Die quantitativen und strukturellen Entwicklungen des Arbeitskräfte- und Qualifikationsbedarfs sowie die Entwicklungen der Bildungs- und Berufswahlorientierung junger Menschen sind wesentliche Rahmenbedingungen, durch die die Anforderungen an die Gestaltung des dualen Systems bestimmt werden. Seine Weiterentwicklung muß sich deshalb an diesen Rahmenbedingungen orientieren. Dabei darf allerdings nicht aus dem Auge verloren werden, daß die duale Berufsausbildung ein Teil des Sekundarbereiches II des Bildungssystems ist. Wie die schulischen Bildungswege der Sekundarstufe II hat sie damit auch einen allgemeinen Bildungsauftrag zu erfüllen, der auf die Entwicklung junger Menschen zu selbständig und verantwortlich denkenden und handelnden Persönlichkeiten zielt. Der Anspruch der Auszubildenden auf umfassende Bildung muß deshalb mit den aus objektiven Rahmenbedingungen abzuleitenden Erfordernissen für die Gestaltung dualer Ausbildung in Einklang gebracht werden. Eine pädagogische und inhaltliche Differenzierung der dualen Ausbildungspraxis in Schule und Betrieb sowie die Herstellung der Gleichwertigkeit dualer Berufsausbildung im Verhältnis zu den schulischen Bildungsgängen des Sekundarbereiches II sind berufsbildungspolitische Ziele, die diesem Anspruch entsprechen. Unter bedarfsorientierten Gesichtspunkten könnten Differenzierung und Gleichwertigkeit zugleich einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung der Nachfrage nach dualer Ausbildung auf hohem Niveau leisten.
Frauen haben in der Allgemeinbildung und der Berufsausbildung in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte gemacht und gegenüber den Männern immens aufgeholt. Die bildungsmäßigen Verbesserungen schlagen sich jedoch nicht in entsprechenden Verbesserungen der beruflichen Situation von Frauen, d. h. in der Angleichunq an die berufliche Situation der Männer nieder. Noch immer liegen die Frauen im Einkommen und in der beruflichen Position im Durchschnitt weit hinter den Männern. Das wird in der Regel darauf zurückgeführt, daß viele Frauen aufgrund familiärer Verpflichtungen teilzeitbeschäftigt sind oder die Erwerbsarbeit unterbrechen und eine geringere Beschäftigungsdauer bzw. -erfahrung vorzuweisen haben. Im folgenden soll zunächst noch einmal kurz der Bildungsanstieg der bundesrepublikanischen Frauen und Mädchen veranschaulicht werden. Dann wird anhand eines empirischen Vergleichs des Berufserfolgs qualifizierter junger Frauen und Männer der Frage nachgegangen, ob die Faktoren Bildung, Arbeitszeitumfang und Beschäftigungsdauer für die berufliche Situation bzw. für die berufliche Gleichstellung von Frauen und Männern ausschlaggebend sind. Wäre dem so, müßten gleich gut qualifizierte jüngere Frauen und Männer, die im erlernten Beruf vollzeitbeschäftigt sind, gleichgestellt sein.
Ab dem 1. August 1991 kann in den neuen dreijährigen Ausbildungsberufen Kaufmann/Kauffrau für Bürokommunikation und Bürokaufmann/Bürokauffrau ausgebildet werden. Mit dieser Neuordnung besteht endlich eine bundeseinheitliche Basis für eine moderne und zukunftsorientiert gestaltete Ausbildung in Ausbildungsberufen, in denen vorwiegend Frauen in unterschiedlichen Betriebsgrössen, Wirtschaftszweigen und Branchen ausgebildet werden. In dem Beitrag werden zentrale Ergebnisse und Handlungsfelder aus dieser Neuordnung und deren Ausstrahlung auf künftige Neuordnungen im kaufmännisch-verwaltenden Bereich dargestellt.
Die Veränderung der Rahmenbedingungen gesellschaftlicher Arbeit sowie ihre bildungsrelevanten Auswirkungen haben eine Diskussion darüber in Gang gesetzt, was unter diesen veränderten Bedingungen und im Horizont zukünftiger Entwicklungen als arbeitspädagogische Leistung betrieblicher Berufsbildung und damit als Bildungsbedarf ihrer Akteure zu fassen ist. Die Bandbreite, Intensität und Ideenvielfalt dieser Diskussion kann als Indiz dafür gewertet werden, dass der Wandel durch technisches Wissen und mit überkommenen Handlungsorientierungen nicht eingeholt werden kann. Denn bei aller Uneindeutigkeit seiner möglichen Veränderungsrichtung und -reichweite lässt sich doch ein qualitativer Sprung erkennen: ihn markiert die Entwicklung zur Handlungsfähigkeit in vernetzten Strukturen sowie zur selbständigen, phantasie- und verantwortungsvollen Mitgestaltung von Aufgaben. Um Aspekte für ein zukunftsorientiertes Konzept zur arbeitspädagogischen Weiterbildung von Ausbildern/innen zu gewinnen, werden deshalb zentrale Dimensionen der gegenwärtigen Veränderungsprozesse herausgearbeitet und ihre Konsequenzen für betriebliche Arbeits- und Bildungsprozesse analysiert.
