Im BIBB-Forschungsprojekt "Berufsbildung im Übergang - Analyse der Ausbildungsgestaltung in den neuen Ländern" werden seit 1991 aufbauend auf qualitativen und quantitativen repräsentativen Erhebungen die wesentlichen Charakteristika und Probleme der Entwicklung der Berufsbildung in den neuen Ländern untersucht. Erste ausgewählte Analyseergebnisse einer Erhebung in Ausbildungsbetrieben Anfang 1994 liegen jetzt vor. Das duale System der Berufsbildung ist demnach in den neuen Bundesländern noch nicht verankert. Die Situation der Berufsbildung stellt gewissermaßen ein Spiegelbild der insgesamt schlechten Ertrags- und Beschäftigungsperspektive dar. Zur Sicherung eines ausreichenden Ausbildungsstellenangebots ist hier deshalb die öffentliche Hand auch weiterhin in starkem Maße gefordert. Neben direkten finanziellen Hilfen müssen auch eine Vielzahl weiterer Maßnahmen ergriffen werden, die den Betrieben die Wahrnehmung von Ausbildungsverantwortung erleichtern.
Richard von Bardeleben; Ursula Beicht; Jürgen Holzschuh
Seit Beginn der 80er Jahre hat die Zahl der Teilnehmer an der beruflichen Weiterbildung in Deutschland kontinuierlich zugenommen. 1991 bildeten sich 21 Prozent der Deutschen im erwerbsfähigen Alter (19 bis 64 Jahre) beruflich weiter. Die Höhe der Weiterbildungskosten und wer sie in welcher Höhe finanziert, ist weithin unbekannt. Dies gilt insbesondere für die von Privatpersonen aufgewendeten Weiterbildungskosten. Das Bundesinstitut für Berufsbildung hat nun erstmals diese Kosten und die Frage nach den Nutzenserwartungen der Weiterbildungsteilnehmer untersucht. Eine Hochrechnung auf der Grundlage der durchgeführten Befragung ergab für die individuellen Weiterbildungskosten einen Gesamtbetrag von 7,7 Mrd. DM für Westdeutschland und 2,1 Mrd. DM für Ostdeutschland. Die Untersuchung zeigte weiterhin, dass vor allem Kosten-Nutzen-Überlegungen das individuelle Weiterbildungsverhalten entscheidend beeinflussen. Wird der Nutzen für die potentiellen Weiterbildungsteilnehmer transparent dargestellt, sind viele Erwerbspersonen bereit, die Kosten ihrer beruflichen Weiterbildung bzw. Teile davon selbst zu tragen.
Seit den letzten Jahren ist es für junge Menschen schwieriger geworden, nach der Ausbildung einen Arbeitsplatz zu finden. So haben sich die Aussichten auf Beschäftigungsmöglichkeiten nach der Ausbildung im Metall- und Elektrobereich drastisch verschlechtert. Waren es 1991 noch 12 Prozent (Metall) bzw. 10 Prozent (Elektro) der Absolventen, denen keine Übernahme in Aussicht gestellt wurde, waren es 1993 bereits 28 Prozent (Metall) bzw. 27 Prozent (Elektro). Die derzeit besonders gravierenden Integrationsprobleme ergeben sich vor allem aus der Nichtübernahme der eigenen Ausgebildeten in Großbetrieben und Betrieben mit ungünstiger wirtschaftlicher Situation. Um die Übergangsprobleme der jungen Facharbeiter kurzfristig zu reduzieren, werden unterschiedliche Konzepte entwickelt und in die Praxis umgesetzt. Dazu gehören tarifvertragliche Regelungen und Betriebsvereinbarungen, aber auch landespolitische Bemühungen, um zur Überwindung des Problems an der zweiten Schwelle beizutragen. Es ist aber auch notwendig, langfristige Strategien zu entwickeln, um die Integration der nachwachsenden Generation in eine qualifizierte und existenzsichernde Berufstätigkeit zu gewährleisten.
Der Beitrag berichtet über den Modellversuch "Integrierte produktionsnahe Aus- und Weiterbildung". Ziel des Modellversuchs ist es, eine möglichst realitätsnahe Form des Lernens und Ausbildens zu sichern. Dabei geht man von der Erkenntnis aus, dass in einer zukunftsorientierten beruflichen Ausbildung neben fachlichen Fertigkeiten zusätzlich personale und soziale Kompetenzen vermittelt werden müssen. Hierzu bedarf es realer Arbeits- und Lernsituationen, die in ihrer ganzen Komplexität während der Ausbildung erfassbar und zu einem notwendigen Lernfeld werden müssen. Der Modellversuch befasst sich mit der Frage, wie diese Arbeitsrealität dem Lernprozess von Auszubildenden zugänglich gemacht werden kann, wie die methodisch-didaktische Gestaltung der Ausbildung, der Weiterbildung der Ausbilder und der Entschlüsselung von Lernchancen aussehen muss. Träger des Modellversuchs sind eine klein- bis mittelbetriebliche Metallwerkstatt, die an realen Aufträgen ausbildet, sowie ein Berufsbildungswerk, das eine produktionsnahe Ausbildungsform einrichten will.
