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In dieser Ausgabe widmet sich die BWP vor allem internationalen Entwicklungen in der Berufsbildung. Das Interview mit Christian Lettmayr, dem stellvertretenden Direktor des Europäischen Zentrums für die Förderung der Berufsbildung (Cedefop) in Thessaloniki, ist der Auftakt. Insgesamt elf Beiträge zum Titelthema vertiefen die Möglichkeiten, sich über internationale Entwicklungen umfassend zu informieren. Themen sind unter anderem Radar-Charts als Instrument zum Vergleich der betrieblichen Weiterbildung in Europa, Weiterbildung im IT-Sektor oder das europäische „Training of Trainers Network“ und dessen deutsche Sektion. Ein kurzer Beitrag von Arndt Bertelsmann erinnert an das zehnjährige Jubiläum des „Hermann-Schmidt-Preises für innovative Berufsbildung“.
In der Diskussion um eine Reform des Bildungssystems spricht sich der Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung, Manfred Kremer, dafür aus, die unterschiedlichen Bildungsbereiche künftig besser und enger miteinander zu verzahnen und das Bildungssystem als Ganzes zu begreifen. Die Diskussion um den Europäischen Qualifikationsrahmen (EQF) sollte als Chance begriffen werden, die deutsche Berufsbildung international fit zu machen.
Christian Lettmayr ist seit April 2005 stellvertretender Direktor des Cedefop, des Europäischen Zentrums für die Förderung der Berufsbildung in Thessaloniki. In dem Interview wird er nach den Zielen und Arbeitsschwerpunkten gefragt, die er sich für die Zeit seines Wirkens gesetzt hat.
Die Diskussionen und Auseinandersetzungen um den Vorschlag für einen europäischen Qualifikationsrahmen laufen auf hohen Touren. Die Geschichte der europäischen Bildungs- und Berufsbildungspolitik ist von solchen wiederkehrenden Versuchen, durch Angleichung der Qualifikationen den erwünschten europäischen Arbeitsmarkt zu fördern, durchsetzt. Im Beitrag werden zur Bereicherung der aktuellen Diskussion die zahlreichen vergangenen und fortdauernden Initiativen zur Förderung der Vergleichbarkeit von Bildungsabschlüssen aufgezeigt. Anhand der französischen Reaktionen erläutert die Autorin, wie ein "alteingesessenes" Bildungssystem auf die aktuelle Entwicklung reagiert.
Das Projekt EuroB (Europäisierung der Berufsbildung) der Volkswagen Coaching GmbH trägt zu der berufsbildungspolitischen Debatte um den Europäischen Qualifikationsrahmen (EQF) bei, indem es sich im laufenden politischen Verständigungsprozess bewusst auf die Umsetzungsebene begibt. In einem Pilotprojekt werden das Berufsbild des Industriemechanikers und der Weiterbildungsgang Robotertechnik in Kompetenzstandards formuliert und mit dem europäischen Qualifikationsrahmen abgeglichen. Die Entwicklung eines Leitfadens und bestimmter Verfahren zur Ermittlung von Kompetenzstandards und deren Abgleich mit der betrieblichen Praxis soll aufzeigen, an welchen Punkten Konkretisierungs- und Interpretationsbedarf besteht und Anhaltspunkte darüber geben, welche Konsequenzen der Praxis aus einer Implementation des EQF erwachsen würden.
Der IT-Sektor zeichnet sich durch Innovationskraft und hohe Internationalität seiner Produkte und Dienstleistungen im globalen Wettbewerb aus. Trotz dieses hohen Internationalisierungsgrades unterscheiden sich jedoch die entsprechenden Aus- und Weiterbildungssysteme in den jeweiligen Wirtschaftsräumen sehr stark, so dass sich einerseits die Frage nach einer gegenseitigen Anerkennung von Qualifizierungswegen, Abschlüssen und Zertifikaten stellt. Andererseits existiert derzeit ein Wettbewerb um die besten IT-Aus- und Weiterbildungssysteme, die letztlich in der Frage nach dem Systemtransfer kulminiert. Der Systemvergleich erfolgt exemplarisch an den Wirtschaftsräumen Europa (Beispiel Deutschland), Asien (Beispiel Japan) und Afrika (Beispiel Äthiopien).
Das BIBB begleitet den Prozess der Implementation des IT-Weiterbildungssystems mit einem Evaluierungsvorhaben. Aus vergleichenden Studien lassen sich Anregungen für die Weiterentwicklung des deutschen Systems ableiten.
Dem europäischen Vergleich kommt eine wachsende Bedeutung in der Bildungsforschung zu. Bislang wurden Radar-Charts als heuristisches Hilfsmittel primär für Analysen von Arbeitsmärkten und Sozialpolitiken eingesetzt, aber nicht für die betriebliche Weiterbildung. Die Darstellung und Analyse der Ergebnisse der Unternehmensbefragung CVTS2 mit Hilfe von Radar-Charts hat den methodischen Vorteil, dass man verschiedene Indikatoren gemeinsam in einer Grafik abbilden kann. Inhaltlich zeigt sich, dass sich betriebliche Weiterbildung in Europa in vier Ländergruppen deutlich unterscheiden lässt.
Die Qualität der Systeme der allgemeinen und beruflichen Bildung ist in hohem Maße abhängig von der Qualität des Berufsbildungspersonals. Der Beitrag stellt das Europäische Netzwerk TT-Net vor. Das "Training of Trainers Network - TTnet" ist ein vom europäischen Zentrum zur Förderung der Berufsbildung Cedefop moderiertes Netzwerk, das sich an das Lehrpersonal in der Beruflichen Bildung richtet. Ausgehend von der Struktur und den Tätigkeiten des Netzwerkes werden Funktionen und Perspektiven der Netzwerkarbeit auf europäischer und nationaler Ebene aufgezeigt.
Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) kooperiert gemäß seinem gesetzlichem Auftrag mit Berufsbildungsinstitutionen weltweit. Dabei sind die aktuellen Schwerpunkte der internationalen Arbeit des BIBB Projekte der Vergleichs- und Transferforschung, Mitwirkung an den Prozessen der europäischen Berufsbildungspolitik sowie Beratungsleistungen für den internationalen Bildungsmarkt. Im Mittelpunkt des Beitrages steht ein Treffen von europäischen Berufsbildungsinstitutionen im März 2006 in Bonn, das den Europäischen Qualifikationsrahmen (EQF) und dessen Folgewirkungen auf die nationalen Berufsbildungssysteme zum Gegenstand hatte.
Das 1996 erlassene Berufsbildungsgesetz in China übertrug der Wirtschaft und allen gesellschaftlichen Bereichen weiterreichende Verantwortung für die Reformen in der beruflichen Bildung. Hieran knüpfen die Beschlüsse des Staatsrates von 2005 an und stellten Aufgaben für den Zeitraum 2006 - 2010. Die Internationale Weiterbildung und Entwicklung gGmbH (InWEnt) unterstützt seit vielen Jahren Anstrengungen der chinesischen Regierung zur Modernisierung der Berufsbildung. Aktueller Schwerpunkt der Zusammenarbeit ist die Lehrerfortbildung.
Zwischen Vietnam und Deutschland hat sich eine kontinuierliche bilaterale Berufsbildungszusammenarbeit entwickelt. Auf der Basis eines Strategiepapiers aus dem Jahre 2000 kooperiert das BIBB mit seinem vietnamesischen Partnerinstitut VSRC bei Themen der Modernisierung der beruflichen Bildung. Neben Workshops und Thementagen in Vietnam haben sich im August 2006 drei vietnamesische Bildungsexperten aus dem VSRC zu einem einmonatigen Studienaufenthalt beim BIBB aufgehalten um zu prüfen, inwieweit deutsche Erfahrungen für die Reformdiskussion in Vietnam nutzbar gemacht werden können.
Die Vielfalt der Kulturen sind auch im Berufsschulalltag vielfältige Herausforderungen für Schüler und Lehrer. Im Beitrag werden drei interkulturelle Trainings vorgestellt, Einblicke in die jeweiligen Evaluationen gegeben und ihre Einsetzbarkeit in Berufsschulen diskutiert. Der abschließende Ausblick auf neue Wege der Umsetzung interkultureller Trainings in Berufsschulen behandelt folgende Leitthemen: Möglichkeiten der Förderung interkultureller Kompetenzen der Lehrkräfte, die Entwicklung der Basiskompetenz Reflexionsfähigkeit und die Ermöglichung der Thematisierung dieser Kompetenzen im Unterricht.
Im 2001 gestarteten Modellprojekt "Eurogastronom - Europakompetenz in der Gastronomieausbildung" entwickelte die "kiezküchen ggmbh" Zusatzqualifikationen, die in Berufsausbildungen in der Gastronomie integriert wurden. Im März 2006 wurde das Projekt in Graz mit dem Europäischen Qualitätssiegel der EU-Kommission und der Europäischen Leonardo-Agenturen ausgezeichnet. Der Projektansatz, Mobilität, Sprachfähigkeit und Interkulturalität zu fördern, gibt wichtige Impulse für die Internationalisierung der Ausbildung und die Benachteiligtenförderung in anderen Berufsfeldern.
Betriebliche Ausbildung, die dauerhaft für die Jugendlichen attraktiv bleiben soll, muss für alle Beteiligten mehr Nutzen bringen. Das setzt eine Berufsstruktur voraus, von der sich Betriebe angesprochen fühlen, die Schwächere integrieren kann, für Leistungsfähige wählbar ist und Kombinationen mit Studium und Weiterbildung fördert. Dazu gibt es vielfältige Aktivitäten auf nationaler und europäischer Ebene. Einiges ist in Deutschland schon erreicht, viele einschneidende Veränderungen muss es noch geben. Mit einer konsequenten Ausrichtung der Berufe und Weiterbildungsprofile an Lernergebnissen wird ein Schritt getan, die "kompakten" Bildungsgänge aus der europäischen Isolierung zu befreien. Der Beitrag stellt ein Ordnungskonzept zur Diskussion, das die vorhandenen strategischen Ansätze bündelt, weiter entwickelt und die EU-Kompatibilität unterstützen soll.
Schwerpunktthema der Sitzung war die berufliche Qualifizierung Benachteiligter, ein weiterer wichtiger Tagesordnungspunkt betraf die abschließende Beratung über die Neuorganisation des Bundesinstituts.
Seit 1997 vergibt der Verein Innovative Berufsbildung jährlich den Hermann-Schmidt-Preis, um mit ihm besondere Leistungen aus der Berufsbildungspraxis auszuzeichnen. 2006 werden Initiativen prämiert, die im Sinne eines koordinierten regionalen Übergangsmanagements beispielhaft und erfolgreich innovative und kurze Wege von der Schule in eine betriebliche Berufsausbildung entwickelt und umgesetzt haben. Von besonderem Interesse waren Initiativen mit den Schwerpunkten 1. Frühe berufliche Orientierung und Förderung in der allgemeinbildenden Schule beginnen! und 2. Ausbildungs- und Erfolgschancen von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf durch betriebliche Berufsausbildungsvorbereitung und betriebliche Berufsausbildung erhöhen! In der Broschüre werden die Preisträger mit ihren Projekten vorgestellt.