Wie kann es angesichts zunehmend flexibler Arbeitsstrukturen und wachsender Anforderungen an die individuelle Lern- und Leistungsbereitschaft gelingen, Lebens-, Lern- und Arbeitszeit in ein gesundes Gleichgewicht zu bringen? Dieser Frage gehen die Beiträge auf der Grundlage von aktuellen Forschungsbefunden aus der Sicht von Beschäftigten und Unternehmen nach. Zudem werden Konzepte und konkrete Maßnahmen aus der betrieblichen Praxis vorgestellt, die eine bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Privatem ermöglichen.
Im Editorial hebt BIBB-Forschungsdirektor Prof. Dr. Reinhold Weiß hervor, dass das Thema Work-Life-Balance inzwischen in vielen Unternehmen zum festen Bestandteil der Personalpolitik geworden ist. Gleichzeitig sieht er die Notwendigkeit, dabei auch Zeiten für das Lernen mit zu berücksichtigen und weist auf die flexible Nutzung von Lernzeitkonten hin.
Helmut Pütz; Manfred Kremer; Friedrich Hubert Esser
Am 28. Dezember 2012 hat Professor Dr. Dr. h. c. Hermann Schmidt sein 80. Lebensjahr vollendet. Wir, seine drei Nachfolger im Amt des Präsidenten des BIBB, wollen aus diesem Anlass seine Arbeit über die vielen Jahre für das Bundesinstitut und die deutsche Berufsbildung würdigen. Seine Zustimmung zu dieser Erinnerung gab er widerstrebend. Denn seine Leistungen für die nationale und internationale Berufsbildungsentwicklung hat er immer als Dienst an den jungen Menschen, an der Gesellschaft und der Politik angesehen. Wir drei als seine Nachfolger sehen es aber andererseits als unsere Verpflichtung an, das wenigstens kurz zu beschreiben, was die Berufsbildung und das Institut ihm zu verdanken haben.
Die Möglichkeit der Teilzeitberufsausbildung soll v. a. für junge Eltern und Personen, die Angehörige pflegen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern und damit ihre Chancen verbessern, eine duale Berufsausbildung erfolgreich abschließen zu können. Doch in welchem Umfang und von welcher Personengruppe wird gegenwärtig von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht? Anhand von Daten der Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder soll diesen Fragen nachgegangen werden.
Der Begriff Work-Life-Balance ist in aktuellen Diskussionen über die Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Offenbar dient er dazu, von Arbeitskräften individuell wahrgenommene Probleme zu artikulieren sowie betrieblichen und gesellschaftlichen Handlungsbedarf zu identifizieren. Aber sind die mit dem Begriff benannten Probleme und Handlungsbedarfe ein neues Phänomen? Welche Veränderungen der Arbeitswelt haben dazu geführt, dass Work-Life-Balance (erst jetzt) zum Thema wurde? Und welche blinden Flecken weist der Work-Life- Balance-Diskurs auf, d. h., welche Annahmen über Leben und Arbeit werden (implizit) getroffen, welche Zielgruppen werden adressiert bzw. nicht adressiert und welche Verantwortungszuschreibungen für eine misslungene bzw. gescheiterte Work-Life-Balance werden vorgenommen?
Mit dem Beitrag wird ein kritischer Blick auf die Work-Life-Balance-Debatte geworfen, um damit zur Beantwortung der genannten Fragen beizutragen sowie weiteren Forschungsbedarf aufzuzeigen.
Der Beitrag erörtert die Kriterien für Work-Life-Balance von der arbeitspolitischen Seite her im Kontext des Konzepts Gute Arbeit. Für dieses bemisst sich die Höhe einer Arbeitskultur daran, in welchem Maß Arbeit so gestaltet wird, dass sie auch für die Beschäftigten als eine Quelle der Persönlichkeitsentfaltung, der Gesundheit und des Wohlbefindens fungiert. Ob eine Arbeit diesem Kriterium gerecht wird, ist dabei primär am Urteil der Beschäftigten über ihre Arbeitsbedingungen abzulesen. Unter diesem Vorzeichen werden Ergebnisse der bundesweiten Repräsentativumfragen zum DGB-Index Gute Arbeit zu ausgewählten Aspekten entgrenzter Arbeit vorgestellt. Im Fokus steht dabei die Arbeitsanforderung, ständig erreichbar zu sein, durch die sich die Balance-Bedingungen in den letzten Jahren deutlich verändert haben.
