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Die Gestaltung erfolgreicher Bildungs- und Berufsbiografien liegt nicht allein in der Verantwortung jedes einzelnen, sondern erfordert ein Bildungs- und Beschäftigungssystem, das individuelle Entwicklungsverläufe ermöglicht und fördert. Wie es gelingen kann, in unterschiedlichen Lebensphasen Bildungszugänge und -angebote differenziert und flexibel zu gestalten, ist Thema dieser Ausgabe. Hierzu werden Forschungsvorhaben und -befunde sowie Praxiskonzepte vorgestellt. Im Editorial „Lebenslanges Lernen – Wunsch und Wirklichkeit“ geht BIBB-Präsident MANFRED KREMER der Frage nach, warum das Lernen im Lebensverlauf trotz vieler guter Ideen und Beispiele noch nicht zu Selbstverständlichkeit geworden ist. Weitere Beiträge der Ausgabe befassen sich u. a. mit der Fachkräftegewinnung nicht ausbildender Betriebe, der Selektivität und Dysfunktionalität vorberuflicher Bildung und der Frage, wie der DQR zu Anerkennung nichtformalen und informellen Lernens beitragen kann.
In seinem Editorial weist BIBB-Präsident Manfred Kremer darauf hin, dass das Lernen im Lebensverlauf noch nicht zur Selbstverständlichkeit geworden ist und nur gelingen könne, wenn im Lebensverlauf erfolgreich gelernt wird. Die Grundlagen für die Fähigkeit und Bereitschaft zum kontinuierlichen Lernen werden in der frühen Kindheit und in der Grundschule gelegt. Ein zu großer Teil von Kindern und Jugendlichen, vor allem aus sogenannten 'bildungsfernen' Elternhäusern, erwirbt diese Grundlagen nicht. Diese schlichte Einsicht habe die deutsche Bildungspolitik bis in die späten 1990er Jahre weitgehend ignoriert. Priorität für Bildung werde häufig postuliert und zu selten realisiert.
Ein Großteil der Betriebe beteiligt sich nicht an der Ausbildung Jugendlicher. Was sind die Gründe hierfür, wie decken diese Betriebe ihren Fachkräftebedarf, und was kann getan werden, um die Ausbildungsbeteiligung zu erhöhen? Diesen Fragen geht die BIBB-Erhebung 'Betriebsbefragung zur Gewinnung von Fachkräften' nach.
Themenschwerpunkt
Heike Solga; Wolfgang Ludwig-Mayerhofer; Kathrin Leuze
Das im Jahr 2008 begonnene Nationale Bildungspanel (NEPS) untersucht den Zusammenhang von Kompetenzentwicklung und Bildungsverläufen in der Bundesrepublik Deutschland in allen Phasen des Lebensverlaufs, vom frühen Kindes- bis ins späte Erwachsenenalter. Der Beitrag gibt einen Überblick über das Forschungsdesign des NEPS und stellt exemplarisch dar, welches Potenzial das NEPS für die Erforschung von individuellen Verläufen in und nach der Phase einer beruflichen Ausbildung bietet.
Die ersten Verordnungen der zweijährigen Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) traten zum 1. Januar 2005 in Kraft. Der Beitrag präsentiert die Ergebnisse einer Längsschnittstudie zur Arbeitsmarktintegration von jungen Berufsleuten nach einer zweijährigen Grundbildung im Detailhandel (Verkaufsberufe) bzw. im Gastgewerbe. Er fokussiert die berufliche Entwicklung von Absolventinnen und Absolventen einer zweijährigen Grundbildung mit Berufsattest, diskutiert mittels eines Längsschnitt- sowie vergleichenden Ansatzes Daten zur Beschäftigungssituation, Mobilität und Flexibilität von Personen mit der neuen zweijährigen beruflichen Qualifikation und liefert damit erste längerfristige Erkenntnisse über die neue Ausbildungsform.
Allen Erfolgen am Ausbildungsmarkt zum Trotz: Noch immer müssen zahlreiche Schulabsolventinnen und -absolventen komplizierte Zwischenschritte in Form von Übergangsmaßnahmen gehen, weil sie nach der Schule keine Ausbildungsstelle finden. Der Beitrag stellt die Initiative 'Übergänge mit System' der Bertelsmann Stiftung dar, die hier Abhilfe schaffen will.
