Berufliches Lernen findet an unterschiedlichen Orten statt. Neben den klassischen Lernorten – Schule, Betrieb, überbetriebliche Einrichtungen – kommen weitere Akteure in den Regionen oder im Hochschulbereich hinzu. Zudem erfolgt Lernen zunehmend digital. Dies bietet für die Kooperation von Lernorten neue Potenziale, aber auch Herausforderungen. Es gilt, neue Konzepte und Kooperationsformen zu etablieren, die das berufliche Lernen weiter profilieren. Hierzu will die BWP Denkanstöße geben und Beispiele guter Praxis vorstellen.
Die Verschränkung von Theorie und Praxis ist ein zentrales Merkmal des beruflichen Lernens, das an unterschiedlichen Lernorten stattfindet. Nicht zuletzt infolge der Digitalisierung verändert sich dieses Zusammenspiel. Welche Chancen aber auch Herausforderungen sind damit in didaktischer und institutioneller Hinsicht verbunden? Prof. Dr. Matthias Rohs betrachtet Lernorte der Berufsbildung nicht nur von seinem Lehrstuhl für Erwachsenenbildung in Kaiserslautern aus wissenschaftlicher Perspektive. Aus zahlreichen Entwicklungs- und Beratungsprojekten und nicht zuletzt vor dem Hintergrund seiner früheren Erfahrungen als Personalentwickler bei der Deutschen Telekom sind ihm auch Umsetzungsfragen zu diesem Thema vertraut.
Lernorte und Lernortkooperation sind für die Berufsbildung von grundlegender Bedeutung und im Berufsbildungsgesetz verankert. Sie sind als Einheit zu sehen und stehen in einem wechselseitigen Bezug zueinander. Seit ihrer Einführung als Fachbegriffe werden sie allerdings kontrovers diskutiert, in der Praxis unterschiedlich umgesetzt und theoretisch unterschiedlich eingeordnet. Mit restrukturierten Organisationen, der Digitalisierung und der Expansion informeller Weiterbildung tritt zudem ein elementarer Wandel ein: Lernorte pluralisieren, differenzieren und entgrenzen sich; damit einhergehend erweitern sich herkömmliche Lernortkooperationen. Der Beitrag zeichnet diese Entwicklungen nach und verweist abschließend auf die Bedeutung des Lernortkonzepts für ein durchlässiges Bildungssystem.
Viele Betriebe haben über die letzten Jahre ihr Ausbildungsengagement reduziert oder gänzlich eingestellt. Gründe sind veränderte Bedingungen im Betrieb und auf dem Ausbildungsmarkt. Gleichzeitig besteht ein hoher Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften. Damit sind Konzepte gefragt, wie sich Betriebe trotz veränderter Rahmenbedingungen weiterhin an Ausbildung beteiligen können. In diesem Zusammenhang wird auch über betriebliche Ausbildungskooperationen diskutiert. Im Beitrag wird auf der Grundlage einer Betriebsbefragung vorgestellt, in welchen Ausbildungsbereichen Betriebe aktuell kooperieren.
Die Lernortkooperation ist als markantes Merkmal in § 2 BBiG festgeschrieben. Die dadurch ermöglichte Theorie-Praxis-Verschränkung gilt als Gütezeichen des deutschen Berufsbildungssystems. Im Tagesgeschäft bleibt sie aber oft ungenutzt oder stößt sogar auf Ablehnung. Zur Bewältigung des digitalen Wandels in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) birgt dieses Modell aber ganz neue Potenziale, wenn man die Kooperation erweitert denkt. Der Beitrag beleuchtet am Beispiel des JOBSTARTER plus-Projekts "KungFu – Kunststoff goes Future", wie eine erweiterte Lernortkooperation zur Unterstützung von KMU im Digitalisierungsprozess gestaltet werden kann.
