Das Verhältnis von Hochschule und Berufsbildung hat sich verändert. Erstmalig im Jahr 2013 entschieden sich mehr junge Menschen für ein Studium als für eine duale Berufsausbildung. Zudem öffnen sich die Hochschulen für neue Zielgruppen. Welche Chancen ergeben sich daraus für eine verbesserte Durchlässigkeit des Bildungssystems? Wie können Potenziale beider Bildungsbereiche durch eine stärkere Verzahnung gebündelt werden und welche möglicherweise neuen Qualifikationsprofile entstehen an der Schnittstelle von Hochschul- und Berufsbildung? Diese und weitere Fragen greifen die Beiträge dieser Ausgabe auf.
Die meisten Betriebe, die Jugendliche ausbilden, tragen zunächst Kosten und sehen die Ausbildung vor allem als Investition in die Qualifizierung zukünftiger Fachkräfte. Die Höhe der Kosten und Erträge verändert sich jedoch im Verlauf der Ausbildung. Entscheidende Faktoren hierfür sind neben den ansteigenden Ausbildungsvergütungen die Produktivität der Auszubildenden sowie die Ausbildungsorganisation. Der Beitrag stellt diese Entwicklungen anhand der Daten der BIBB-Kosten-Nutzen- Erhebung 2012/13 in Berufen unterschiedlicher Ausbildungsdauer dar.
Immer mehr junge Menschen in Deutschland verlassen die Schule mit einer Hochschulzugangsberechtigung. Im Jahr 2014 entschieden sich zudem erstmalig mehr Schulabsolventinnen und -absolventen für ein Studium als für eine Berufsausbildung. Welche Folgewirkungen diese Entwicklungen für das duale System haben und welche Anforderungen sich daraus für das gesamte Bildungssystem ergeben, erörterten Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser und Prof. Dr. Heinz-Elmar Tenorth am 18. März in Berlin.
Welche Qualifikationen werden in Zukunft auf dem Arbeitsmarkt nachgefragt werden – berufliche oder akademische? Und wo wird es möglicherweise zu Engpässen kommen? Im Beitrag werden Ergebnisse der ersten regionalspezifischen BIBB-IAB-Qualifikations- und Berufsfeldprojektionen (QuBe-Projekt) vorgestellt. Die Analysen zeigen, dass im Zusammenspiel mit der regionalen Bevölkerungsentwicklung und der dortigen Wirtschaftsstruktur die Arbeitsmarktsituation von hohen Arbeitskräfteengpässen bis zu hohen Überhängen an Arbeitskräften reichen kann. Engpässe werden nach den Projektionen auf der qualifikatorischen Ebene in nahezu allen Regionen vor allem im Bereich der mittleren Ausbildungsabschlüsse auftreten, jedoch mit unterschiedlichen Folgen.
In den Jahren 2005 bis 2009 sowie 2011 bis 2014 wurden unter dem Akronym ANKOM auf der Grundlage von zwei Förderlinien insgesamt 31 Entwicklungsprojekte vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit dem Ziel gefördert, die Durchlässigkeit zwischen der beruflichen und hochschulischen Bildung zu analysieren und zu erhöhen. Die Bilanz in diesem Beitrag fokussiert die entwickelten Anrechnungsverfahren und ihre strukturelle Verankerung, die Übergangsmaßnahmen und ihre landesspezifischen Weiterentwicklungen sowie das Verhältnis der beruflichen und hochschulischen Bildung. Der Beitrag endet mit Entwicklungslinien und Visionen.
Der Beitrag befasst sich mit Aspekten der Information und Beratung für die Zielgruppe der beruflich Qualifizierten am Übergang zur hochschulischen Bildung als Teil der Bemühungen um ein durchlässiges Bildungssystem. Im Zentrum steht dabei eine im Kontext der BMBF-Initiative ANKOM durchgeführte Begleitstudie des BIBB, die sich mit Fragen nach zielgruppenspezifischem Beratungsbedarf auseinandersetzt. Auf Basis der Ergebnisse werden Vorschläge zur Gestaltung von Informations- und Beratungsangeboten an der Schnittstelle von Berufsbildung und Hochschule formuliert.
Im Zuge der Novellierung des rheinland-pfälzischen Hochschulgesetzes im Jahr 2010 hat das Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur ein Modellprojekt initiiert, in dem erprobt werden sollte, inwiefern auf das bisher gängige Kriterium der Berufserfahrung für den Hochschulzugang beruflich Qualifizierter verzichtet werden kann. Die im Beitrag vorgestellten Ergebnisse deuten darauf hin, dass für den Studienerfolg die Dauer der Berufserfahrung gegenüber anderen Faktoren wie bspw. der Fachzugehörigkeit oder der Vereinbarkeit von Studium und Beruf eine eher nachgeordnete Rolle spielt.
Das Aufstiegsstipendium des BMBF hat unter den Studienförderungen eine besondere Zielgruppe: Es richtet sich an beruflich qualifizierte Fachkräfte und unterstützt ein Hochschulstudium bis zu einem ersten akademischen Abschluss. Der Beitrag schildert die Besonderheiten des Programms und legt dar, wie sich diese in der Zusammensetzung der Stipendiatinnen und Stipendiaten widerspiegeln.
Margit Ebbinghaus; Bettina Milde; Moritz Winterhager
Mit der zunehmenden Anzahl unbesetzter Ausbildungsplätze hat sich die Forderung nach mehr Durchlässigkeit im Bildungssystem auf die Frage ausgeweitet, wie sich Studienaussteiger/-innen für eine duale Ausbildung gewinnen lassen. Hierfür sind Erkenntnisse über die Interessenlage und mögliche Vorbehalte aufseiten von Betrieben und Studienaussteigerinnen und -aussteigern hilfreich. Der Beitrag nähert sich diesen auf Grundlage einer Expertenbefragung an.
