Die Mobilität von Auszubildenden, Studierenden und Fachkräften gewinnt im europäischen Bildungs- und Beschäftigungsraum zunehmend an Bedeutung und ist ein zentraler Bestandteil der Strategie „Europa 2020“. Die BWP-Ausgabe geht den Fragen nach, wie mobil Auszubildende und Fachkräfte tatsächlich sind, welche Ziele mit der Förderung von Mobilität verfolgt werden, und welche Rahmenbedingungen dazu beitragen, dass sowohl Individuen als auch Betriebe von Auslandsaufenthalten profitieren können. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Anerkennung von Lernleistungen und Qualifikationen. In diesem Zusammenhang weist PROFESSOR DR. REINHOLD WEIß im Editorial auf das von der Bundesregierung beschlossene Gesetz zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen hin. Mit Blick auf eine einheitliche Umsetzung regt er an, vorhandene Informationen zu bündeln sowie Expertensysteme und -netzwerke aufzubauen, um die Qualität der Verfahren zu sichern. Weitere Beiträge in dieser Ausgabe stellen aktuelle Zahlen zum Übergangsbereich auf der Grundlage der integrierten Ausbildungsberichterstattung vor, befassen sich mit der Berufswahl und -orientierung von Jugendlichen sowie mit den us-amerikanischen Associate Degrees, die als Abschluss unterhalb des Bachelor an der Schnittstelle von beruflicher und akademischer Bildung zur Förderung der Durchlässigkeit beitragen können.
Das neue Gesetz sieht einen Rechtsanspruch auf Prüfung der Gleichwertigkeit der im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen vor. Prof. Weiß, Ständiger Vertreter des Präsidenten des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), begrüßt dieses Gesetz, das insgesamt mehr Klarheit in den Verfahren und Zuständigkeiten schafft. Ergänzend seien jedoch eine verstärkte Information und Beratung der Menschen sowie Angebote zu einer Nachqualifizierung notwendig, falls die im Ausland erworbenen Qualifikationen für eine volle Anerkennung nicht ausreichen. Da das Gesetz Ermessensspielräume eröffnet, wird es umso wichtiger, dass die zuständigen Stellen auf einer einheitlichen Wissensbasis, nach einem einheitlichen Verfahren und mit einheitlichen Kriterien arbeiten.
Mit der integrierten Ausbildungsberichterstattung (iABE) gelingt es, Wege junger Menschen nach dem Verlassen der allgemeinbildenden Schule systematisch zu erfassen. Demnach sind die Einmündungen in den Übergangsbereich bundesweit von 417.647 (2005) auf 323.687 (2010) und damit um 22,5 Prozent gesunken. Die Bildungsgänge im Übergangsbereich werden unterschiedlich genutzt. Zudem zeigen sich große Unterschiede zwischen den Bundesländern.
Der fundamentale ökonomische Wandel der vergangenen Jahrzehnte hat zu grundsätzlichen Veränderungen im Wechselverhältnis von räumlicher Mobilität und Qualifikation geführt. Im Beitrag werden dessen Bedingungen, Formen und Folgen skizziert. Die großen Massenwanderungen des 19. und 20. Jahrhunderts waren gekennzeichnet durch die Bewegung von Menschen mit geringen Qualifikationen, die als 'billige' und 'willige' Arbeitskräfte standortgebundene natürliche Ressourcen erschlossen und nutzten. Auch wenn sich beobachten lässt, dass Migration nicht selten mitdem Erwerb von Qualifikationen verbunden war, blieb der Wissenstransfer durch die Bewegung von Spezialisten im Umfang gegenüber den Massenwanderungen unqualifizierter Arbeitskräfte marginal. Seit dem Zweiten Weltkrieg aber ist angesichts des beschleunigten wirtschaftlichen Strukturwandels sowie der zunehmenden Professionalisierung und Spezialisierung in den verschiedensten Erwerbsbereichen die Bedeutung des Erwerbs von Qualifikationen erheblich gestiegen.