Der Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft verändert die Art, wie wir arbeiten und leben, und wirkt sich auch auf Lerninhalte und deren Vermittlung in der beruflichen Bildung aus. Wenn bis Ende des Jahres 17 Innovations-Projekte des BMBF-Programms InnoVET starten, darf man gespannt sein, welche neuen Impulse sich daraus für die berufliche Aus- und Weiterbildung, insbesondere auch für die Kooperation der Lernorte und die Vernetzung der Bildungsakteure ergeben. Der Beitrag gibt Einblicke in Zielsetzung und Struktur des Förderprogramms und benennt Förderschwerpunkte.
Die Neuordnung der Pflegeberufe ermöglicht eine neue Durchlässigkeit und damit den Akteuren in der Berufsbildung neue Gestaltungsmöglichkeiten. Dabei gilt es, zuvor getrennte Strukturen zusammenzuführen. Für eine gelingende Umsetzung der generalistischen Pflegeausbildung ist eine Kooperation im Verbund notwendig. Der Beitrag zeigt an einem konkreten Beispiel, wie es gelingen kann, den Interessen aller Beteiligten gerecht zu werden.
Auf regionaler Ebene ist berufliche Bildung in ein Gesamtangebot von Bildungsmaßnahmen eingebunden. Vor Ort wirken verschiedene Bildungseinrichtungen – so auch die Träger der beruflichen Aus- und Weiterbildung – an einem Gesamtbildungsangebot mit. Dieses ist aus kommunaler Sicht wiederum Gegenstand eines kommunalen Bildungsmanagements, das darauf zielt, das Bildungsinteresse der Zivilgesellschaft in allen Facetten zu bedienen. Das Bundesprogramm "Lernen vor Ort" und dessen Weiterführung in einer "Transferinitiative KBM" zeigen auf, wie kommunales Bildungsmanagement konkret ausgestaltet und über Transferhilfen weiterentwickelt werden kann. Wir werden die Erfahrungen und Ergebnisse dieser Programme aufzeigen und herausarbeiten, welche Konsequenzen sich daraus für die berufliche Bildung ergeben.
Innovative Wege der Lernortkooperation können in der beruflichen Bildung durch neue Technologien unterstützt werden. Das "Online-Berichtsheft zur Stärkung der Lernortkooperation" – kurz: BLok – als Weiterentwicklung des papierbasierten Berichtshefts ist ein solcher Ansatz. Doch wie werden solche innovativen Ansätze in der Praxis angenommen? Auf der Basis von Strukturdaten gibt der Beitrag erste Einblicke zur Nutzung und Verbreitung des Instruments.
Mit dem Besuch von Auszubildenden in Schulen, die über ihre Berufe berichten, etabliert sich in Deutschland ein weiteres Instrument der Berufsorientierung. Der Beitrag stellt das Konzept vor und erläutert mit Hilfe der Impression-Management- und Self-to-Prototype-Matching-Theorie seine besonderen Potenziale. Ausbildungsbotschafterbesuche haben demnach nicht nur die Funktion, authentische Informationen zu einem Beruf zu transportieren. Sie liefern den Schülerinnen und Schülern vielmehr auch in identitätspsychologischer Hinsicht wichtige Anhaltspunkte. Anschaulich wird ihnen vor Augen geführt, was das für junge Menschen sind, die Klempner/-innen, Bäcker/-innen oder Kaufleute für E-Commerce werden wollen. Der Beitrag weist abschließend auf eine Studie hin, in der dieser Ansatz näher untersucht werden soll.
In Jugendberufsagenturen arbeiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamts, des Jobcenters und der Agentur für Arbeit unter einem Dach zusammen. Sie bieten gemeinsam Rat suchenden jungen Menschen Unterstützung aus einer Hand an. Erfolgsmodelle sind zumeist in Großstädten zu finden. Der Beitrag zeigt auf, wie eine rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit auch in einem Flächenland erfolgreich etabliert werden kann, und stellt hierzu Umsetzungsstand und Gelingensbedingungen vor. Wichtig ist, dass die Entwicklung der Strukturen regionalisiert erfolgt, d. h. unter Einbindung der Institutionen vor Ort und Beachtung der regionalen Besonderheiten.
