen Transformationskrise vorherrschte. Sicherheitsstreben war und ist jedoch auch in Westdeutschland traditionell weit verbreitet. Damit war der Boden bereitet für ein gesamtdeutsch anerkanntes soziales Kulturmuster, in welchem die Traditionslinien des autoritären Wohlfahrtsstaats der DDR und des demokratischen Sozialstaats der Bundesrepublik zusammengeführt wurden. Der Beitrag zeigt beispielhaft, wie sich im Laufe von 25 Jahren in Ost und West bestehende Einstellungen einander angenähert haben.
Auch wenn die Berufsbildung in der DDR nach den grundlegenden Prinzipien des Staates – Parteilichkeit, Planwirtschaft, Zentralismus usw. – funktionierte, so war sie doch in wesentlichen Punkten mit der in der Bundesrepublik kompatibel. Wie sonst ließe sich der scheinbar geräuschlose Übergang ab 1990 von einem »sozialistischen Berufsbildungssystem« in das bundesrepublikanische erklären? Nach einem historischen Abriss des Berufsbildungssystems der DDR und einem Vergleich mit jenem der BRD wird im Beitrag verdeutlicht, dass noch immer viel Potenzial für Berufsbildungsforschung und -politik besteht, das dazu auffordert, sich mit diesem Teil deutscher Berufsbildungsgeschichte zu befassen.
Der rasante Transformationsprozess der Berufsausbildung im Rahmen der Wiedervereinigung – gestartet mit der Übernahme des Berufsbildungsgesetzes für die DDR zum 1. September 1990 – hatte nicht nur unmittelbare Auswirkungen auf die Berufsbildungspraxis in den neuen Bundesländern, sondern rückblickend auch weitreichende berufsstrukturelle Veränderungen zur Folge. Wie diese Entwicklungen im Hinblick auf die Tertiarisierung der dualen Berufsausbildung aussehen und welche unterschiedlichen Auswirkungen sich für Frauen und Männer in Ost- und Westdeutschland daraus ergeben, wird in diesem Beitrag untersucht.
Die DDR verfügte über ein gut ausgebautes System beruflicher Erstausbildung, das denselben Wurzeln wie das duale Ausbildungssystem in der Bundesrepublik entsprang. Trotzdem führten die wirtschaftlichen Probleme in Ostdeutschland und spezifische demografische Entwicklungen zu erheblichen Schwierigkeiten bei der Einführung des dualen Systems. Diese werden im Beitrag rekapituliert. Gleichzeitig wird aufgezeigt, wie mit einer Vielzahl von Instrumenten und Fördermaßnahmen versucht wurde, diesen Schwierigkeiten zu begegnen. 25 Jahre nach der Wiedervereinigung ergeben sich neue Ungleichgewichte auf dem Ausbildungsstellenmarkt, die abschließend benannt werden. Sie erfordern erneut flexible Reaktionen.
Günter Albrecht; Renate Behrendt; Wolfgang Müller-Tamke
Die Übernahme des dualen Berufsbildungssystems West in den neuen Ländern stellte das Ausbildungspersonal vor neue Aufgaben und Herausforderungen. Im August 1990 begann die Förderung der Qualifizierung des Personals der beruflichen Bildung in Ostdeutschland. Vom damaligen Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft (BMBW) wurden dafür bis 1992 rund 50 Mio. DM bereitgestellt. Was konnte dieses Programm bewirken? Welche Rolle spielte es im Transformationsprozess? Wie haben Ostdeutsche und Westdeutsche diesen Prozess unterstützt? Der Beitrag geht diesen Fragestellungen nach und zeigt aus der Rückschau Erkenntnisse und Erfahrungen auf.