Als erster der vier sogenannten großen kaufmännischen Ausbildungsberufe wird der Ausbildungsberuf Versicherungskaufmann (die derzeit gültige Ausbildungsordnung stammt aus dem Jahr 1977) neugeordnet und mit dem parallel zu erarbeitenden Rahmenlehrplan der Kultusministerkonferenz abgestimmt. Die Arbeiten sollen so abgeschlossen werden, daß die neue Ausbildungsordnung zum 1.8.1996 in Kraft treten kann. Der Beitrag berichtet über die Gründe für die Neuordnung des Ausbildungsberufes und zeigt die zu erwartenden Neuerungen auf.
Berufliche Qualifizierung und Eingliederung Behinderter in qualifizierte Berufsarbeit und/oder Berufe stößt nach wie vor auf erhebliche Schwierigkeiten. Sie betreffen zunehmend auch das Vorfeld der Berufsausbildung - und hier insbesondere berufsvorbereitende bzw. berufsfördernde Maßnahmen. Schwierigkeiten bereiten vor allem die traditionellen Anpassungsfunktionen berufsfördernder Bildungsmaßnahmen. Sie können angesichts von beruflichen Qualifkationsentwicklungen und einem für Behinderte zunehmend "geschlossenen" Arbeitsmarkt kaum mehr als funktional angesehen werden. Dadurch erlangt insbesondere die strukturell-organisatorische und die methodisch-didaktische Qualität von Förderungsmaßnahmen eine hohe Bedeutung. Erste Hinweise auf die Qualität der Berufsförderung Behinderter geben Zwischenergebnisse aus einem Forschungsprojekt des Bundesinstituts für Berufsbildung, über die im Beitrag berichtet wird.
Die sozioökonomischen Änderungen in Russland haben wichtige Innovationsprozesse in der Berufsbildung verursacht. Die Dezentralisation des Berufsbildungssystems zwingt die Verwaltung, nach Mitteln und Wegen zur Modernisierung des gesamten Berufsbildungswesens, insbesondere in der Leitung der Berufsbildung sowie in Inhalt und Methode der Ausbildung, zu suchen. Der Beitrag behandelt die für die Berufsbildung wichtigsten sozioökonomischen Veränderungen im Swerdlowsker Gebiet, einer industriell entwickelten Region im Ural. Die Ergebnisse beruhen auf einer Analyse der Wirksamkeit der eingeführten Neuerungen.
Seit Anfang 1994 werden die aus dem Jahre 1978 stammenden schulischen Rahmenlehrpläne der Ausbildungsberufe Industriekaufmann/Industriekauffrau und Kaufmann/Kauffrau im Groß- und Außenhandel novelliert. Für eine Überarbeitung der entsprechenden betrieblichen Ausbildungsordnungen liegt der Konsens der Sozialpartner allerdings noch nicht vor. Im Beitrag wird auf einige Aspekte hingewiesen, die auch für eine Überarbeitung der Ausbildungsordnungen sprechen. Die Rahmenlehrpäne könnten nach optimistischen Schätzungen bereits zum Schuljahr 1995/96 vorliegen.
Auf Einladung des Landesinstituts für Schule und Weiterbildung trafen sich im Frühjahr dieses Jahres erstmals Berufsbildungsexperten der Landesinstitute und Vertreter des Bundesinstituts für Berufsbildung zu einer Fachtagung. Die Berufsbildungsfachleute führten einen intensiven Informations- und Erfahrungsaustausch zur Entwicklung von Richtlinien und Lehrplänen durch. Sie wollten auch herausfinden, in welchen Arbeitsbereichen eine gegenseitige Unterstützung der Fachinstitute wünschenswert und möglich sein könnte.
Vor dem Hintergrund geringerer Sozialbudgets von Bund, Länder und anderen Kostenträgern wird sich im kommenden Jahr bei gleichzeitig wachsendem Bedarf der Trend zu größerer Effizienz sozialer Dienstleistungen verstärken müssen. Auch wird angesichts der demographischen Entwicklung im Bereich der sozialen Dienste eine Qualitätssteigerung und Professionalisierung der sozialen Arbeit, besonders in den neuen Bundesländern, notwendig. Die mannigfaltigen Angebote von Weiterbildungsträgern, die jetzt auch dort den Weiterbildungsmarkt beleben, bilden häufig die einzige Grundlage für die Arbeit in Einrichtungen sozialer Dienste. Schwerpunkte der Weiterbildung sind neben problembezogenen Weiterbildungsangeboten wie z.B. im Bereich der Jugendhilfe auch spezielle Angebote u.a. auf dem Gebiet des Sozialmanagements.