Seit knapp einem Jahrzehnt ist eine wachsende Neigung zur vorzeitigen Lösung von Ausbildungsverträgen festzustellen. Die Ursache dieser Entwicklung wird hier vor allem auf die Zunahme der Wechseler aber auch von Abbrechern zurückgeführt. Der Anstieg der Wechsler wird mit einer veränderten Altersstruktur begründet, die mit einer höheren schulischen Vorbildung einhergeht. Beide bedingen eine kritischere, eher arbeitsmarktkonforme Einstellung zur Ausbildung und größere Bereitschaft zum Betriebs- und Berufswechsel. Veränderte Bildungsaspirationen und Arbeitslosigkeit trugen gleichzeitig zum Eintritt von Jugendlichen in eine Berufsausbildung bei, die früher keine Lehre durchlaufen hätten. Diese Gruppen weisen ein höheres Abbruchrisiko auf. Sie tragen gleichfalls zu steigenden Vertragslösungsraten bei.
Anhand der Daten einer repräsentativen Längsschnittbefragung von Auszubildenden in Berufsschulen wird der Ausbildungswechsel untersucht. Es wird gezeigt, daß seit 1987 der Anteil der Ausbildungswechsler ständig gestiegen ist und dass das Handwerk stärker betroffen ist als die Industrie. Schwierigkeiten mit Ausbildern sind der häufigste Grund für Vertragslösungen. Zur Vorbeugung von Vertragslösungen sind vor allem die Ausbildungsbetriebe selbst gefordert, aber auch die Jugendlichen sollten sich gründlicher mit dem künftigen Beruf befassen.
Um empirische Daten über den Verbleib von Ausbildungsabbrechern zu erhalten, wurden 9.656 Personen, die ihre Ausbildungsverträge im letzten Quartal 1990 in 14 ausgewählten Handwerks- und Industrie- und Handelskammern vorzeitig gelöst haben, schriftlich befragt (Rücklauf: 26,2 %). Nach den Ergebnissen lassen sich drei Gruppen von Vertragslösern unterscheiden: Die größte Gruppe mit knapp der Hälfte der Fälle bilden die Ausbildungswechsler. Die zweite Gruppe mit einem Drittel der Fälle sind Personen, die sich für einen anderen Berufsweg oder Ausbildungsweg entscheiden und der betrieblichen Ausbildung den Rücken kehren. Die dritte Gruppe mit einem Anteil von 19 Prozent umfaßt Personen, die ohne Ausbildung sind, aber eine solche anstreben. Ein größerer Teil dieser Gruppe, das zeigen die überdurchschnittlich hohen Arbeitslosenzahlen, zählt zu den Problemfällen von Vertragslösern, bei denen Persönlichkeitsgründe wie z.B. Lernschwäche für die Vertragslösung überwiegen dürften.
Um Ausmaß, Gründe und Folgen des ersatzlosen Ausbildungsabbruchs einschätzen zu können, wurde ein repräsentativer Querschnitt der bundesdeutschen Wohnbevölkerung im Alter von 20 bis unter 25 Jahren (Stichprobengröße = 6.622 Personen) mündlich zur Berufsausbildung befragt. 2,8 % der Altersgruppe hatten eine duale Ausbildung begonnen und wiesen keinen Ausbildungsabschluß auf. Unter den Abbrechern sind Hauptschüler ohne Abschluß und Sonderschüler mehr als zehnmal so häufig und ausländische Jugendliche mehr als doppelt so häufig vertreten wie unter den Ausbildungsabsolventen. Zwischen den Geschlechtern zeigen sich dagegen keine signifikanten Unterschiede. Als Gründe für den Abbruch wurden vor allem Schwierigkeiten mit Ausbildern, familiäre und gesundheitliche Probleme, eine falsche Berufswahl, die Notwendigkeit, Geld zu verdienen, und eine zu schwierige theoretische oder praktische Ausbildung genannt. 40 % der befragten Abbrecher sind nicht bereit, noch einmal eine Berufsausbildung zu beginnen.
