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Die Beiträge dieser Ausgabe geben einen Einblick, wie aktuelle Anforderungen an die Modernisierung der Berufsbildung sowohl in der Ordnungsarbeit als auch in der betrieblichen Praxis aufgegriffen und umgesetzt werden. Dies betrifft u.a. Fragen der Kompetenzorientierung, die Integration von Zusatzqualifikationen in Ausbildungsordnungen, die stärkere Verzahnung von Aus- und Fortbildung sowie die Erstellung handlungsorientierter Prüfungen. Anhand ausgewählter Befunde aus der beruflichen Qualifikationsforschung veranschaulichen die Artikel zudem, wie Berufsbilder zukunftsorientiert weiterentwickelt werden. Im Kommentar zum Heft hebt Professor Dr. Reinhold Weiß die Bedeutung der Berufsforschung hervor. Sie habe die Funktion, den Strukturwandel zu begleiten, neue Bedarfe zu identifizieren, Ursachen und Wirkungszusammenhänge offenzulegen sowie Gestaltungsvorschläge zu entwickeln. Die Ausgabe enthält weitere Beiträge zur neuen Ausbilder-Eignungsverordnung 2009, zu ersten Neuerungen in der Berufsbildungsstatistik 2007 und zu Ausbildungsverbünden in Österreich.
Im Kommentar zum Heft hebt Professor Dr. Reinhold Weiß die Bedeutung der Berufsforschung hervor. Er weist auf ihre Funktion hin, den Strukturwandel zu begleiten, neue Bedarfe zu identifizieren, Ursachen und Wirkungszusammenhänge offenzulegen sowie Gestaltungsvorschläge zu entwickeln. Darüber hinaus muss sie, neben der Untersuchung von Grundlagen der Berufsentwicklung, auch individuellen Perspektiven, insbesondere die Entwicklung beruflicher Identitäten sowie der Gestaltung von Berufsbiografien, erforschen.
Die Diskussion über eine Modernisierung der Berufsbildung hat in den vergangenen Jahren an Intensität zugenommen. Breiter Konsens bestand darin, dass strukturelle Veränderungen dringend erforderlich sind, über die Wege dahin besteht indes kaum Einigkeit. Der von Ministerin Schavan im Jahr 2006 einberufene Innovationskreis (IKBB) bündelte die verschiedenen Überlegungen und fasste diese in zehn Leitlinien zur Modernisierung der beruflichen Bildung zusammen. Im Beitrag wird die Umsetzung der für die Ordnungsarbeit relevanten Handlungsempfehlungen skizziert. Dabei richtet sich der Blick exemplarisch auf solche Aktivitäten und Programme, mit denen das BIBB die Weiterentwicklung der Berufsbildung unterstützt und gestaltet. Als künftige Herausforderung erweist es sich dabei, nicht nur die richtigen Dinge zu tun, sondern auch die Dinge richtig zu tun.
Verena Eberhard; Selina Scholz; Joachim Gerd Ulrich
Zwei gegenläufige Entwicklungen bestimmen in Zukunft die Verhältnisse auf dem Ausbildungsmarkt: Die Zahl der Jugendlichen wird sinken und die der Erwerbstätigen, die aus Altersgründen ausscheiden, wird wachsen. Die daraus resultierende Schere wird für die Betriebe zum Problem: Sie werden immer stärker um ausbildungsinteressierte Jugendliche konkurrieren müssen. Doch droht dies ein ungleicher Kampf zu werden. Denn für Berufe mit einem schlechten Image wird es in Zukunft besonders schwierig, Ausbildungsinteressierte zu finden. Der Beitrag erforscht die Gründe und sucht nach Lösungen, um bislang unbeliebte Berufe attraktiver zu machen.
Berufliche Kompetenz kann einerseits als eine Kombination aus Wissen, Kenntnissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Motiven, Emotionen und moralischer Urteilsfähigkeit (handeln wollen und können) betrachtet werden und andererseits als gesellschaftlich bestimmte Zuständigkeit für Aufgaben und/oder Sachgebiete (handeln dürfen). Ziel des Beitrags ist es, diese beiden Bestimmungen sprachlich begrifflich voneinander abzugrenzen und sie in einer dritten Bestimmung zusammenzuführen. Berufliche Kompetenz erscheint dann als Produkt einer Wechselwirkung von individueller Auslegung von Zuständigkeiten anforderungsgemäß zu bewältigen. Die begriffliche Klärung macht sichtbar, dass die Ordnungsmittel für die Ausbildung nur bedingt einlösbare Ziele vorgeben.