Grenzüberschreitende Mobilität gilt als wichtiger Baustein für 'Intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum'. Aus Sicht der Berufsbildungspolitik trägt die Förderung der Mobilität von Lernenden wesentlich dazu bei, Fähigkeiten und Kompetenzen aufzubauen, um auf internationaler Ebene innovativ und wettbewerbsfähig zu sein. Zum aktuellen Entwicklungsstand, zur Wirksamkeit vorhandener Programme und Instrumente sowie zu weiteren Handlungsschritten auf nationaler und europäischer Ebene geben zwei Vertreter und eine Vertreterin der Nationalen Agenturen in Deutschland, Österreich und Polen ihre Einschätzungen.
Zur Frage der Auslandsaufenthalte in der Berufsbildung gibt es in Deutschland einen breiten Konsens der beteiligten Partner. Auslandsaufenthalte werden als der Königsweg in der Vermittlung internationaler Berufskompetenz betrachtet, die heute an vielen Arbeitsplätzen notwendig ist. Trotz dieser Bedeutungszumessung war bisher aber nicht bekannt, wie viele Personen in der Erstausbildung pro Jahr eine Phase des Lernens im Ausland absolvieren. Dieser Frage geht eine im Auftrag der Nationalen Agentur Bildung für Europa beim BIBB durchgeführte Studie nach. Zentrale Ergebnisse dieser Studie werden im Beitrag vorgestellt. Darüber hinaus wird der Frage nachgegangen, welchen Handlungsbedarf es gibt, um den verbreiteten Standard einer Lernphase im Ausland als integrierten Regelfall in der beruflichen Bildung berücksichtigen zu können.
Angesichts der Globalisierung müssen Erwerbstätige im Arbeitsalltag nicht nur häufiger Fremdsprachen anwenden, sondern auch ein Gespür für fremde Kulturen entwickeln, um in internationalen Arbeitszusammenhängen angemessen agieren zu können. Solche internationalen Kompetenzen lassen sich über Auslandspraktika während der Berufsausbildung frühzeitig erlernen. Alternativ können junge Menschen ihre Ausbildung auch vollständig im Ausland verbringen. Der Beitrag geht der Frage nach, von welchen personalen Eigenschaften und situativen Bedingungen es abhängt,ob junge Menschen ein Interesse dafür entwickeln, ihre Berufsausbildung vollständig oder zum Teil im Ausland zu absolvieren und somit 'transnational mobil' zu werden.
Auslandspraktika gelten als Mittel der Wahl zur Förderung interkultureller Kompetenz in der Berufsausbildung. Dabei wird häufig unterstellt, dass der Kontakt zu einer fremden Kultur automatisch zu einer Steigerung von Weltoffenheit und Toleranz führt. Diese 'Kontakthypothese' gilt jedoch inzwischen als widerlegt. Auslandsaufenthalte können auch negative Effekte haben und z. B. zur Verfestigung von Vorurteilen anstatt zu deren Abbau beitragen. Deshalb sollte der Lernprozess im Ausland pädagogisch begleitet werden, damit die gewünschten Lernziele erreicht werden. Bisher mangelt es jedoch an systematischen Vorgehensweisen, das Lernen vor, während und nach einem Auslandsaufenthalt zu unterstützen und die Praktika konzeptuell in die Ausbildung zu integrieren. Vor diesem Hintergrund geht der Beitrag anhand von Fallanalysen der Frage nach, wie Betriebe mit Auslandspraktika umgehen und gibt Handlungsempfehlungen für die pädagogische Praxis.