In dem Beitrag wird die Entwicklung der Lehrvertragslösungen anhand bisher unveröffentlichter detaillierter Daten der Berufsbildungsstatistik der DDR dargestellt. Es wird gezeigt, daß die Vertragslösungsraten seit 1967 mit zwei bis drei Prozent weit unter den entsprechenden Werten der Bundesrepublik Deutschland lagen. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, daß eine Lehrvertragskündigung seitens der Auszubildenden in der DDR gesetzlich ausgeschlossen war. Etwa drei Viertel der Ausbildungsabbrechner begannen anschließend ein Arbeitsverhältnis, nur ein Fünftel setzte die Ausbildung in einem anderen Lehrverhältnis fort.
Die folgenden Ausführungen stützen sich auf Daten der EIBE-Erhebung von 1989 "Zur Berufsbildungssituation ausländischer jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland" (FoPr. 1.503), einer Repräsentativerhebung bei ca. 3400 ausländischen Jugendlichen. Die Erhebung wird derzeit im BIBB ausgewertet. Die hier vorgetragene Analyse ist daher vorläufig. Die Interviews wurden nach Wunsch der befragten Jugendlichen entweder in Deutsch oder in der Sprache des Herkunftslandes (Griechenland, Italien, Jugoslawien, Spanien, Portugal und Türkei) vom EMNID-Institut durchgeführt.
In diesem überarbeiteten Beitrag für das Kontaktseminar der Berufsbildungsinstitute deutschsprachiger Länder (Zollikofen, Februar 1991) konstatiert der Autor ein neues Interesse an der Berufsbildungsforschung, das auch die Weiterbildungsforschung einschließt, befaßt sich mit Merkmalen der Weiterbildung und Barrieren der Forschung, analysiert Beiträge zur Weiterbildungsforschung aus zahlreichen Forschungsbereichen, geht auf den Beitrag des Bundesinstituts für Berufsbildung ein (Struktur- und Bildungsökonomieforschung, Fortbildungsordnungsforschung, Lernforschung, Fernunterrichtsforschung, Begleitforschung, Qualitätsforschung) und zeigt abschließend Defizite und Perspektiven auf.
Von 1986-1988 wurden im Forschungsprojekt "Öffnung des Berufsspektrums für junge Frauen der Bergischen Region" im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft Berufseinmündung und Berufsverlauf in sechs atypischen Berufen untersucht. Einer davon war der der Speditionskauffrau. 68 weibliche und 95 männliche Auszubildende dieses Berufes im ersten und dritten Lehrjahr wurden zur Ausbildungsmotivation, zum Ausbildungsverlauf, zu ihren beruflichen Zukunftsplänen und zu ihren Erwartungen an den Beruf befragt. Die Ergebnisse zeigen, daß schon die Motivation und Interessen differieren, mit denen junge Frauen und junge Männer die Ausbildung aufnehmen, daß sich die Unterschiede in Interessen und Aufgabenwahrnehmung während der Ausbildung vertiefen und schließlich mit dem ersten Arbeitseinsatz nach der Ausbildung Weichen für die weiteren Berufsperspektiven gestellt werden. Trotz der ursprünglichen Präferenz von speditionellen Tätigkeiten der Frachtabfertigung und Frachtorganisation entscheiden sich die jungen Frauen dann eher für den Arbeitsplatz in kaufmännischen oder Verwaltungsabteilungen - vermutlich schon im Hinblick auf die spätere Vereinbarkeit der Berufsausübung mit Aufgaben in der Familie. Längerfristig wird die Ausbildung zur Speditionskauffrau mehr als eine von mehreren möglichen kaufmännischen Erstausbildungen gesehen und eventuell auf eine breitere Verwertbarkeit hin ausgebaut, weniger als spezifische Ausbildung für den Spediteurberuf.
Am Bundesinstitut für Berufsbildung läuft seit Anfang 1991 ein Vorhaben mit dem Ziel, Meister der ehemaligen DDR mittels einer speziellen Anpassungsfortbildung unterstützend auf die beruflichen Veränderungen einzustellen. Um inhaltliche Aussagen treffen zu können, werden Funktionsbilder und Qualifizierungsinhalte miteinander verglichen.