Berufsfachkommissionen waren eine fest verankerte Einrichtung im DDR-Berufsbildungssystem bei der Entwicklung von Facharbeiterberufen. Wenngleich sie von vielen als sinnvolle Gremien betrachtet wurden, stießen Bemühungen, sie im Rahmen des Bündnisses für Arbeit zehn Jahre nach der Wiedervereinigung unter der Bezeichnung Berufsfachgruppen einzuführen, auf ein verhaltenes Echo. Der Beitrag beschreibt die Widerstände und Schwierigkeiten und unterstreicht zugleich die Potenziale solcher Gremien für die Neuordnung von Aus- und Fortbildungsberufen anhand von zwei Beispielen.
Die Etablierung des Ausbildungsberufs Mechatroniker/-in Ende der 1990er-Jahre war angesichts des tiefgreifenden strukturellen Wandels insbesondere in den neuen Ländern eine enorme Herausforderung. In dem Ausbildungsstrukturprojekt »Regio-Kompetenz-Ausbildung« entstand ein Mechatronik-Netzwerk, um bei der Implementierung der Ausbildung und der Gewinnung von betrieblichen Ausbildungsplätzen zu unterstützen. Im Beitrag werden Notwendigkeit, Entstehung und Nachwirkungen dieses Verbunds beschrieben.
Überbetriebliche Berufsbildungszentren (ÜBS) leisten einen wesentlichen Beitrag, Fachkräfte auf vielfältige Art und Weise aus- und weiterzubilden. Am Beispiel des Elektrobildungs- und Technologiezentrums e. V. (EBZ) Dresden wird im Beitrag der Auf- und Ausbau einer ÜBS vor dem Hintergrund der Entwicklungsprozesse nach der deutschen Wiedervereinigung beleuchtet. Insbesondere wird darauf Bezug genommen, wie die schrittweise Etablierung des EBZ sowohl in der Region als auch in bundesweiten Netzwerken durch veränderte Rahmenbedingungen und neue Herausforderungen begünstigt wurde und damit eine sukzessive Anpassung und Erweiterung des Bildungsangebots erfolgte. Abschließend werden Perspektiven für eine weitere Vernetzung im internationalen Raum skizziert.
Bei der Qualifizierung ihres Berufsbildungspersonals wollen viele Länder von Deutschland lernen. Doch die für die deutsche duale Berufsbildung maßgeblichen Modelle – akademische Ausbildung der Berufsschullehrkräfte und Ausbilderfortbildung der betrieblichen Fachkräfte – passen häufig nicht zu den Rahmenbedingungen und Anforderungen vor Ort. Von Interesse könnte der Ansatz »Integrierte Lehrkraft« sein. Mit diesem Ansatz wurden in den letzten Jahren der DDR ausländische Studierende zu »Lehrkräften für den beruflichen Unterricht« qualifiziert. Der Studiengang wird im Beitrag vorgestellt. Abschließend wird erörtert, welche Impulse daraus für die heutige Berufsbildungszusammenarbeit gewonnen werden können.
Rund ein Viertel aller Auszubildenden in Deutschland befinden sich derzeit in nicht-akademischen Ausbildungsgängen außerhalb des dualen Systems. Dieser Ausbildungsbereich ist nicht nur in Bezug auf rechtliche Grundlagen vielfältig und heterogen. Um welche Ausbildungsgänge handelt es sich? Wo werden sie angeboten? Was kennzeichnet diesen Ausbildungsbereich? Der Beitrag gibt Einblicke in den für Fachkräfte im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen relevanten Ausbildungsbereich und stellt exemplarisch ausgewählte Kennzeichen und Besonderheiten im Vergleich zur Ausbildung im dualen System dar.
Das »Bundesgesetz zum Nationalen Qualifikationsrahmen«, das nach aktueller Planung am 1. Januar 2016 in Kraft treten soll, stellt die Grundlage für die Zuordnung von Qualifikationen zu einem der acht Niveaus des Nationalen Qualifikationsrahmens (NQR) dar. Gleichzeitig markiert es das Ende eines längeren Entwicklungsprozesses, in dem unter breiter Beteiligung relevanter Stakeholdergruppen nicht nur die Struktur des NQR, die Zuordnungsdeskriptoren sowie das Zuordnungsverfahren diskutiert wurden, sondern auch die mit dem NQR verbundenen Ziele und Erwartungen. Der Beitrag beschreibt vor dem Hintergrund der Spezifika des österreichischen Bildungswesens die bisherigen NQR-Entwicklungen und stellt ein Fächermodell zur Visualisierung der Gleichwertigkeit von Qualifikationen vor.