In Hamburg findet derzeit eine Reform des Übergangssystems von der Schule in den Beruf statt, deren vorrangiges Ziel es ist, möglichst viele Jugendliche möglichst direkt, ohne unproduktive Warteschleifen, in die duale Ausbildung und letztlich in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Der Beitrag stellt Kernelemente dieser Umgestaltung des Übergangssystems Schule - Beruf vor. Dazu zählen eine neu gestaltete, praxisnahe und frühzeitigere Berufs- und Studienorientierung in Stadtteilschulen und Gymnasien, nachhaltige Bildungsangebote in der Ausbildungsvorbereitung sowie neue Formen der beruflichen Ausbildung für marktbenachteiligte Jugendliche ("Hamburger Ausbildungsmodell").
Der Artikel stellt die JOBSTARTER-Initiative 'Verhinderung von Abbrüchen und Stärkung von Jugendlichen in der Berufsausbildung durch SES-Ausbildungsbegleiter' VerA vor, die der Senior Experten Service (SES) koordiniert. Seit Anfang 2009 begleiten ehrenamtliche SES-Expertinnen und Experten Auszubildende mit Unterstützungsbedarf. Nach Pilotversuchen in München und Dresden ist die Initiative jetzt bundesweit aktiv. VerA ist Teil des neuen Bildungsketten-Programms der Bundesregierung und soll dabei zukünftig das Angebot hauptamtlicher Bildungslotsinnen und -lotsen flankieren.
Der Kenntnis- und Forschungsstand zur Lebenssituation und gesellschaftlichen Integration funktionaler Analphabetinnen und Analphabeten in Deutschland ist sehr gering. Dies betrifft auch Fragen der schulischen Sozialisation und beruflichen Integration. Auf der Grundlage erster Befragungen, die im Rahmen des Projekts AlphaPanel durchgeführt wurden, werden im Beitrag die schulischen und beruflichen Wege nachgezeichnet, die funktionale Analphabetinnen und Analphabeten vor dem Beginn eines Alphabetisierungskurses gegangen sind. Dabei werden besonders der Übergang in die berufliche Ausbildung und die Integration in den Arbeitsmarkt fokussiert. Die Ergebnisse belegen, dass zwar ein Großteil der Befragten einer Erwerbstätigkeit nachgeht, allerdings meist in Aushilfs- und Anlernberufen. Daher ist ein zentrales Motiv für die Teilnahme an einem Alphabetisierungskurs das Ziel, die berufliche Situation zu verbessern.
Nach einem starken Beschäftigungsrückgang im Jahr 2009 wächst aktuell die Zeitarbeitsbranche wieder. Gleichzeitig steigen auch die fachlichen Anforderungen an die Beschäftigten. Doch wird in der Zeitarbeit weniger in Weiterbildung investiert als in anderen Branchen - und das bei einem weiterhin prognostizierten Mangel an Fachkräften. Von Interesse ist daher herauszufinden, welche Haltungen Zeitarbeitnehmer/-innen selbst zu Qualifizierungen haben und wie sie ihre beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten einschätzen. Im Beitrag werden hierzu Befunde einer qualitativen Befragung von 20 Beschäftigten in der Zeitarbeit präsentiert, die im Rahmen des BMBF-geförderten Projekts 'BildungsZeit' erhoben wurden, und erste Anregungen für eine differenzierte Planung von Weiterbildungsangeboten in dieser Branche gegeben.
Wenn in der Arbeitswelt von 'Vereinbarkeit' die Rede ist, ist damit hauptsächlich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gemeint, die in der Perspektive vieler Personalverantwortlicher nach wie vor überwiegend die individuelle Situation von Frauen in Elternzeit betrifft. Dabei bleiben die vielfältigen Lebensrealitäten anderer Beschäftigter weitgehend außen vor. Der Beitrag sensibilisiert für ein weiter gefasstes Verständnis der Vereinbarkeitsthematik und bezieht explizit auch Fragen des lebenslangen Lernens mit ein. Am Beispiel der Beschäftigten mit privater Fürsorgeverantwortung werden Handlungsoptionen für die betriebliche Praxis und berufliche Bildung als Eckpunkte einer lebensphasenorientierten Personalpolitik skizziert.
