Der Verfasser stellt einige Überlegungen zum Ausbau einer Berufsbildungsstatistik zur Debatte und plädiert dafür, die Datengewinnung und -auswertung im Bereich der Berufsausbildung als Bestandteil eines umfassenden bildungsstatistischen Instrumentariums zu verstehen und demgemäß rechtliche und organisatorische Lösungen anzustreben, die eine weitgehende Kooperation von Bund, Ländern, Kammern und sonstigen zuständigen Stellen in der Informationsgewinnung garantieren. Nur so kann auch eine volle Ausschöpfung der bisher schon vorhandenen, zum Teil aber unabhängig voneinander bestehenden Datenquellen gewährleistet werden. Selbstverständlich wird mit den folgenden Ausführungen in keiner Weise den methodischen und programmatischen Arbeiten vorgegriffen, die in den nächsten Monaten von den zuständigen Stellen beim Aufbau einer Ausbildungsstatistik noch zu leisten sind.
Die Anforderungen an die Statistik auf allen Gebieten werden von Jahr zu Jahr gesteigert. Das gilt auch für das berufliche Ausbildungs- und Fortbildungswesen. Das Ausbildungsplatzförderungsgesetz vom 6. September 1976 hat den Anforderungskatalog noch weiter nach oben geschraubt. Damit entstehen nicht nur den Betrieben zusätzliche Kosten, auch die Fehlerquellen bei Meldung und Auswertung steigen. Ebenso wird eine leidlich aktuelle Auswertung zunehmend schwieriger. Das Ende sind jetzt Zahlenfriedhöfe, die niemandem nützen. Der Beitrag versucht, auf Grund von Erfahrungenin der statistischen Arbeit auf die Probleme einer überbetrieblichen Berufsbildungsstatistik nachdrücklich hinzuweisen.
Die Messung der Ausbildungsintensität der Betriebe und Wirtschaftszweige gewinnt durch gesetzgeberische Maßnahmenzunehmende Bedeutung. Aufgrund des Datenmaterials der Arbeitsstättenzählungen 1961 und 1970 werden die entsprechenden Maßzahlen berechnet und interpretiert. Für Industrie, Handel und Handwerk werden außerordentlicheUnterschiede bezüglich des Niveaus und der Entwicklungsrichtung festgestellt. Diese Differenzen werden durch branchenspezifische Entwicklungen, Konzentrationsbewegungen und Kostenabhängigkeit der Ausbildung erklärt. Es wird gefordert, keine pauschale Zuteilung von finanziellen Förderungsmitteln vorzunehmen, sondern diese nach einem bildungs- und beschäftigungspolitischen Programm auszurichten.
Angesichts möglicher Engpässe im Ausbildungsplatzangebot der kommenden Jahre gilt es, die vorhandenen Reserven zu erschließen. Dies kann bei geeigneten Auszubildenden durch die in den Prüfungsordnungen für die Abschlußprüfung vorgesehene vorzeitige Zulassung zur Abschlußprüfung oder durch Verkürzung der Ausbildungszeit geschehen. Dadurch werden vorzeitig Ausbildungsplätze für andere Auszubildende frei. An einem konkreten Beispiel werden die erschließbaren Reserven errechnet und die Vor- und Nachteile des Konzepts diskutiert.
Für die organisierte Form der beruflichen Weiterbildung werden die wichtigsten statistischen Datenquellen und deren Ergebnisschwerpunkte dargestellt. Eine regelmäßige, zentrale Statistik über alle Teilnehmer an beruflicher Weiterbildung besteht in der Bundesrepublik Deutschland nicht. Die Bundesanstalt für Arbeit führt in ihrer Statistik nur jene Fälle, bei denen eine Teilnahme nach dem AFG gefördert wurde. Erfolgsuntersuchungen zeigen, daß die Ziele der beruflichen Weiterbildung überwiegend realisiert wurden.
Beherrschendes Thema in der bildungspolitischen Diskussion sind z. Z. die Möglichkeiten und Grenzen zur Schaffung ausreichender Ausbildungsplätze für die gegenwärtig und in den kommenden Jahren weiter steigende Zahl jugendlicherSchulabgänger/-absolventen oder, anders ausgedrückt, die Jugendarbeitslosigkeit und die Möglichkeiten ihrer Beseitigung.Ebenso aktuell und zum Teil mit dem Problem der Jugendarbeitslosigkeit verknüpft ist daneben die Frage nachden Möglichkeiten und Grenzen von Maßnahmen zur Förderung von Jugendlichen, die als "nicht berufsreif" bezeichnetwerden.