Auslandsaufenthalte während der Ausbildung sind kein Randphänomen mehr: Laut einer im Auftrag der NA durchgeführten Studie sind jährlich rund 23.500 junge Menschen in dualer oder vollzeitschulischer Ausbildung mobil. Bei diesen Lernmobilitäten geht es nicht ausschließlich um den Erwerb von Fremdsprachen und interkultureller Kompetenz. Mit zunehmender Dauer der Auslandsphasen und dem Fokus auf der Fachkompetenz steigen auch die Anforderungen an die Qualität der Auslandsaufenthalte. Einheitliche Kriterien für die Beschreibung und Bewertung von Lernergebnissen sowie für die Definition von Lernergebniseinheiten fehlen aber bisher. Der Beitrag zeigt anhand von Beispielen aus dem Programm Leonardo da Vinci auf, wie Mobilitätsphasen durch die Orientierung an Lernergebnissen sowie die systematische Nutzung europäischer Transparenzinstrumente passgenauer und fachlich enger mit der Ausbildung in Deutschland verknüpft werden können.
Bei der Fachkräfteentwicklung sind Auslandsaufenthalte von Auszubildenden für Unternehmen eine sinnvolle Investition in den eigenen Nachwuchs. Leider werden die Möglichkeiten europäischer Mobilitätsprogramme aber nur von wenigen Auszubildenden genutzt. Ziel des in der Weser-Ems- Region angesiedelten JOBSTARTER-Projekts 'ready for europe' ist es, den Lernort Ausland in die duale Ausbildung zu implementieren. Dies erfolgt durch die Möglichkeit, Zusatzqualifikationen in ausgewählten Berufen aus dem Bereich erneuerbare Energien im Ausland zu erwerben. Idee, Konzept, erste Erfahrungen und weitere Perspektiven werden im Beitrag skizziert.
Seit Ende 2008 fördert die Europäische Kommission elf Pilotprojekte, die konkrete Umsetzungsvorschläge für eine Nutzung von ECVET in unterschiedlichen Bereichen der Berufsbildung entwickeln sollen. Eines dieser Projekte ist SME MASTER Plus, in dem der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) gemeinsam mit Partnerorganisationen aus Frankreich, Norwegen, Österreich und Slowenien die Möglichkeiten einer Anwendung im Rahmen der Meisterausbildung erprobt. Erste Umsetzungsschritte und Erfahrungen werden im Beitrag vorgestellt.
ESCO steht für 'European Taxonomy of Skills, Competences and Occupations' und ist eine neue Initiative der EU, die auf die vom Europäischen Rat verabschiedete Strategie 'New Skills for new Jobs' zurückgeht. Zielsetzung und Nutzen von ESCO, erste Umsetzungsschritte und weitere Perspektiven werden in diesem Beitrag aus Sicht der Bildungspolitik und Arbeitsverwaltung vorgestellt.
Unternehmen sprechen von Globalisierung und meinen damit nicht nur den internationalen Warenverkehr, sondern auch den damit einhergehenden wachsenden internationalen Einsatz ihrer Mitarbeiter/-innen. Während sich Produkte so verändern und verschicken lassen, wie dies für das jeweilige Zielland angebracht ist, verhält es sich jedoch mit dem Humanfaktor 'Auslandsentsendete (Expatriate) anders. Aus Erfahrungen in interkulturellen Trainings wird im Beitrag beschrieben, wie Unternehmen den Expatriates und ihren Familien einen guten Start ermöglichen können und welche häufig anzutreffenden Trugschlüsse dabei vermeidbar sind.
Im Rahmen einer Interviewstudie im Kanton Solothurn wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse Determinanten von Berufsbildungsentscheidungen untersucht. Die Ergebnisse führen zu einem Phasenmodell, das Strategien und Kontextmerkmale zur Berufswahl aufzeigt. Insbesondere wird mit Beispielen das Konzept der gebundenen Rationalität illustriert und gezeigt, wie sich Jugendliche durch Ratschläge von glaubwürdigen Vertrauenspersonen sowie durch positive Gefühle in beruflichen Tätigkeiten in ihrem Entscheidungsprozess leiten lassen. Eine effektive Unterstützung der Berufsvorbereitung sollte daher nicht nur die Vermittlung von sachlichen Informationen enthalten, sondern auch die Ermutigung zu einem beruflichen Explorationsprozess, der Erfahrungen im Berufsfeld, Bezugspersonen und Gefühle einschließt.