Mit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten ergeben sich für die Berufsbildung der DDR grundlegende Veränderungen. Es geht darum, alle Bereiche der beruflichen Bildung so umzugestalten, daß die in der Ausbildung befindlichen Lehrlinge sobald wie möglich mit gleichwertigen Berufsabschlüssen wie ihre bundesdeutschen Kollegen in das Arbeitsleben eintreten können. Analoges gilt für die berufliche Weiterbildung. Entsprechend der Regierungserklärung des Ministerpräsidenten der DDR vom 19. April 1990 gilt dabei für den gesamten Bereich der Berufsbildung eine Orientierung auf das Prinzip der Angleichunq an die Rechtsgrundlagen der Bundesrepublik Deutschland. Ein solcher Schritt erfordert allgemeine Bestandsaufnahme und den Vergleich der Systeme wie auch die Analyse der Herangehensweise im einzelnen. Dafür soll der folgende Beitrag einen informatorischen Überblick geben.
Hans-Dieter Hoch; Walter Schlottau; Angelika Schmidtmann-Ehnert; Reinhard Selka
Mit der Übernahme des Berufsbildungsgesetzes durch die fünf neuen Länder bilden auch dort die Ausbildungsordnungen und -rahmenpläne der alten Bundesrepublik die Grundlage für die Berufsausbildung. Damit dieser formale Anspruch in die Realität umgesetzt werden kann, sind einige wichtige Voraussetzungen zu erfüllen. Dazu gehört vor allem eine umfassende Information des Personals in der beruflichen Bildung über die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen der Ausbildung in den westlichen Bundesländern. Auf ganztägigen Multiplikatorenveranstaltungen in verschiedenen Städten der ehemaligen DDR ist mit den Teilnehmern darüber diskutiert worden, welchen Beitrag der Arbeitsbereich Ausbilderförderung des BIBB zur Weiterbildung von Ausbilderinnen und Ausbildern leisten kann. Der ersten vorsichtigen Bilanz können Anregungen zur Entwicklung wirksamerer Hilfen für diese Zielgruppe entnommen werden.
Der Aufbau eines Netzes von überbetrieblichen Berufsbildungsstätten im östlichen Teil Deutschlands ist berufsbildungspolitisch eine sehr bedeutsame Aufgabe, die wesentlich höhere konzeptionelle Anforderungen stellt, als dies bei der Schaffung überbetrieblicher Ausbildungskapazitäten in den alten Bundesländern der Fall war. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, wird im folgenden beschrieben, welche Probleme aus heutiger Sicht zu meistern sind, was bei der Förderung ÜBS in den neuen Bundesländern zu bedenken ist und was gefördert werden kann.
Ein Vierteljahrhundert nach der Wiedervereinigung befragte die BWP Fachvertreter/-innen zu ihren Erinnerungen an diese Zeit. Hermann Schmidt (damaliger Generalsekretär des BIBB) erinnert an das Zusammenwachsen zweier deutscher Berufsbildungssysteme in turbulenten Zeiten. Harald Ressel (BMBF) zeichnet den Weg zur Rechtsanpassung nach und Kerstin Mucke (BMBF) den Abgleich der Ausbildungs- und Facharbeiterberufe. Den Aufbau von Kammerstrukturen betrachtet rückblickend Volker Becherer (HWK Halle) und Bernhard Beckmann (EBG) nimmt Entwicklungen der internationalen Zusammenarbeit nach der Wende in den Blick. Insgesamt geben die Zeitzeugenberichte Einblicke in eine spannende Phase der deutschen Berufsbildungsgeschichte