Technologische und organisatorische Veränderungen erfordern eine permanente Entwicklung der betrieblichen Humanressourcen. Während dies in der Vergangenheit zu einem großen Anteil über die Einstellung jüngeren Personals geleistet wurde, ist diese betriebliche Strategie aufgrund der demografischen Entwicklungen immer weniger zu realisieren. Vielmehr wird es erforderlich sein, alle Alters- und Qualifikationsgruppen in Kompetenz- und Qualifikationsentwicklungsprozesse einzubinden und das Erfahrungswissen Älterer zu nutzen. Hier kann nicht erst im Alter gegengesteuert werden. Notwendig ist ein erwerbsverlaufsbezogenes Qualifikationskonzept, das sich an den Maßgaben des lebensbegleitenden Lernens orientiert. Im Beitrag werden drei zentrale Maßnahmebereiche vorgestellt, mit denen eine alternsgerechte Qualifizierung erreicht und Lernanreize über den gesamten Erwerbsverlauf gesetzt werden können.
Der Wunsch, nach Abschluss der Schule eine berufliche Ausbildung zu beginnen, führt rund ein Drittel der Jugendlichen in das sogenannte Übergangssystem, das mittlerweile zu einem festen Bestandteil des bundesdeutschen Berufsbildungssystems geworden ist. Doch statt Übergänge in berufliche Bildungsgänge und damit mittelfristig Voraussetzungen für die gesellschaftliche und soziale Integration junger Menschen zu schaffen, wird im Übergangssystem teilweise das fortgeführt, was in den sozial selektiv wirkenden vorgelagerten Bildungsbereichen begründet wurde. Eine Ursache dieser 'Creaming out'-Effekte ist unter anderem im stark am Berufsprinzip orientierten dualen Ausbildungssystem zu sehen. Der Positionsbeitrag setzt sich auf der Grundlage aktueller Befunde und Zahlen kritisch mit den strukturellen Hintergründen und Zusammenhängen dieser Entwicklung auseinander und beleuchtet mögliche Flexibilisierungsansätze im Kontext europäischer Entwicklungen.
Mit der Einführung des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR) sollen laut Empfehlung des EU-Parlaments und Rates vom 23. April 2008 'Zugang zum und die Teilnahme am lebenslangen Lernen 'und die Nutzung von Qualifikationen auf nationaler und auf Gemeinschaftsebene gefördert und verbessert werden'. Außerdem soll der EQR Brücken zwischen formalem, nicht formalem und informellem Lernen bilden und zur Validierung von Lernergebnissen beitragen. In diesem Beitrag wird der Frage nachgegangen, ob und wie die Anerkennung nicht formalen und informellen Lernens durch den Europäischen und insbesondere den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR) gefördert und gestärkt werden kann. Dabei beziehen sich die Autorinnen auf zwei aktuelle Expertisen zu dieser Fragestellung.
Im Jahr 2009 erhielt das BIBB die Weisung, ein Vorprojekt zur Ausbildungssituation in den textilen Handwerksberufen Sticker/-in, Stricker/-in und Weber/-in durchzuführen und dabei zu prüfen, ob eine Neukonzeption dieses Berufsbereichs möglich ist. Die im Beitrag vorgestellten Ergebnisse zeigen auf, wie die Wiederbelebung dieser traditionellen Berufe gestaltet werden kann.
Infolge der dynamischen Entwicklung der Wirtschaft entstand in der Republik Kasachstan die dringende Notwendigkeit einer Neuorganisation bzw. Anpassung des Systems der beruflichen Qualifizierung eigener Fachkräfte. Der Beitrag skizziert die gegenwärtige Entwicklung in Kasachstan und stellt Reformstrategien vor.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das US Department of Education (ED) werden ihre Zusammenarbeit durch Kooperationsinitiativen zur Qualifizierung in der Automobil- und Umweltwirtschaft sowie zu weiteren bildungsbereichsübergreifenden Themen künftig ausbauen, so das Ergebnis des binationalen Expertenworkshops 'global wettbewerbsfähige und nachhaltige Qualifizierung in der Berufsbildung', der vom 4. bis 6. Mai 2010 in Bonn stattfand. Schwerpunkte der Kooperation werden im Beitrag skizziert.