Ehrenamtliches Engagement erfordert Zeit. Beschäftigte müssen die hierfür notwendigen Zeiten zusätzlich zu ihrer Arbeitszeit und zu ihren sons tigen privaten und lebensweltlichen Verpflichtungen aufbringen können. Gefordert ist eine multiple Synchronisation verschiedener Aktivitäten. Wie aber gelingt es abhängig Beschäftigten, diese mehrfachen Zeitanforderungen auszubalancieren? Welche Rolle spielen unterschiedlich lange Arbeitszeiten, aber auch flexible Arbeitszeitformen sowie Arbeitszeit während der Nacht oder am Wochenende für die Ausübung von Ehrenamt? Welche Formen der Arbeitszeit behindern oder fördern ehrenamtliches Engagement? Diesen Fragen geht der Beitrag auf der Grundlage einer repräsentativen Befragung von mehr als 10.000 abhängig Beschäftigten nach.
Bildungspolitische Programme und wissenschaftliche Diskurse thematisieren die Vereinbarkeit von Arbeiten und Leben jeweils ohne zu berücksichtigen, dass auch das Lernen ein Bereich ist, der zunehmend an Bedeutung gewinnt und der damit zu Konflikten bei der Vereinbarkeit von Arbeiten, Lernen und Leben führen kann. Der Beitrag stellt Ergebnisse aus einem Forschungsprojekt dar, in dem die individuellen und betrieblichen Faktoren für die Vereinbarkeit dieser Trias untersucht werden. Im Mittelpunkt stehen Einschätzungen von Beschäftigten in der IT-Branche zu ihrer Work- Learn-Life-Balance. Abschließend werden Instrumente skizziert, die Beschäftigte und Betriebe bei der Gestaltung eines ausbalancierten Verhältnisses von Arbeit, Lernen und Leben unterstützen können.
Die Auflösung gewohnter Strukturen in der modernen Arbeitswelt führt dazu, dass berufliche und private Lebensbereiche immer schwieriger zu vereinbaren sind und die Balance zwischen den Lebens bereichen gefährdet ist. Ein Ziel des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem europäischen Sozialfonds geförderten Projekts „Work-Life-Balance: Wege zur nachhaltigen Verankerung von Work-Life- Balance in der Kultur von Unternehmen“ ist es, Konflikte und Bedürfnisse der Beschäftigten bei der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben zu identifizieren. Aufbauend darauf wurden Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit der beiden Bereiche entwickelt und durchgeführt. Der Beitrag stellt relevante Projektergebnisse und ein Trainingskonzept zur Grenzziehung zwischen Arbeit und Privatleben vor.
Ziel des betrieblichen Gesundheitsmanagements im Unternehmen SAP ist es, die Leistungsfähigkeit, Motivation, Kreativität, Arbeits- und Lebenszufriedenheit seiner rund 60.000 Beschäftigten langfristig zu erhalten. In diesem Beitrag wird aufgezeigt, welche vielfältigen Maßnahmen hierfür bereitgestellt werden und wie in Unternehmen ein abgestimmtes Gesundheitsmanagement etabliert werden kann.
Work-Life-Balance ist in aller Munde, aber oftmals wird der Begriff auf eine familienfreundliche Arbeitsgestaltung und die Zielgruppe (junger) Eltern reduziert. Dies ist jedoch eine unbefriedigende Verkürzung, da die Aspekte der Work-Life- Balance umfassender Natur sind und letztlich alle Personen (wenn auch mit verschiedenen Akzentuierungen) betreffen. Dies gilt auch für Auszubildende und Studierende, die aber bislang nur selten im Kontext von Work-Life-Balance Beachtung fanden, obwohl aus verschiedenen Studien sowie aufgrund der Diskussion um die „Generation Y“ durchaus bekannt ist, dass gerade für jüngere Beschäftigte und insbesondere auch für jüngere Führungskräfte die Bedeutung von Work-Life- Balance stark zugenommen hat.