Der Autor fordert, die AFG-Instrumente Fortbildung und Umschulung für Benachteiligte gezielt einzusetzen. Er stellt die Frage, welche Qualitätskriterien an Maßnahmen zur beruflichen Weiterbildung gestellt werden müssen, damit dieses wertvollste Instrument der Reintegration seine Wirkung voll entfalten kann. Der Autor fordert, eine konsequente Evaluierung zum verbindlichen Bestandteil der Maßnahmen beruflicher Weiterbildung zu entwickeln. Die Evaluierung des Integrationserfolges wird als unabdingbare Voraussetzung gesehen, um die Effizienz von integrationsorientierten Maßnahmen bewerten zu können. Der Grad der Zielerreichung wird damit zum Maßstab für die Qualität von einzelnen Maßnahmen wie für die Arbeitsmarktpolitik insgesamt. Die Mittelvergabe müßte dann nach den Kriterien Zielsetzung und Optimierung der Zielerreichung erfolgen. Damit verbunden wäre, daß der gegenwärtige Preiswettbewerb zwischen den Trägern der beruflichen Weiterbildung durch einen Qualitätswettbewerb abgelöst würde.
Das Konzept "Arbeitsorientiertes Lernen - lernorientiertes Arbeiten" soll vor allem den Ausbau der betrieblich-beruflichen Weiterbildung von Beschäftigten kleiner und mittlerer Betriebe vorantreiben. Ziel ist die präventive Weiterbildung von Beschäftigten, die aufgrund ihrer geringen berufsfachlichen Qualifikationen bei der Einführung flexibler Produktionskonzepte vom Verlust des Arbeitsplatzes und von Dauerarbeitslosigkeit bedroht sind. Ziel ist auch, Un- und Angelernte als Qualifikationspotential anzusprechen, das bislang in den betrieblichen Qualifizierungsstrategien weitgehend vernachlässigt wird. Erreicht werden sollen diese Ziele durch die methodische und organisatorische Anwendung neuer Ansätze der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Verschiedene Modelle zur Organisation und Finanzierung solcher Integrationskonzepte werden diskutiert und im folgenden unter dem Blickwinkel der inhaltlichen und organisatorischen Verknüpfung von betrieblicher und außerbetrieblicher Weiterbildung skizziert. Hierbei spielen außerbetriebliche Weiterbildungseinrichtungen eine zentrale Rolle.
Im Rahmen des Forschungsprojektes "Berufsbildender Fernunterricht: ein Beitrag zur didaktischen Verbesserung des Angebots" hat das Bundesinstitut für Berufsbildung 65 Fernunterrichtsteilnehmer und - als Kontrastgruppe - 51 Direktunterrichtsteilnehmer, die eine berufliche Weiterbildungsmaßnahme berufsbegleitend belegt hatten, anhand von Intensivinterviews danach gefragt, welche Motive sie zur Weiterbildung veranlaßt haben, wie sie die gewählten Lehrgänge beurteilen und ob sie das Gelernte beruflich verwerten. Außerdem wurden (Weiter-)Bildungsverantwortliche von sieben Firmen mit insgesamt 10 Firmenniederlassungen in die Untersuchung mit einbezogen. Aus den Ergebnissen werden didaktische und methodische Vorschläge zum Einsatz von Fernunterricht entwickelt.
Ruth Enggruber; Astrid Fischer; Angela Hahn; Reinhart Reiser; Martin Twardy
Hintergrund des Modellversuchs ist das Anliegen, lernbeeinträchtigte Jugendliche über eine Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf in das Beschäftigungssystem zu integrieren und ihre Position auf dem Arbeitsmarkt zu stabilisieren. Die Zielsetzung und zentralen Fragestellungen des Modellversuchs und das methodische Vorgehen sind Thema des Beitrags.
Die letzte Sitzung des Hauptausschusses im Kalenderjahr 1990 fand am 28./29. November 1990 in Berlin statt. Wie in den vorhergehenden Sitzungen stand auch diesmal die Beratung der Berufsbildung in Deutschland – und hierbei natürlich die besonderen Schwierigkeiten in den fünf neuen Bundesländern – im Mittelpunkt der Beratungen. Weitere Themen waren die Aufnahme der Teile in den Berufsbildungsbericht 1991, die Qualifizierung des Bildungspersonals und Umweltschutz in der beruflichen Bildung.