Die Diskussion um die kompetenzorientierte Weiterentwicklung von Curricula ist in allen Bildungsbereichen voll entbrannt. Sowohl in der Allgemeinbildung als auch in der beruflichen Aus- und Weiterbildung werden Kompetenzkonzepte entwickelt und Vorschläge für die Weiterentwicklung kompetenzbasierter Curricula unterbreitet. Mit Hilfe eines im BIBB entwickelten Kompetenzmodells sollen Vorschläge für eine kompetenzorientierte Gestaltung von Ausbildungsordnungen aufgezeigt werden. Im Beitrag werden expemplarisch Ergebnisse der Erprobung des Kompetenzmodells anhand vier ausgewählter Berufe des dualen Systems vorgestellt.
Zusatzqualifikationen sind ein Instrument der Differenzierung und Flexibilisierung der dualen Ausbildung, das zur Attraktivitätssteigerung der Ausbildung und des jeweiligen Berufs beiträgt. Seit der Novellierung des Berufsbildungsgesetzes im Jahr 2005 können Zusatzqualifikationen in Ausbildungsordnungen integriert werden - sogenannte kodifizierte Zusatzqualifikationen. Erstmalig wird diese Möglichkeit ab August 2009 im Ausbildungsberuf Musikfachhändler/-in genutzt. Der Beitrag befasst sich mit verschiedenen Ansätzen von Zusatzqualifikationen und zeigt damit verbundene Vor- und Nachteile auf. Am Beispiel des neugeordneten Berufs Musikfachhändler/-n wird dargestellt, wie kodifizierte Zusatzqualifikationen in einem Beruf umgesetzt werden können und welche Gestaltungsmöglichkeiten sich künftig eröffnen.
Im Zuge der umfassenden Digitalisierung und Vernetzung der Produktion hat sich die Erstellung medialer Inhalte in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Damit ist ein neues Tätigkeitsfeld entstanden, das allgemein mit dem Terminus "Content-Produktion" bezeichnet werden kann. im Rahmen einer vom BIBB in Auftrag gegebenen Studie hat das MMB-Institut für Medien- und Kompetenzforschung den Wandel von Tätigkeitsfeldern in der Medienbranche untersucht und sich dabei auf Fragen der Qualifikation und der Arbeitsorganisation konzentriert. Auf dieser Grundlage formuliert das Autorenteam Empfehlungen, wie den spezifischen Qualifikationsanforderungen mit differenzierten Qualifizierungsangeboten begegnet werden kann.
Montagetätigkeiten im Handwerk haben in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Die im Montagesektor tätigen Unternehmen und einzelne Wirtschaftsverbände sehen jedoch ein großes Defizit in den Qualifikationsmöglichkeiten für Montagetätigkeiten und fordern einen eigenständigen Ausbildungsberuf für die Montage. Das BIBB griff dieses Thema auf und untersuchte im Auftrag des Wirtschaftsministeriums den qualitativen und quantitativen Qualifikationsbedarf in der Montage. Im Rahmen zweier Vorverfahren sollte geklärt werden, ob Qualifikationsdefizite bestehen und ob diese ggf. durch Modifikation bestehender Ausbildungsberufe, durch Schaffung neuer Weiterbildungsangebote oder durch Schaffung einer neuen Erstausbildung behoben werden können.
Duale Ausbildung für die Facharbeit im Konstruktionsbereich hat nach wie vor eine hohe Bedeutung - so das Ergebnis einer bundesweiten BIBB-Untersuchung bei Ausbildungsakteuren in diesem Bereich. Die dabei aktuell erhobenen Qualifikationsanforderungen kennzeichnen ein Tätigkeitsprofil, das im Wesentlichen als qualifizierte Zuarbeit zu Ingenieurarbeit im Planungs-, Entwicklungs- und Ausführungsprozess definiert werden kann. Für eine zukunftsorientierte Ausbildung in diesem Bereich ist die inhaltliche und strukturelle Berufsausgestaltung der beiden dualen Ausbildungsberufe Technischer Zeichner/Technische Zeichnerin und Technischer Produktdesigner/Technische Produktdesignerin zu überdenken.