Auf Initiative der Heidelberger Dienste gGmbH, einem sozialen Dienstleistungsunternehmen der Stadt Heidelberg, wurde im Jahr 2007 die Gründung eines Bündnisses für Familie angestoßen. Ziel war es, auf lokaler Ebene konkrete Verbesserungen für Familien zu erzielen, und dabei u. a. auch Unternehmen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu sensibilisieren. Im Beitrag wird das Qualifizierungsangebot "Beruf und Familie. Mein Leben" vorgestellt, in dem Auszubildende von Unternehmen in Heidelberg und der Metropolregion Rhein-Neckar dabei unterstützt werden, ihre Wünsche nach Karriere und Familie alltagstauglich miteinander zu vereinbaren.
Vor einem Jahr, am 31. Januar 2012, verständigten sich die Spitzenvertreter von Bund, Ländern, Sozialpartnern und Wirtschaftsorganisationen auf eine Zuordnung erster zentraler Qualifikationen zu den acht Niveaus des Deutschen Qualifikationsrahmens. Sie haben damit einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Gleichwertigkeit allgemeiner und beruflicher Bildung vollzogen. Die Gleichwertigkeitsdebatte hat in der deutschen Bildungspolitik Tradition. Entwicklungslinien und zentrale Meilensteine des Diskurses werden im Beitrag nachgezeichnet. Zudem werden Handlungserfordernisse benannt, damit die Gleichwertigkeit von allgemein- und berufsbildenden Abschlüssen in einem durchlässigen Bildungssystem Realität werden kann.
Bereits zum 17. Mal finden in diesem Jahr die Hochschultage Berufliche Bildung statt. Gastgeber ist die Universität Duisburg-Essen, die vom 13. bis 15. März 2013 Fachvertreter/-innen aus Wissenschaft, Politik und Praxis der Berufsbildung in die Ruhrmetropole einlädt. Seit 1980 haben sich die Hochschultage, die im Abstand von zwei Jahren an wechselnden Hochschulstandorten stattfinden, zu einem Forum interdisziplinären Austauschs auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene etabliert. 2013 bildet das Rahmenthema „Arbeit und Berufsbildung im Zeichen des demografischen Wandels“ den Fokus der Hochschultage berufliche Bildung. Im Interview gibt der diesjährige Koordinator Prof. Dr. Dieter Münk Einblicke in ein attraktives Programm.
Den Tarifvertragsparteien der Bauwirtschaft ist es gelungen, ein bundeseinheitlich geregeltes Aufstiegsfortbildungssystem für den gewerblich-technischen Führungskräftenachwuchs in der Baubranche zu entwickeln. Die Prüfungsordnungen für Vorarbeiter/-innen und Werkpolier/-innen wurden auf der Basis einer Vereinbarung der Tarifvertragsparteien geregelt. Im Beitrag werden das System sowie die Hintergründe und Ziele beschrieben.
Berufsausbildung in Teilzeit ist im Jahre 2005 in das Berufsbildungsgesetz geschrieben worden – mit Rücksicht auf familiäre Verantwortung junger Menschen. Die Praxis hat trotz individuell ausgezeichneter Erfahrungen noch Berührungsängste und zeigt Unsicherheiten bei der Umsetzung, etwa beim Maß der Vergütung. Der Beitrag greift einige häufig gestellte Fragen auf.
In der dritten und letzten Sitzung des Hauptausschusses im Jahr 2012 unter Vorsitz von Ingrid Sehrbrock waren neben der aktuellen Ausbildungsstellensituation die Ausweisung des DQR-Niveaus auf Zeugnissen und Quoten zu vorzeitigen Vertragslösungen zentrale Themen.
Der BIBB-Hauptausschuss hat die Empfehlung für das Führen von Ausbildungsnachweisen aktualisiert und verabschiedet. Gegenüber der bisher geltenden Fassung aus dem Jahr 1971 besteht nun die Möglichkeit, Ausbildungsnachweise elektronisch zu führen. Der Empfehlung sind Muster für (tägliche oder wöchentliche) Ausbildungsnachweise mit und ohne Bezug zum Ausbildungsrahmenplan beigefügt.