Freude und Leid, Motivation und Frust: Kaum ein Ort ruft mehr Emotionen in den Menschen wach als Fußball- und Event-Arenen. Vor allem der Fußball ist ein Teil des deutschen Alltags geworden. Doch wenige wissen, wie viel „Alltag“ auch zur Durchführung eines erfolgreichen Bundesligaspiels gehört: Bei einem großen Verein arbeiten an einem Spieltag bis zu 3.000 Beschäftigte aus den verschiedensten Berufsfeldern Hand in Hand. Diese Mischung aus emotionsgeladenem Ort und lebendigem Abbild des deutschen Berufsspektrums nutzt das Konzept von „Arena4You“, indem es Ange bote zur Berufsorientierung in das Stadionumfeld transportiert. Aus der Umsetzung und wissenschaftlichen Begleitung des Pilotprojekts werden in diesem Beitrag erste Erfahrungen und Ergebnisse vorgestellt.
In den USA wird die Diskussion zur Gestaltung eines durchlässigen Bildungssystems unter dem Aspekt der Qualitätssicherung geführt. Die Associate Degrees der postsekundären Community Colleges stehen als Kurzzeitstudiengänge unterhalb des Bachelor-Abschlusses hierbei im Brennpunkt der US Higher Education. An der Schnittstelle von beruflicher und akademischer Bildung sollen sie dem Bedarf an hoch qualifizierten Fachkräften sichern und zugleich den Zugang zu akademischen Bildungswegen öffnen. Im Beitrag wird die Gestaltung der Associate Degrees insbesondere im Verhältnis zu weiterführenden akademischen Qualifikationen erläutert. Darüber hinaus werden Entwicklungen aufgezeigt, die analog zum Bedarf inDeutschland und Europa der wachsenden Bedeutung von Kompetenz- und Lernergebnisorientierung Rechnung tragen sollen.
Zu Beginn des neuen Ausbildungsjahrs am 1. August 2011 treten sechs novellierte Medienberufe in Kraft. Mit der Entwicklung der neuen Berufsbilder wurde auf die Veränderungen der Arbeitswelt in den Branchen reagiert. Im Beitrag werden die wesentlichen strukturellen und inhaltlichen Neuerungen der Ausbildungsberufe vorgestellt.
Der Hauptausschuss unter Vorsitz von DR. BERND BAASNER, Arbeitgeber, verabschiedete Leitlinien zur Verbesserung des Übergangs Schule – Beruf, ließ sich über den Stand der integrierten Ausbildungsberichterstattung und der internationalen Beratungstätigkeit des BIBB informieren und diskutierte über Kriterien für die Regelausbildungsdauer in dualen Ausbildungsberufen. Außerdem stellte er den Institutshaushalt 2012 fest, nachdem das BIBB die in den letzten Jahren durchgeführten Personal und Ressourcen-Einsparungen umfassend transparent gemacht hatte.
Auszubildende haben einen gesetzlichen Anspruch auf eine 'angemessene' Ausbildungsvergütung. Dieser richtet sich gegen den Ausbildungsbetrieb. Die Neigung, diesen Anspruch - notfalls vor Gericht - durchzusetzen, ist gering. Kann die Kammer helfen? Die Kammern haben das Verzeichnis der Berufsausbildungsverhältnisse ('Lehrlingsrolle') einzurichten und zu führen, in das der einzelne Berufsausbildungsvertrag einzutragen ist. Voraussetzung für die Eintragung ist unter anderem, dass der Berufsausbildungsvertrag dem BBiG entspricht. Rechtfertigt das die Kontrolle durch die Kammer, ob die Ausbildungsvergütung 'angemessen' ist?
Der Hauptausschusses des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hat auf seiner Sitzung am 17. Juni 2011 eine Empfehlung zur Verbesserung des Übergangs Schule - Beruf verabschiedet.
Der Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hat auf seiner Sitzung am 28. Juni 2011 in Bonn eine Empfehlung zur Zuordnung der allgemeinen Hochschulreife im Verhältnis zu Berufsabschlüssen auch im europäischen Vergleich verabschiedet.