Zwischen- und Abschlussprüfungen sind nicht nur für die Prüflinge mit einem großen Aufwand verbunden, auch Mitglieder der Prüfungsausschüsse wenden in erheblichem Umfang Zeit für die Durchführung von Prüfungen auf. Für die Betriebe bedeutet dies, dass sie Beschäftigte für diese Zeit freistellen müssen. Der Beitrag beleuchtet, in welchem Umfang das geschieht und schlüsselt auf, welche Betriebe den größten Beitrag leisten. Zudem erfolgt eine Abschätzung der anfallenden Kosten.
Sabine Krüger; Daniela Rohrbach-Schmidt; Christian Ebner
Die Anfängerzahlen im dualen System der Berufsbildung sind rückläufig, insbesondere bei Frauen. Vor dem Hintergrund der geschlechtsspezifischen Entwicklungen im Bildungsverhalten untersucht der Beitrag anhand neuerer Forschungsdaten des BIBB, wie angesehen verschiedene Bildungsabschlüsse heute in der Bevölkerung sind. Die Ergebnisse zeigen, dass Männer und Frauen zu teils unterschiedlichen Einschätzungen gelangen – dies gilt auch mit Blick auf das Ansehen der beruflichen Ausbildung.
Im Vorfeld einer möglichen Neuordnung wurde untersucht, welche aktuellen und zukünftigen Qualifikationsanforderungen an den Beruf der Zahnmedizinischen Fachangestellten bestehen und inwieweit die derzeit gültige Ausbildungsordnung diese Anforderungen abbildet. Im Beitrag werden die wichtigsten Erkenntnisse vorgestellt und zwei Qualifikationsanforderungen beschrieben, die künftig verstärkt vermittelt werden sollten.
Das Bankgewerbe befindet sich in einer Umbruchphase. Digitale Kundenbeziehungen und Arbeitsmittel gewinnen zunehmend an Bedeutung, Online- Services werden stärker denn je nachgefragt – auch und gerade in Zeiten des "Social Distancing". Unter diesen Vorzeichen wächst besonders die Bedeutung, Kundenbeziehungen nachhaltig zu gestalten. Die Modernisierung des Ausbildungsberufs Bankkaufmann/-frau kam daher zur rechten Zeit.
Der Hautpausschuss des BIBB hat zum ersten Mal in seiner 50-jährigen Geschichte virtuell als dezentrale Videokonferenz getagt: Unter dem Vorsitz von Dr. Hans Jürgen Metternich, Beauftragter der Arbeitgeber, beschäftigte sich das Gremium gemäß der aktuellen Lage mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Berufsbildungssystem. Zudem wurde eine neue Empfehlung zur Durchlässigkeit zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung sowie aktualisierte Empfehlungen für das "Führen von Ausbildungsnachweisen" und zum "Zeugnismuster für alle anerkannten Fortbildungsabschlüsse" beschlossen.
1996 gab das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie ein sogenanntes Bildungs-Delphi in Auftrag. Erforscht werden sollte das Expertenurteil zur Frage, was die Bildungssysteme in Zukunft leisten sollten und wie sie sich wahrscheinlich bis 2020 entwickeln werden. Für die Berufsbildung stellten Helmut Kuwan, Joachim Gerd Ulrich und Heinz Westkamp die Ergebnisse 1998 in einem BWP-Artikel vor. 22 Jahre später wagt die BWP im Interview mit einem der drei Autoren den Blick zurück, aber auch in die Zukunft.
Das Poster präsentiert die Potenziale des digitalen Ausbildungsnachweis BLoK zur Förderung der Kooperation der Akteure an allen Lernorten der dualen Ausbildung.