In den letzten Jahren sind gewerblich-technische Berufe für die industrielle Produktion entstanden, die nicht mehr eindeutig den Metall-, Elektro- oder IT-Berufen zugeordnet werden können. Sie beruhen auf einem produktionstechnologischen Ansatz, der in der Einheit von Technologie, Informationstechnik und Organisation/Logistik zu sehen ist. Damit zeichnet sich ein neues Cluster "Produktionstechnologischer Ausbildungsberufe" ab. Im Beitrag soll diese Entwicklung nachvollzogen und auf einige damit in Verbindung stehende Konsequenzen hingewiesen werden. Diese betreffen Fragen der Ordnungsarbeit und der Umsetzung an den Lernorten der Berufsbildung.
Ausbildungsordnungen sind die rechtlichen Rahmenvorgaben, die die Auszubildenden zur Berufsfähigkeit durch Handlungsorientierung führen sollen. Selbständiges Planen, Durchführen und Kontrollieren sind Gegenstand der Ausbildung und in der Abschlussprüfung nachzuweisen. Untersuchungen des BIBB zeigen, dass die Handlungsorientierung im Prüfungsbereich von den Akteuren angenommen wurde, zugleich aber auch nach Jahrzehnten der Normierung enormer Handlungsbedarf insbesondere bei schriftlichen Prüfungsaufgaben besteht. Der Beitrag stellte ein BIBB-Projekt vor, in dem eine internetbasierte Anwendung zur Erstellung von handlungsorientierten Prüfungsaufgaben (Werkzeugkasten) entwickelt wurde.
Nach dem Beschluss der Bundesregierung, die seit Mai 2003 ausgesetzte Ausbildungseignungsverordnung (AEVO) ab dem 1. August 2009 wieder in Kraft zu setzen, wurde die AEVO im letzten Jahr novelliert. Es ist nach 1999 die zweite Novellierung. Gegenüber der alten Fassung wurde in der neuen AEVO das Anforderungsprofil der zukünftigen Ausbilderinnen und Ausbilder modernisiert und geschärft. Die Formulierung der berufs- und arbeitspädagogischen Eignung der Ausbilder erfolgt kompetenzorientiert in vier Handlungsfeldern. Zudem wurden inhaltliche Änderungen vorgenommen, die durch die BBiG-Novelle von 2005 und aufgrund neuer fachlicher und überfachlicher Anforderungen an das Ausbildungspersonal erforderlich waren. Die neue AEVO wurde am 21. Januar 2009 im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Der Beitrag stellt die wichtigsten Neuerungen vor.
In zahlreichen Regionen Österreichs unterstützen überbetrieblich strukturierte Vereine die Zusammenarbeit und Koordination der Lehrlingsausbildung zwischen Betrieben. Darüber hinaus existieren zahlreiche branchen- und/oder regionalspezifische Ausbildungsverbünde. Der Beitrag beschreibt, inwieweit bzw. unter welchen Bedingungen derartige Verbünde zusätzliche betriebliche Ausbildungsplätze schaffen können. Zudem wird der Frage nachgegangen, in welchem Maß die Ausbildung im Verbund gegenüber der Ausbildung in einem Betrieb ohne Verbund als qualitativ bereichernd eingestuft wird. Hierzu werden Ergebnisse einer Befragung österreichischer Betriebe vorgestellt, die im Jahre 2008 vom Österreichischen Institut für Berufsbildungsforschung (öibf) durchgeführt wurde.
Zur Verbesserung der Analysemöglichkeiten sind mit dem Berichtsjahr 2007 weitreichende Änderungen der Berufsbildungsstatistik eingeleitet worden. Statt der Aggregatdatenerfassung werden die Daten fortan als Individualdaten erhoben. Zudem wurde der Merkmalskatalog erweitert. Nicht alle Neuerungen sind in der Praxis bereits umgesetzt. Am Beispiel der schulischen Vorbildung von Auszubildenden können jedoch erste Verbesserungen gezeigt werden.
Das Gebot der Chancengleichheit in Prüfungen und damit einhergehende Fragestellungen sind immer wieder Gegenstand von Verfahren vor den Verwaltungsgerichten. Häufig sind sie mit anderen Aspekten des Prüfungsverfahrens verbunden und dienen der Rechtsprechung zur Begründung von Entscheidungen im prüfungsrechtlichen Bereich. Dies zeigt auch der neuerliche Beschluss des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes vom 3.7.2008 (AZ: 22 ZB 07.1674).