Am Beispiel der IT-Berufe wird deutlich, dass einem steigenden Fachkräftebedarf nicht allein durch mehr hochschulische Bildungsabschlüsse begegnet werden kann, sondern differenzierte Kompetenzprofile erforderlich sind. Gefragt sind zusätzliche Optionen, die Elemente akademischer und beruflicher Bildung integrieren und dabei reziproke Übergänge zwischen den Bildungsbereichen ermöglichen. Im Beitrag wird vorgestellt, wie im Projekt »DQR Bridge 5« bereichsübergreifende Bildungsmaßnahmen auf der Niveaustufe 5 des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) entwickelt werden, die im Rahmen einer Aufstiegsfortbildung und eines Bachelor-Studiums angerechnet werden können.
Mit dualen Studiengängen wurde ein sowohl wissenschaftsbezogenes als auch berufspraktisch qualifizierendes Bildungsangebot geschaffen. Durch die Kopplung von Kompetenzerwerb in hochschulischen und betriebspraktischen Kontexten soll der Lerntransfer unterstützt und damit ein Vorteil gegenüber rein akademischen oder rein berufspraktischen Ausbildungsformen erreicht werden. Allerdings fehlen eindeutige Kriterien, anhand derer sich diese Dualität beschreiben lässt. Der Beitrag stellt unterschiedliche Zugänge vor und plädiert abschließend dafür, zukünftig die inhaltliche Verzahnung von Lernphasen und -inhalten in den Mittelpunkt der Betrachtung zu stellen.
Vorzeitige Ausbildungsvertragslösungen sind in aller Regel multifaktoriell bedingt. Bislang wenig untersucht ist der Substanzkonsum in der Ausbildung, wenngleich es Hinweise gibt, dass er weit verbreitet ist und möglicherweise den Ausbildungserfolg negativ beeinflussen könnte. Im Beitrag werden Ergebnisse einer Studie des IFT-Nord vorgestellt, in der untersucht wurde, wie verbreitet der Substanzkonsum unter Auszubildenden ist und welche Zusammenhänge sich zwischen dem Substanzkonsum und dem Ausbildungserfolg feststellen lassen.
Die Berufsbildung in der Ukraine befindet sich nicht erst durch die politischen Ereignisse des letzten Jahres im Umbruch. Im Jahr 2012 wurde von der EU-Kommission und dem ukrainischen Ministerium für Bildung und Wissenschaft ein EU-Twinning-Projekt aufgelegt, das Reformprozesse anstoßen und unterstützen sollte. Ergebnisse und Erfahrungen aus dieser zweijährigen internationalen Zusammenarbeit werden im Beitrag vorgestellt.
Wie der letzte Weg eines Menschen gestaltet werden soll, hängt nicht zuletzt von seinen religiösen, kulturellen und familiären Werten und Überzeugungen ab. Bestatterinnen und Bestatter, die Angehörige bei der Beisetzung begleiten, benötigen neben differenzierten fachlichen Kenntnissen ein hohes Maß an interkulturellen Kompetenzen. Im Beitrag wird dargestellt, welche Bedeutung diese auch im Ausbildungsberuf Bestattungsfachkraft spielen.
Der Entwurf des Berufsbildungsberichts 2015 der Bundesregierung war für den Hauptausschuss Anlass, sich intensiv über die aktuelle Ausbildungsplatzsituation zu beraten. Zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren verabschiedete der Hauptausschuss eine Gemeinsame Stellungnahme zum Berufsbildungsbericht, ohne diese, wie in den Vorjahren, durch Voten der »Bänke« zu ergänzen. Die neue Allianz für Aus- und Weiterbildung war ebenfalls Gegenstand der Beratung. Andere inhaltliche Sitzungsschwerpunkte galten der Integration ausländischer Jugendlicher in die Berufsbildung und der laufenden BBiG-Evaluierung. Geleitet wurde die Sitzung von Uwe Schulz-Hofen, Berlin, der die Vorsitzende Elke Hannack (DGB) vertrat.
Big Data, d.h. die Verarbeitung und Analyse großer digitaler Datenmengen, gewinnt in unserer durchdigitalisierten Gesellschaft zunehmend an Bedeutung. Der vorliegende, schmale Band beleuchtet einen in der öffentlichen Wahrnehmung dabei bislang kaum beachteten Aspekt, den Einsatz von Big Data in Bildungskontexten. In fünf Kapiteln stellen die beiden Autoren aktuelle Entwicklungen und die damit verbundenen Chancen und Risiken vor.
Während sich die Berufs- und Wirtschaftspädagogik noch in den 1970er- und 1980er-Jahren in verschiedenen Forschungsarbeiten der Qualifizierung des betrieblichen Ausbildungspersonals angenommen hat, gibt es dazu kaum empirisch fundierte Arbeiten aus der jüngeren Vergangenheit. Insofern stellt das betriebliche Ausbildungspersonal in der Berufsbildungsforschung aktuell eine »vernachlässigte Gruppe« dar, die nicht nur aus wissenschaftlichen Erkenntnisinteressen, sondern auch aus Fragen der praktischen Gestaltung von Ausbildungsprozessen und Qualifikationsfragen wieder verstärkt in den Blick genommen werden sollte. Dies ist auch das Anliegen der Dissertationsschrift von Kathrin Brünner.